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Film – Kino – Date II

Ein Beitrag von Andreas Köhnemann

Tränen und Glücksgefühle. Die Wunscherfüllung einer Tüte. Sandwiches beim gemeinsamen Fantasy-Ausflug. Eine Fortsetzung unserer Textserie zum Thema Kino und Liebe.

Meinungen
"A Christmas Story Christmas – Leise rieselt der Stress" / "Waves" / "The Vigil – Die Totenwache"
"A Christmas Story Christmas – Leise rieselt der Stress" / "Waves" / "The Vigil – Die Totenwache"

Klar, ich kann mit dir zusammen mitten in der Nacht im Bett „Nowhere“ schauen – in der Hoffnung, dass dir der Film so viel bedeuten wird wie mir. Ich kann mit dir auf dem Sofa die Golden Girls bingen, um zu testen, wer von uns Rose Nylund und wer von uns Sophia Petrillo ist. Du kannst mir Videos auf YouTube zeigen, die mich davon überzeugen sollen, dass The Big Bang Theory tatsächlich lustig ist (hat bisher nicht geklappt, sorry!). Darauf will ich nicht verzichten. Aber nichts wird mir auf ewig so lebhaft in Erinnerung bleiben wie all unsere gemeinsamen Kinobesuche.

Als wir uns kennenlernten, konnten wir erst mal pandemiebedingt monatelang nicht ins Kino gehen. Da habe ich mich manchmal gefragt: „Woher soll ich eigentlich wissen, ob wir als Paar funktionieren, wenn ich dich noch nie neben mir im Kino erlebt habe?“ Ja, so bin ich. Dann kam der Sommer: 18. Juli 2020, 20.30 Uhr, Rollberg Kino in Neukölln, Saal 1, Reihe 12, Sitz 8 und 9. Selbstverständlich hängt das Ticket an meiner Kühlschranktür. Waves von Trey Edward Shults haben wir an diesem Tag gesehen. Du hast Tränen vergossen – und mich als kalt bezeichnet, weil ich es nicht getan habe. Wahrscheinlich, weil ich einfach zu glücklich war. Der Film ist tieftraurig – und ich habe alles darin total positiv interpretiert. Zum Glück habe ich nicht professionell über ihn geschrieben; es wäre ein unrettbar verblendeter Text geworden. Wegen des guten Gefühls, endlich mit dir in einem öffentlichen Raum einen Film schauen zu können.

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Zu unserem Kinobesuch von The Vigil – Die Totenwache hast du eine aus dem Flugzeug entwendete (unbenutzte) Spucktüte mitgebracht, auf der stand: „Ich wäre lieber eine Popcorn-Tüte“. Du meintest, du wolltest ihr diesen Wunsch unbedingt erfüllen. Der Popcorn-Verkäufer hat uns ein bisschen schief angeguckt. Ich war da natürlich schon längst verliebt in dich – ansonsten wäre es wohl spätestens in diesem Moment passiert. Bei Konosuba: Legend of Crimson hatten wir beide einen schlechten Tag. Wir sind uns, nebeneinandersitzend in unseren Kinosesseln, so richtig auf die Nerven gegangen – aber der schräge Humor des Films hatte vielleicht eine vermittelnde, versöhnende Wirkung. Bei On the Rocks hast du laut über Bill Murray gelacht; ich mochte Rashida Jones deutlich lieber. Soll ein Psychoanalyse-Profi doch herausfinden, was das über uns aussagt. Bei Nope haben wir uns immerhin über dieselben Sachen amüsiert. Bei Bones and All waren wir ungewohnt still, haben jedoch im Anschluss mehr über diesen Film geredet als über jeden anderen.

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Als ich vorgeschlagen habe, beim Fantasy Filmfest zwei Filme hintereinander zu schauen, hast du mir in einer Sprachnachricht von deinem Plan erzählt, Sandwiches zu machen und sie mitzubringen. Das fand ich unfassbar toll: ein Kinotag als abenteuerlicher Ausflug, mit Pausenbroten in der Tupperware. Ein Ultramarathon für Augen und Ohren, eine kollektive sensuelle Kraftanstrengung mit allen anderen Genre-Fans im Saal. Und wir beide mittendrin als kleines Zweierteam im Kuschelsitz, mit optimaler Verpflegung, dank dir.

Bei A Christmas Story Christmas – Leise rieselt der Stress haben wir unsere Regel gebrochen, nur in der letzten Sitzreihe rumzuknutschen, um die anderen Besucher:innen nicht bei der Filmsichtung zu stören. Schon ein bisschen peinlich. Aber es war kurz vor Weihnachten. Die Leute haben uns das sicher verziehen. Womöglich waren sie ja auch selbst alle mit sich und ihren Sitznachbar:innen beschäftigt. Das ist, finde ich, ein schöner Gedanke. Ich liebe dich – und ich liebe es, mit dir im Kinodunkel zu sitzen, egal ob wir (gemeinsam) lachen oder weinen, knuspern oder knutschen, uns nerven oder einfach schweigen.

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