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Streaming-Tipps

Unsere Streaming-Empfehlungen für Februar 2024

Ein Beitrag von Andreas Köhnemann

Fassbinder, Balletttanz und Alltagspoesie – das ist das neue Film-Angebot auf MUBI, Netflix, Amazon Prime, Filmfriend und Sooner.

Meinungen
Paterson / Neneh Superstar / Angst essen Seele auf
Paterson / Neneh Superstar / Angst essen Seele auf

Empfehlungen für MUBI

 

Sein Name lässt das Herz vieler Cineast:innen weltweit höher schlagen: Der deutsche Filmemacher Rainer Werner Fassbinder (1945-1982) war ein Meister des Melodrams und ein schonungsloser Analyst seiner Zeit. Davon können wir uns in diesem Monat auf MUBI mit einer kleinen Auswahl aus seinem umfangreichen Œuvre überzeugen, darunter sein Spielfilmdebüt Liebe ist kälter als der Tod (1969), das emotionale Kammerspiel Die bitteren Tränen der Petra von Kant (1972) und das wuchtige queere Drama In einem Jahr mit 13 Monden (1978). Eine Aufzählung der großartigen Cast-Mitglieder dieser Werke würde vermutlich einen ganzen Tag beanspruchen, daher sagen wir einfach nur: Margit Carstensen. Das sollte als Anreiz genügen.

Seit dem 02. Februar verfügbar.

 

Mit Pauline am Strand (1983) hat der französische Regisseur Éric Rohmer einen äußerst stimmungsvollen Sommerurlaubsfilm gedreht, in dem zum einen die nötige Leichtigkeit zu spüren ist, die mit der warmen Jahreszeit und mit dem Strand als Schauplatz assoziiert wird, und in dem zum anderen in distinguierten Dialogen über aufwühlende Emotionen und (junge) Liebe gesprochen wird. Im Zentrum steht die 15-jährige Titelheldin (Amanda Langlet), die in einem Ferienhaus in der Normandie eine Zeit der Zerstreuung verbringen will. Amouröse Vergnügen werden in Gang gesetzt – aber können die frischen Beziehungen die Hochphase der sonnigen Tage überdauern?

Seit dem 06. Februar verfügbar.

 

Empfehlung für Netflix

 

Die 14 Episoden umfassende Miniserie basiert auf dem gleichnamigen Roman von David Nicholls, der (ebenfalls unter diesem Titel) auch schon 2011 von Lone Scherfig für die Kinoleinwand (mit Anne Hathaway und Jim Sturgess in den Hauptrollen) verfilmt wurde. In bester Harry und Sally-Tradition geht es um den Wandel von Freundschaft zur ganz großen Liebe. Im Laufe von 20 Jahren treffen Emma und Dexter (hier verkörpert von Ambika Mod und Leo Woodall) immer wieder aufeinander – stets am 15. Juli. Ob die beiden irgendwann endgültig als Paar zueinanderfinden werden?

Seit dem 08. Februar im Programm.

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Empfehlungen für Amazon Prime

 

Der Drehbuchautor und Regisseur Ramzi Ben Sliman erzählt von der zwölfjährigen Neneh Gnaoré (Oumy Bruni Garrel), die das Ziel verfolgt, die erste Schwarze Ballerina an der Pariser Oper werden. Sie stammt aus einem der Pariser Banlieues; ihre Eltern Martine (Aïssa Maïga) und Fred (Steve Tientcheu) unterstützen sie, ohne zu viel Druck auszuüben. Im Laufe des Plots weist der Film auf die strukturelle Diskriminierung hin, die an Orten wie einer Ballettschule herrscht; wiederholt sieht sich die adoleszente Heldin einer Benachteiligung ausgesetzt, etwa wenn es um die Besetzung der Rollen in einem Stück geht. Die Hauptdarstellerin Oumy Bruni Garrel (Tochter des Schauspiel-/Regie-Ex-Paares Valeria Bruni Tedeschi und Louis Garrel) spielt mit bemerkenswerter Energie.

Ab dem 16. Februar verfügbar.

 

Der Film des Engländers Alex Garland beginnt als Drama um eine junge Frau, die aufs Lands reist, um sich von einer traumatischen Erfahrung zu erholen. Was Harper (Jessie Buckley) erleben musste, wird erst allmählich klar. In Rückblenden fängt Garland eine toxische Ehe ein, der die Protagonistin zu entkommen versuchte. Clever streut der Regisseur Irritationen ein, wenn Harper sich etwa mit ihrem seltsam wirkenden Vermieter unterhält oder wenn sie später einen Waldspaziergang unternimmt und dabei von einem nackten Mann überrascht wird, der sich bald als Bedrohung erweist. Langsam baut sich eine Atmosphäre des schleichenden Unbehagens auf, ehe die Horrorelemente immer stärker in den Vordergrund treten. Im letzten Drittel lässt das Werk mit seinen virtuosen Effekten an den Schocker The Thing (1982) von John Carpenter denken.

Ab dem 20. Februar verfügbar.

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„Love Will Tear Us Apart“, sang Ian Curtis im gleichnamigen Song seiner Post-Punk-Band Joy Division. In seinem Spielfilmdebüt Control (2007) schildert der niederländische Fotograf Anton Corbijn das (leider sehr kurze) Leben des britischen Künstlers. Ian Curtis (charismatisch verkörpert von Sam Riley) machte bereits in seiner Jugend Erfahrungen mit Drogen. Mit knapp 20 Jahren gründete er eine Band, die alsbald großen Erfolg hatte. Doch als seine Ehe mit der zurückhaltenden Debbie (Samantha Morton) scheiterte und sich seine Epilepsie verschlimmerte, nahm sich der Sänger am Vorabend des Aufbruchs zur Amerika-Tournee das Leben. Corbijn und sein Kameramann Martin Ruhe erzählen dies in eindrücklichen Schwarz-Weiß-Bildern.

Ab dem 28. Februar verfügbar.

 

Empfehlungen für Filmfriend

 

Die dritte Regie- und Drehbucharbeit des türkischen Filmemachers Emin Alper befasst sich mit familiären Problemen in einem abgelegenen Bergdorf in Anatolien. Im Mittelpunkt stehen der verwitwete Vater Şevket (Müfit Kayacan) und dessen drei Töchter Reyhan (Cemre Ebüzziya), Havva (Helin Kandemir) und Nurhan (Ece Yüksel), die plötzlich alle wieder in der kleinen Hütte des Vaters zusammentreffen. Die Grausamkeit des Patriarchats wird hier ebenso gezeigt wie die soziale Ungerechtigkeit innerhalb der Gemeinde – etwa wenn der mittellose Viehhüter Veysel (Kayhan Açikgöz), der mit Reyhan verheiratet ist, den anderen seine Not mitzuteilen versucht.

 

Der bedächtige Busfahrer und Hobbypoet Paterson (Adam Driver) lebt mit seiner Ehefrau Laura (Golshifteh Farahani) und der englischen Bulldogge Marvin in der Kleinstadt, nach der er benannt wurde: Paterson im US-Bundesstaat New Jersey. Sein Dasein ist beschaulich und von Routine geprägt. Durch seine Genügsamkeit und Ambitionslosigkeit ist der titelgebende Protagonist ein ungewöhnlicher Held. Der Indie-Filmemacher Jim Jarmusch und seinem Kameramann Frederick Elmes gelingt es derweil, in dem industriestädtischen Setting viel erstaunliche Schönheit zu entdecken. Die von Paterson verfasste Alltagslyrik stammt von dem Dichter Ron Padgett aus Oklahoma; sie findet ihre Inspiration in vermeintlich Banalem wie Streichhölzern. Adam Driver, der in seinen Rollen sonst eher exzentrisch daherkommt, interpretiert den Titelpart mit einer angenehmen Zurückhaltung.

Alle Filme neu auf www.filmfriend.de kostenlos mit dem Bibliotheksausweis streambar. Alle Infos gibt es hier: https://weristdabei.filmfriend.de/

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Empfehlung für Sooner

 

Juliane (Birte Schnöink) ist angereist, da ihre 64-jährige, schwer kranke Mutter Kerstin (Elsie de Brauw), die in einem Pflegeheim lebt, einen Punkt erreicht hat, an dem es keine Hoffnung auf Heilung mehr gibt. Weil Sterbehilfe in Deutschland verboten ist, hat Kerstin den Entschluss gefasst, keine Nahrung und keine Flüssigkeit mehr zu sich zu nehmen, um ihr Leben selbstbestimmt beenden zu können. Jessica Krummacher erzählt in ihrem neuen Werk eine ganz persönliche Geschichte. Sie fiktionalisiert das Autobiografische, behält dabei aber das Brutale und Rohe der wahren Begebenheiten bei. Dies führt zu einer interessanten Mischung aus einer dokumentarischen Sorgfalt in der Beobachtung und überaus kunstvoll komponierten Aufnahmen sowie einer zugespitzten Sprache.

Neu auf https://sooner.de/de im Monats- oder Jahresabo.

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