Empfehlungen für MUBI

A Girl Walks Home Alone at Night

Das düstere, feministisch-avantgardistische Vampirmärchen von Ana Lily Amirpour wurde in persischer Sprache gedreht und kommt in edler Schwarz-Weiß-Optik daher. Angesiedelt ist der Film in der Ödnis – in einer kargen Stadt namens Bad City. Dort qualmen Kraftwerke und laufen Maschinen ohne Unterlass. Leblose Körper im Straßengraben zeugen derweil vom (sowohl wirtschaftlichen als auch moralischen) Zerfall. Im Zentrum der Handlung steht zum einen der junge Arash (Arash Marandi), ein James-Dean-Nachfolger in Jeans und Lederjacke, der unter seinem drogensüchtigen Vater und dessen finanziellen Problemen zu leiden hat. Und zum anderen eine musikbegeisterte Blutsaugerin (Sheila Vand), die einen New-Wave-Madonna-Look mit einem Tschador kombiniert und bei Nacht im Ort als strafender Engel der Gerechtigkeit agiert.

• Ab dem 13. Oktober verfügbar.

Only Lovers Left Alive

Und weil der 13. des (Grusel-)Monats Oktober in diesem Jahr auf einen Freitag fällt (und wir die gleichnamige Filmreihe um Pamela und Jason Voorhees vielleicht schon ein bisschen zu oft gesehen haben), darf es direkt noch eine Vampirgeschichte sein. Die schwarzhumorige Romanze des 1953 geborenen US-Autorenfilmers Jim Jarmusch fordert die Konventionen und die Genderpolitik des (Sub-)Genres heraus und fügt dem Vampirmythos neue, reizvolle Facetten hinzu. Das kultivierte Paar Adam (Tom Hiddleston) und Eve (Tilda Swinton) bewegt sich durch die moderne Welt und versucht, keine Menschen mehr zu beißen. Als Eves jüngere Schwester, die hedonistische Ava (Mia Wasikowska), auftaucht, geraten die Dinge jedoch außer Kontrolle. In weiteren Rollen sind Anton Yelchin, John Hurt und Jeffrey Wright zu sehen.

• Ab dem 13. Oktober verfügbar.

Ich Ich Ich

Zora Rux (Jahrgang 1988) liefert hier ein sehr originelles Langfilmdebüt als Drehbuchautorin und Regisseurin. Zunächst wirkt das Ganze noch wie eine konventionelle Beziehungskomödie: Marie (Elisa Plüss) wird von ihrem Freund Julian (Thomas Fränzel) mit einem Heiratsantrag überrumpelt, ist sich allerdings noch unschlüssig. Als sich die junge Frau daraufhin erst einmal aufs Land zurückzieht, um allein im Ferienhaus ihrer Mutter in der Uckermark über alles nachdenken zu können, begibt sich das Werk indes in experimentelle Gefilde. Denn Maries Gedanken werden auf einfache und doch magische Art und Weise sichtbar gemacht, indem sie menschliche Gestalt annehmen und unentwegt auf Marie einreden. Später kommen dann sogar noch die zahlreichen „Gedankenmenschen“ vom angereisten Julian hinzu.

• Ab dem 16. Oktober verfügbar.

Empfehlung für Netflix

Zeit der Unschuld

Ja, auch dieses Genre beherrscht Martin Scorsese! Mit der Edith-Wharton-Adaption legte er 1993 ein eindrückliches Kostümdrama vor. Als Kameramann fungierte Michael Ballhaus; in den Hauptrollen glänzen drei Top-Stars. Die Geschichte spielt im New York der 1870er Jahre: Der Anwalt Newland Archer (Daniel Day-Lewis) und seine Verlobte May Welland (Winona Ryder) haben ein sorgenfreies High-Society-Leben vor sich. Doch dann taucht Mays Cousine Ellen Olenska (Michelle Pfeiffer) auf, die ihren Ehemann verlassen hat und deshalb als gesellschaftliche Außenseiterin gilt. Newland fühlt sich alsbald stark zu ihr hingezogen… Wie in seinen Gangster- und Mafiafilmen zeigt Scorsese auch hier einen Mikrokosmos mit strengen Regeln, deren Widersetzung fatale Konsequenzen hat. Die Kostüme wurden mit einem Oscar ausgezeichnet.

• Seit dem 01. Oktober im Programm.

Narziss und Goldmund

Der Österreicher Stefan Ruzowitzky setzt hier die gleichnamige Erzählung aus dem Jahre 1930 vom deutsch-schweizerischen Nobelpreisträger Hermann Hesse in Szene. Die Leinwandadaption ist starbesetztes Event-Kino mit hohem Production Value, das den queeren Gehalt der Vorlage stärker betont. Die im Mittelalter angesiedelte Geschichte erzählt von einer engen Freundschaft. Die Titelhelden lernen sich im Kindesalter in der Klosterschule Mariabronn kennen. Als junge Erwachsene stehen sie sich immer noch nahe, obwohl sie charakterlich völlig unterschiedlich sind: Während sich der zurückhaltende Narziss (Sabin Tambrea) dem Dienen Gottes verschrieben hat, zieht es den aufbrausenden Goldmund (Jannis Niewöhner) hinaus in die Welt.

• Seit dem 01. Oktober im Programm.

Resistance – Widerstand

In seinem biografischen Drama befasst sich der 1978 in Caracas geborene Drehbuchautor und Regisseur Jonathan Jakubowicz mit den frühen Lebensjahren des berühmten französischen Pantomimen Marcel Marceau (1923-2007). Das Werk zeigt zum einen, wie der junge Mann in Kriegszeiten zum politischen Aktivisten wird, und schildert zum anderen, wie der spätere Star sein Talent, insbesondere Kinder mit seiner Kunst zu begeistern, entdeckt. Jesse Eisenberg verkörpert den Vollblut-Pantomimen mit Ecken und Kanten und lässt dadurch erahnen, welch faszinierende und zugleich mit sich selbst kämpfende Persönlichkeit Marcel Marceau war. Zudem zählen Clémence Poésy, Matthias Schweighöfer, Ed Harris und Karl Markovics zum Cast.

• Ab dem 15. Oktober im Programm.

Empfehlung für Amazon Prime

Sweethearts

Karoline Herfurth (Jahrgang 1984) hat in vielen Werken ihr Schauspieltalent demonstriert, etwa in Caroline Links Im Winter ein Jahr (2008). Mit der romantischen Komödie SMS für dich gab sie 2016 ihr gelungenes Regiedebüt. Drei Jahre später folgte dann dieses Roadmovie, in dem sie als ihre Co-Stars Hannah Herzsprung und Frederick Lau castete. Abermals schafft sie es, für rundum charmante Unterhaltung zu sorgen. Mit Humor und Tiefgang erzählt Herfurth auch hier eine anrührende Geschichte und kombiniert diese mit Genre-Elementen. Während SMS für dich die Begeisterung für US-RomComs im Stil von Schlaflos in Seattle (1993) erkennen lässt, offenbart Sweethearts eine beeindruckende Kenntnis der Krimikomödienkunst.

• Seit dem 03. Oktober verfügbar.

Empfehlungen für Filmfriend

Giraffe

Die deutsch-dänische Co-Produktion erzählt von den Häusern und Menschen auf Lolland, die einem großen Bauprojekt weichen müssen – und von der 38-jährigen, aus Dänemark stammenden Ethnologin Dara (Lisa Loven Kongsli), die im Auftrag eines Museums alles auf der Insel dokumentieren soll. Das Werk ist der zweite Langfilm der Drehbuchautorin und Regisseurin Anna Sofie Hartmann, die sich überaus feinfühlig und ruhig mit Orten und Erinnerungen auseinandersetzt. Es geht darum, dass etwas einerseits vergänglich und flüchtig ist und andererseits doch ewige Spuren hinterlässt. An einer Stelle liest die Protagonistin aus Rebecca Solnits A Field Guide to Getting Lost vor – einer Abhandlung über Die Kunst, sich zu verlieren (so der deutsche Titel). Dieser Kunst widmet sich Hartmann auf elegische, aber durchaus auch lebensnahe Weise.

Alle Filme neu auf www.filmfriend.de kostenlos mit dem Bibliotheksausweis streambar. Alle Infos gibt es hier: https://weristdabei.filmfriend.de/

Empfehlung für Sooner

Der Sonnenkönig

Der katalanische Künstler Albert Serra zeigt die letzte Stunde im Leben des französischen Monarchen Ludwig XIV. – allerdings nicht in Form eines biografischen Historienfilms, sondern als 62-minütige Performance, live dargeboten von Lluís Serrat mit turmhoher Perücke vor den Besucher:innen einer Lissaboner Kunstgalerie im Jahr 2017. Alles ist dabei in rotes Licht getaucht. Ein tragikomisches Erlebnis!

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