zurück zur Übersicht
Specials

Couchperle: Abenteuerfilme

Indiana Jones stürzt sich ein letztes Mal ins Abenteuer. Das Ende einer Ära. Wer nun Lust auf Abenteuer bekommen hat, dem seien folgende Filme und Reihen ans Herz gelegt.

Meinungen
Die unendliche Geschichte / Lara Croft: Tomb Raider / Indiana Jones
Abenteuernde: Lara Croft, Indiana Jones, Drache Fuchur?

Einen Abenteuerfilm erkennt man wohl vor allem an seinem Plot – die Helden erleben ein Abenteuer – und an seinen Settings, die die Helden aus dem Komfort ihrer eigenen vier Wände herausreißen sollten. Dabei müssen nicht immer Mäntel und Degen im Spiel sein, allerdings sind ungewöhnliche Schauplätze und Ereignisse tragend, auch für die Entwicklungen der Figuren.

Einer, den man schon auf den ersten Blick als Abenteurer erkennen kann ist Indiana Jones. Am 29. Juni kommt der fürs erste letzte Teil der ikonischen Reihe in die deutschen Kinos. Aus diesem Anlass fragt sich die Kino-Zeit-Redaktion an Hand einiger Lieblingsbeispiele: Was kann neben einem Archäologen, der in fremden Länden mysteriöse Artefakte sucht noch einen Abenteuerfilm ausmachen? Und sind es eigentlich immer Männer, die das Privileg haben, sich auf gefährliche Reisen zu begeben? Nein. Auch Frauen und sogar Insekten erleben in dieser Filmsammlung Abenteuer.

Die unendliche Geschichte (1984)

Abenteuerfilme sind oft Familienfilme, schließlich träumen Kinder davon, Abenteuer zu erleben und Kinder- und Jugendliteratur ist voll eskapistischer Erzählungen, in denen man fremde Welten bereist, neue Freund*innen findet und über sich hinaus wächst. Michael Endes Roman Die unendliche Geschichte ist davon freilich schon die Meta-Version und macht die Fantasie und das Hinfernträumen selbst zum Thema. Die Filmadaption ist Hollywood made in Germany. Wolfgang Petersen findet passende Bilder für abstrakte Konzepte wie „das Nichts“, das das Land Phantásien nach und nach verschlingt.

Externen Inhalt ansehen?

An dieser Stelle möchten wir Ihnen ein externes Video von YouTube präsentieren. Dafür benötigen wir Ihre Zustimmung in die damit verbundene Datenverarbeitung. Details in unseren Angaben zum Datenschutz.

Zustimmen und ansehen

Die Darstellung des Landes selbst und seiner Bewohner durch Miniaturbauten aus Gips, Plüsch und Pappmaschee sowie ein bisschen frühe Computertricktechnik schafft das Kunststück, märchen- und rätselhaft zu bleiben und die Fantasie weiterhin anzuregen. Der Film adaptiert allerdings nur die erste Hälfte des Buchs und erst sechs Jahre später erschien eine Fortsetzung. Nicht nur deshalb fand Michael Ende, der Film entferne sich zu weit von seinen Ideen und lies seinen Namen aus den Credits streichen.

Der Film konzentriert sich aber auf die Botschaft, Kindern auf keinen Fall ihre Fantasie auszutreiben – auch wenn sie mal die Schule schwänzen, um ein Buch zu lesen. Weil die Fantasie geradezu eine Superkraft sein kann. Nicht nur fremde Länder werden sich hier ausgemalt, sondern gleich eine ganze Welt voller Zwischenwesen, und man kann nicht nur auf Pferden reiten, sondern auch auf einem sogenannten Glücksdrachen. Man kann aber auch lernen, mit Düsternis und Tod umzugehen, so etwa wenn Atreyus Pferd von „der Traurigkeit“ verschlungen wird, dargestellt als Sumpf. Die unendliche Geschichte ist deshalb alles andere als sorglos und bonbonfarben, weil Geschichten für Kinder das auch nicht sein müssen. Sie ist aber im Herzen eine Abenteuergeschichte, und zwar eine besonders fantasievolle.

von Mathis Raabe

Lara Croft: Tomb Raider (2001)

Als Actionfilm ist Simon Wests Videospielverfilmung ein bisschen hölzern, gemessen an dem Standard, den um die Jahrtausendwende Mission: Impossible oder Matrix gesetzt hatten. Als Abenteuerfilm hakt er aber einiges ab – es werden ordentlich Flugmeilen zurückgelegt, antike Kulturen exotisiert und Artefakte aus Tempeln geplündert, um irgendeine Prophezeiung abzuwenden. Vergleiche mit dem Kollegen mit Hut und Peitsche sind naheliegend.

Externen Inhalt ansehen?

An dieser Stelle möchten wir Ihnen ein externes Video von YouTube präsentieren. Dafür benötigen wir Ihre Zustimmung in die damit verbundene Datenverarbeitung. Details in unseren Angaben zum Datenschutz.

Zustimmen und ansehen

Und auch wenn die Kamera sie gerne mal unter der Dusche beobachtet, spielt Angelina Jolie eine durchaus emanzipierte Lara Croft. Für Männer – etwa einen Archäologiekollegen, gespielt von Daniel Craig – hat sie wenig übrig, sie sind auch allesamt ziemlich nutzlos und im geheimen Quartier kocht nur die Mikrowelle. Zugegeben: Die Abwesenheit eines Geliebten denkt das Skript mit Daddy Issues begründen zu müssen. Die Figur gibt sich aber gar nicht mal so gut für einen objektifizierenden Blick her, wie das Poster es vermuten lässt.

Charmante Eigenheit: Die CGI, die sehr nach 2001 aussieht, überträgt auch die Videospiel-Logik auf die Leinwand, dass Rätsel gelöst und Puzzleteile verbunden werden müssen, um voranzukommen. Außerdem ist Lara Croft gleich mehrfach mit süßem Schlittenhund-Antrieb unterwegs. Das kann Indiana Jones nicht behaupten.

von Mathis Raabe

Stand by Me (1986)

In diesem Film gibt es keine Actionszenen, keinen wagemutigen Archäologen oder gar einen Schatz. Sicherlich würde man Stand by Me eher im Genre des Coming- of-Age-Films verorten. Doch gibt es eigentlich ein größeres Abenteuer, als mit der kleinen Bande aufzubrechen und durch die Wälder zu streifen? Einer der Gründe, warum diese Verfilmung einer Kurzgeschichte von Stephen King bis heute nichts an ihrer Faszination eingebüßt hat, liegt in der empathischen Nähe zu ihren Protagonisten: Vier Jungs brechen auf, um die Leiche eines Jugendlichen zu finden, der wohl entlang der Bahngleise von einem Zug erfasst wurde. Da gibt es das obligatorische Baumhaus, die eilig gepackten Rucksäcke und gefährliche Situationen, die gemeinsam gemeistert werden müssen. Rob Reiners Film funktioniert in der Tat wie ein Abenteuerroman für Kinder, während sich die Erwachsen wohl eher für die Tragik der Erinnerung und den Verlust der Unschuld interessieren dürften.

Externen Inhalt ansehen?

An dieser Stelle möchten wir Ihnen ein externes Video von YouTube präsentieren. Dafür benötigen wir Ihre Zustimmung in die damit verbundene Datenverarbeitung. Details in unseren Angaben zum Datenschutz.

Zustimmen und ansehen

Wenn man den Film heute sieht, sehnt man sich nach dieser ruhigen Erzählweise des Abenteuers. Wer es ein wenig krawalliger mag, kann auch gern zum ähnlich zauberhaften Goonies greifen. Es braucht nicht viel, keine Explosionen und überdimensionierte CGI-Welten, damit wir ein Abenteuer erleben. Die Kindheit selbst ist ein Abenteuer. Wer Glück hat, der findet ein Piratenschiff oder Freunde für’s Leben.

Schade ist nur, dass es bis heute wenige weibliche Versionen von einem derartigen Abenteuer gibt, oder solche, in denen die Figuren nicht allesamt weiß sind. Das schmälert den Zauber dieses Films in keinster Weise, ist filmhistorisch jedoch ziemlich wichtig: Denn wenn wir etwas brauchen, dann sind es Geschichten, die unserer Welt gerecht werden – und diese Welt hat noch eine Vielzahl von Perspektiven. Sehen wir es als Chance und Aufforderung, noch mehr und andere Geschichten zu erzählen. 

von Sebastian Seidler

Sorcerer (1977)

William Friedkin hat es gewagt, einen zeitlosen Klassiker völlig anders zu interpretieren: Aus dem bereits hochspannenden und existenziellen Lohn der Angst (1953) wird in Scorcer (1977) eine größenwahnsinnige, ja beinahe mythisch überhöhte Abhandlung über Schicksal und Schuld. Vier Männer mit zweifelhaften Vergangenheiten finden in einem südamerikanischen Dorf zusammen. Allesamt wollten sie auf die eine oder andere Weise ihr altes Leben hinter sich lassen. Ein Leben ist das allerdings nicht mehr – eher eine langsame Verwesung. Als auf einem Ölfeld ein fatales Feuer ausbricht, sehen sie ihre Chance gekommen: Sie sollen in zwei Teams hochexplosives Nitroglycerin durch den Dschungel an den Unglücksort transportieren, damit die Flammen durch eine gezielte Explosion erstickt werden können. Im Grunde ist es eine Selbstmordmission, da bereits kleinste Erschütterungen ausreichen, die Ladung zur Detonation zu bringen. Eine Reise gegen den Tod beginnt.

Externen Inhalt ansehen?

An dieser Stelle möchten wir Ihnen ein externes Video von YouTube präsentieren. Dafür benötigen wir Ihre Zustimmung in die damit verbundene Datenverarbeitung. Details in unseren Angaben zum Datenschutz.

Zustimmen und ansehen

Scorcer ist – allerdings nur in der ungeschnittenen Fassung – ein Gesamtkunstwerk. Der Synth-Soundtrack von Tangerine Dream ist effektiv gegen die Natur eingesetzt, gibt der Szenerie ein unheimliches Eigenleben. Die Trucks werden wie animalische Monster inszeniert, als seien die Fahrzeuge die eigentlichen Hauptfiguren. Und die Szene, in der ein reißender Fluss auf einer Holzbrücke überquert werden muss, ist in ihrer Spannung kaum zu ertragen: Der Montage gelingt es, die prekäre Einheit aus Mensch und Maschine als kräftezehrende Schicksalsgemeinschaft zu einer körperlichen Seherfahrung werden zu lassen. Ein atemloser Abenteuerfilm über die Unausweichlichkeit des Schicksals.

von Sebastian Seidler

Die Winzlinge und Die Winzlinge 2

Nicht nur Menschen können Abenteuern bestreiten — auch Marienkäfer sind dazu fähig. Zumindest wenn man der französischen Produktion Die Winzlinge — Operation Zuckerdose und seinem Nachfolger Die Winzlinge — Abenteuer in der Karibik glauben darf. Die zeichnen sich nicht nur durch ihren Stil aus, bei dem computeraniminierte Insekten in echte Landschaften gerendert wurden, oder dadurch, dass sie komplett auf Sprache verzichten und ihre Figuren stattdessen ausschließlich über Hup-, Pfeif- und ähnliche Geräusche kommunizieren lassen. Sie funktionieren auch als Abenteuerfilme ganz famos, und zwar für Jung und Alt.

Externen Inhalt ansehen?

An dieser Stelle möchten wir Ihnen ein externes Video von YouTube präsentieren. Dafür benötigen wir Ihre Zustimmung in die damit verbundene Datenverarbeitung. Details in unseren Angaben zum Datenschutz.

Zustimmen und ansehen

Beide Teile drehen sich um einen Marienkäfer, der den Weg nach Hause sucht und dabei, wie es sich für einen guten Abenteuerfilm gehört, nicht nur auf zahlreiche Gefahren, sondern auch auf neue Freunde trifft, darunter etwa Ameisen oder die niedlichste Vogelspinne der Filmgeschichte. Die Figuren sind dabei immer in Bewegung, jede Szene bringt einen neuen Schauplatz mit sich — auch das ein Merkmal eines guten Abenteuerfilms. Und nicht zuletzt untergräbt Die Winzlinge dabei das nicht selten gewollt daherkommende Epochale des Genres auf humorvolle Weise durch seinen Stil. Die winzigen kleinen Panoramen, Wesen und Gegenstände werden auf teils riesige Größe aufgeplustert — untermalt mit entsprechend bombastischer Musik. Da muss man mehr als nur einmal schmunzeln. Und auch das gehört zu einem guten filmischen Abenteuer ja dazu: der Spaß an der Sache.

von Christian Neffe

African Queen (1951) und die vielen zankenden Abenteuer-Duos

African Queen ist eine Adaption des 1935 erschienenen Romans von C. S. Forester. Der Regisseur John Huston setzt hier Humphrey Bogart und Katharine Hepburn als Kapitän und Missionarin in Szene, die sich Anfang des Ersten Weltkriegs gemeinsam diversen Strapazen auf dem titelgebenden Dampfboot stellen müssen und im Laufe einiger herrlicher Wortgefechte zum Liebespaar werden.

Externen Inhalt ansehen?

An dieser Stelle möchten wir Ihnen ein externes Video von YouTube präsentieren. Dafür benötigen wir Ihre Zustimmung in die damit verbundene Datenverarbeitung. Details in unseren Angaben zum Datenschutz.

Zustimmen und ansehen

Die Mischung aus Screwball-Humor, Action und Abenteuer mit Star-Besetzung sowie eindrücklichen Schauwerten wurde zu einem Kino-Erfolgsrezept, das später immer wieder kopiert wurde – etwa in Robert ZemeckisDie Jagd nach dem grünen Diamanten (1984) mit Michael Douglas und Kathleen Turner, in Jaume Collet-Serras Jungle Cruise (2021) mit Dwayne Johnson und Emily Blunt oder in The Lost City – Das Geheimnis der verlorenen Stadt (2022) von den Brüdern Aaron und Adam Nee mit Sandra Bullock und Channing Tatum. Ein weniger bekannter, aber besonders vergnüglicher Vertreter dieser Genremix-Formel ist noch Ivan Reitmans Sechs Tage, sieben Nächte (1998), mit Harrison Indy himself Ford und der wunderbaren Anne Heche.

Die Filme funktionieren immer dann, wenn die Chemie zwischen dem Leinwand-Duo stimmt und die Gefahren und Herausforderungen, denen sich das Paar stellen muss, auch mit der nötigen Körperkomik dargeboten werden können. Bogart und Hepburn haben es perfekt vorgemacht, weshalb das Werk, das teilweise in dem Fischerdorf Butiaba am Albertsee im Nordwesten Ugandas und im Murchison-Falls-Nationalpark gedreht wurde, auch heute noch zu begeistern vermag.

von Andreas Köhnemann

Meinungen