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In John Hustons „African Queen“ glänzen Humphrey Bogart und Katharine Hepburn mit virtuosen Wortgefechten und in der Bezwingung von Strapazen.

African Queen (1951)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Das Chaos umarmen

Mit „African Queen“, einer Adaption des 1935 veröffentlichten Romans von C. S. Forester, gelang der Regie-Legende John Huston (1906-1987) im Jahr 1951 ein Werk, das den Humor einer Screwball-Comedy stimmig mit der wilden Action eines Abenteuerfilms kombiniert. Der Genre-Mix lebt zum einen von der Chemie zwischen den Hollywood-Stars Humphrey Bogart (1899-1957) und Katharine Hepburn (1907-2003) und zum anderen von seinen beachtlichen Schauwerten, die teilweise durch einen aufwendigen Dreh vor Ort erzielt wurden.

Erzählt wird von der strengen Missionarin Rose Sayer (Hepburn), die zu Beginn des Ersten Weltkrieges in einem abgelegenen Dorf in der Kolonie der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft mit ihrem Bruder, dem Pastor Samuel (Robert Morley), tätig ist. Als die kleine Siedlung von deutschen Soldaten niedergebrannt wird und Samuel im Delirium stirbt, ist Rose auf die Hilfe des raubeinigen Kapitäns Charlie Allnutt (Bogart) und dessen titelgebendes Dampfboot angewiesen. Gemeinsam muss das ungleiche, zunächst hauptsächlich zankende Paar eine Fahrt auf einem kaum schiffbaren Strom bewältigen – wodurch es sich natürlich nach diversen Scharmützeln schließlich näher kommt.

Bogart und Hepburn legen dabei eine herrliche Energie an den Tag – und spielen zudem souverän mit ihren etablierten Leinwand-Images. So läuft Bogart als trunksüchtiger und ziemlich ungewaschener Abenteurer, der nach eigener Aussage schon „dem Tod ins Auge geschaut“ hat und entsprechend rabiat und zynisch durchs Leben geht, zur Hochform auf. Zu Recht wurde er für seine Interpretation mit einem Oscar ausgezeichnet. Die ebenfalls nominierte Hepburn steht ihrem Spielpartner indes in nichts nach und liefert eine wunderbare Leistung als anfangs noch etwas biedere Dame im Spitzenkleid, die im Laufe der Reise über sich hinauswächst.

Während Rose im wahrsten Sinne des Wortes das Steuer in die Hand zu nehmen lernt, macht auch Charlie durch den Einfluss von Rose eine enorme Entwicklung durch. Von seinem wüsten Bartwuchs muss er sich ebenso verabschieden wie von seinem Großvorrat an Gin – vor allem aber gilt es, die ichbezogene Denk- und Handlungsweise eines typischen Einzelgängers in Hemingway-Tradition zu überwinden. Bogart und Hepburn haben spürbar Spaß daran, sich in ihren Rollen gegenseitig zu necken, vermitteln jedoch etwa in einem intensiven abendlichen Gespräch oder auch mitten in der Bekämpfung von Gefahren zugleich die positive Wirkung, die Charlie und Rose aufeinander haben. Dieses Konzept wurde in den folgenden Jahrzehnten immer wieder erfolgreich kopiert, beispielsweise in Robert Zemeckis’ Die Jagd nach dem grünen Diamanten (1984) mit Michael Douglas und Kathleen Turner oder in jüngerer Zeit in Jaume Collet-Serras Jungle Cruise (2021) mit Dwayne Johnson und Emily Blunt oder in The Lost City – Das Geheimnis der verlorenen Stadt (2022) von den Regie-Brüdern Aaron und Adam Nee mit Sandra Bullock und Channing Tatum.

Während etliche Abenteuerfilme, die vor African Queen entstanden, durch ihren artifiziellen Studio-Look inzwischen recht betulich anmuten und einige neuere Werke (wie der erwähnte Jungle Cruise) wiederum durch ihre digital erzeugten Landschaften und Computeranimationen nur wenig Atmosphäre zu schaffen vermögen, sorgen Huston und sein Kameramann Jack Cardiff für Technicolor-Bilder, die auch heute noch überaus beeindruckend sind. Gedreht wurde zum Teil in Butiaba, einem Fischerdorf am Albertsee im Nordwesten Ugandas, sowie im Murchison-Falls-Nationalpark.

Wie chaotisch und aufreibend die Entstehung dieses Klassikers war, ist umfassend dokumentiert – etwa von Hepburn im 1987 erschienenen Buch African Queen oder Wie ich mit Bogart, Bacall und Huston nach Afrika fuhr und beinahe den Verstand verlor oder im Roman Mann im Dschungel, in dem der (nicht genannte) Co-Drehbuchautor Peter Viertel seine Erlebnisse mit Huston verarbeitet hat. Ein 2010 realisiertes Making-of zu African Queen trägt den schönen Titel Embracing Chaos und bringt auf den Punkt, was diese Abenteuerromanze im Kern ausmacht: Sie erzählt von zwei Menschen, die allen Widerständen trotzen und dabei zu sich selbst und zueinander finden.

African Queen (1951)

Eine kleine Siedlung in Deutsch-Ostafrika wird während des Ersten Weltkriegs durch einen deutschen Angriff zerstört. Dabei kommt Pastor Samuel Sayer (Robert Morley) ums Leben, der zusammen mit seiner zugeknöpften Schwester Rose (Katherine Hepburn) eine Mission betrieben hat. Rose ist nun auf die Hilfe des raubeinigen Flusskapitäns Charlie Allnutt (Humphrey Bogart) angewiesen, der sie mit seinem Schiff African Queen in bewohntes Gebiet bringen soll. Während der Reise entwickelt sich zwischen den beiden zutiefst unterschiedlichen Charakteren ein konfliktgeschwängertes Miteinander. Die Auseinandersetzungen binden sie jedoch stärker aneinander, statt sie zu trennen. So fassen Charlie und Rose schließlich den Plan, die deutschen Truppen zu bestrafen, die das Dorf zerstört haben. Aber die Gefahren der Natur lassen das Vorhaben fast unmöglich erscheinen.

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