Pauline am Strand (1983)

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Humorige Reflexionen über die Verhältnisse der Liebe

Auch wenn in diesem Film ausgiebig und mehr über die Liebe gesprochen wird und die Handlung sich beinahe ausschließlich aus Liebesanbahnungen und –verwicklungen zusammensetzt, ist dieser sicherlich kein typischer Liebesfilm. Pauline am Strand / Pauline à la plage des französischen Regisseurs Eric Rohmer aus dem Jahre 1982 stellt vielmehr nahezu eine milde Satire zu dem großen Thema dar, die dieses und sein filmisches Genre mit sanftem Biss attackiert, ohne dabei die Empfindungen seiner Figuren – am wenigsten die der jugendlichen Pauline – zu verspotten. Denn neben den humorigen Aspekten ist es durchaus eine sensible Geschichte über die zarten und hitzigen Gefühle innerhalb der Liebeswirren, die bei dem Teenager gar zum ersten Mal hereinbrechen – oder auch nicht.

Die 15jährige Pauline (Amanda Langlet) und ihre um einiges ältere Cousine Marion (Arielle Dombasle), die sich gerade von ihrem Ehemann getrennt hat, treffen an der französischen Atlantikküste ein, um für eine kleine Weile Ferien am Strand zu machen. Rasch wird deutlich, dass das Hauptinteresse beider Frauen zum anderen Geschlecht hin orientiert ist, das sich auch bereits in Gestalt des ungestümen, romantischen Pierres (Pascal Greggory), des mittelalten Verführers Henri (Féodor Atkine) und des jugendlich-coolen Sylvains (Simon de la Brosse) um sie scharrt, und schließlich ist noch die kesse Louisette (Rosette) im Spiel um Zuneigung, Begehren und Eifersucht mit von der Partie. Dreht sich auch alles um die Liebe oder das Praktizieren derselben, so doch in völlig unterschiedliche Richtungen, und das mitunter auch bei ein und derselben Person.

Pauline am Strand / Pauline à la plage gehört einem Schaffenszyklus Rohmers an, den der Regisseur 1981 mit Die Frau des Fliegers / La femme de l’aviateur begann, mit „Comédies et proverbes“ – Komödien und Sprichwörter – überschrieb und zu dem vier weitere seiner Filme gehören, die bis 1986 entstanden sind. Die augenscheinliche Besonderheit dabei liegt darin, dass jedem Film ein (abgewandeltes) Sprichwort zugeordnet wurde, das dessen Thema pointiert oder karikiert – ein sehr schönes Detail, das sich durchaus als vielschichtiger erweisen kann, als es zunächst den Anschein hat. Im Falle der rasanten Komödie um die Anziehung der Geschlechtsgewalten gibt Rohmer seinen Zuschauern ein Wort des altfranzösischen Literaten Chrétien de Troyes mit auf den Weg des filmischen Erlebens: „Qui trop parole, il se mesfait“ – Wer zu viel redet, verliert sich selbst –, was selbstverständlich bestens zur dialoglastigen Erzählstruktur und den wortreichen Wendungen und Windungen der Protagonisten passt.

Rohmer gewann für dieses Werk um die turbulent verstrickten Beziehungen seiner Figuren während einiger sommerlicher Tage an der Küste, in die er geschickt und scharfsichtig einige grundlegende Aspekte und Fallstricke der einschlägigen Kommunikation dieses zwischenmenschlichen Terrains integriert, den Silbernen Bären der Berliner Filmfestspiele für die Beste Regie, die Auszeichnung der Internationalen Filmkritik FIPRESCI sowie den Preis der Französischen Filmkritik. So leicht, wie der Film in die Verwicklungen eintritt, verlässt er sie auch wieder, in einem geradezu ein wenig enttäuschend flüchtigen Finale, das den Zuschauer mit dem Ausbleiben einer überraschenden Wendung ereilt – so kann es gehen, mit der Liebe.
 

Pauline am Strand (1983)

Auch wenn in diesem Film ausgiebig und mehr über die Liebe gesprochen wird und die Handlung sich beinahe ausschließlich aus Liebesanbahnungen und –verwicklungen zusammensetzt, ist dieser sicherlich kein typischer Liebesfilm.

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