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Streaming-Tipps

Unsere Streaming-Empfehlungen für August 2023

Ein Beitrag von Andreas Köhnemann

Vom Esel-Abenteuer bis zur royalen RomCom – das ist das neue Film-Angebot auf MUBI, Netflix, Amazon Prime, Filmfriend und Sooner.

Meinungen
EO / Rot, Weiß und Königlich Blau / Die Schriftstellerin, ihr Film und ein glücklicher Zufall
EO / Rot, Weiß und Königlich Blau / Die Schriftstellerin, ihr Film und ein glücklicher Zufall

Empfehlungen für MUBI

 

EO

Der polnische Filmemacher Jerzy Skolimowski (Deep End) macht einen Esel zur Hauptfigur, um von seinem Heimatland zu erzählen. Das lässt natürlich unweigerlich an Robert Bressons Meisterwerk Zum Beispiel Balthasar aus dem Jahre 1966 denken, in dem ebenfalls ein Esel diverse Lebensstationen durchläuft. Die Neuinterpretation des Stoffes übernimmt die Einfühlsamkeit des Originals sowie dessen Präzision in der Milieuschilderung, unterscheidet sich formal indes deutlich von der beinahe ohne musikalische Untermalung und in Schwarz-Weiß-Bildern gedrehten Vision des Franzosen Bresson. So beginnt der Film bereits auf der für Skolimowski charakteristischen, kunstvoll gestalteten Ebene zwischen Traum und Wirklichkeit – in einer Zirkusmanege, die in rotflackerndes Licht getaucht ist. Später tritt Isabelle Huppert als exzentrische Gräfin auf und demoliert das Inventar einer Villa.

  • Ab dem 13. August verfügbar.

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Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen

Martin (Channing Tatum), der Gatte von Emily (Rooney Mara), saß vier Jahre wegen Insiderhandels im Gefängnis. Als Emily kurz nach seiner Entlassung einen Suizidversuch unternimmt, berät sich ihr Therapeut Dr. Jonathan Banks (Jude Law) mit ihrer früheren Ärztin Dr. Victoria Siebert (Catherine Zeta-Jones) und verschreibt der jungen Frau daraufhin das neue Antidepressivum Ablixa. Wie der deutsche Untertitel durchblicken lässt, erweist sich die Einnahme bald als höchst fatal… In dem doppelbödig erzählten und elegant in Szene gesetzten Thriller bietet Steven Soderbergh einige clevere Variationen von Hitchcock-Motiven.

  • Ab dem 11. August verfügbar.

 

Die Liebesfälscher

Ein Autor und eine Kunstexpertin lernen sich in der Toskana kennen und verbringen Zeit miteinander. Die beiden sinnieren gemeinsam über das Leben, die Liebe – und über den Unterschied zwischen Original und Kopie. Sie beginnen ein Rollenspiel, bei dem sie so tun, als seien sie ein seit vielen Jahren verheiratetes und zunehmend frustriertes Ehepaar. Oder besteht das Spiel hier womöglich gar nicht im „So-tun-als-ob“, sondern vielmehr im „So-tun-als-ob-man-nur-so-tut“? Sind die zwei Fremden, die sich als unglückliches Paar ausgeben, das Original – oder sind die zwei Schöngeister vielleicht tatsächlich Eheleute, die sich wie spielfreudige Fremde verhalten? Abbas Kiarostamis Film mit Juliette Binoche und William Shimell ist ein faszinierend-irritierendes Stück Arthouse-Kino.

  • Ab dem 18. August verfügbar.

 

Helle Nächte

Thomas Arslan gehört zu den Vertretern der Berliner Schule. Mit seinem Western Gold hatte er Kritik und Publikum im Wettbewerb der Berlinale 2013 durch Genre-Brüche herausgefordert – und auch bei seiner Berlinale-Rückkehr im Jahre 2017 machte es Arslan uns nicht gerade leicht. Das Roadmovie Helle Nächte fängt den Trip des aus Österreich stammenden Bauingenieurs Michael (Georg Friedrich) von Berlin nach Norwegen ein, den er gemeinsam mit seinem 14-jährigen Sohn Luis (Tristan Göbel) unternimmt, um der Beerdigung seines Vaters beizuwohnen. Da Michael und Luis nicht unbedingt große Meister der Kommunikation sind, stehen für beide äußerst mühselige Tage an. Das Hauptdarstellerduo zeigt dabei, wie viel sich durch minimale Gesten ausdrücken lässt.

  • Ab dem 05. August verfügbar.

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Die Schriftstellerin, ihr Film und ein glücklicher Zufall

Wie üblich, wartet der südkoreanische Autorenfilmer Hong Sang-soo hier mit minimalistisch gestalteten Dialogszenen auf, die in Schwarzweiß-Tableaus ohne die im Erzählkino gängigen Schuss-Gegenschuss-Aufnahmen eingefangen werden. Ganz am Schluss überführt der Regisseur das Geschehen für kurze Zeit in eine überraschend magische, farbenfrohe Welt der Kinematografie; ansonsten bewegen wir uns in dem Künstler- und Menschenkosmos, mit dem wir uns im Œuvre von Hong Sang-soo bereits bestens vertraut machen konnten. Geschildert wird, wie die renommierte Schriftstellerin Kim Jun-hee (Lee Hye-yeong) bei einem Ausflug in einen Vorort von Seoul auf alte Bekannte trifft, aber auch neue Freundschaften knüpft.

  • Ab dem 24. August verfügbar.

 

Empfehlung für Netflix

 

Choose Love

Die Aufnahmetechnikerin Cami (Laura Marano), die einst Sängerin werden wollte, führt eine solide Beziehung mit Paul (Scott Michael Foster). Dennoch plagen sie Zweifel. Ist sie womöglich in den Rockstar Rex (Avan Jogia) verknallt, der in ihrem Studio mit ihr flirtet? Oder hat sie noch immer Gefühle für ihre erste große Liebe Jack (Jordi Webber), die plötzlich wieder auftaucht? Zugegeben, das klingt nach einer ziemlich konventionellen RomCom. Interessant könnte allerdings sein, dass es sich hier um einen interaktiven Film handelt. Das Publikum kann anhand einer Vielzahl von Entscheidungen die Liebesgeschichte(n) beeinflussen. So lassen sich verschiedene Ausgänge herbeiführen. Ob es wohl auch die Option „Alle sind am Ende todunglücklich“ gibt? Wir werden es testen!

  • Ab dem 31. August im Programm.

 

Empfehlung für Amazon Prime

 

Rot, Weiß und Königlich Blau

Und noch einmal RomCom. Nicht interaktiv, aber (hoffentlich) dennoch eine Abwechslung. Im Zentrum stehen Alex (Taylor Zakhar Perez), der Sohn der US-Präsidentin, und der britische Prinz Henry (Nicholas Galitzine). Die beiden jungen Männer beginnen eine heimliche Liebesbeziehung – und sorgen für reichlich internationales Chaos. Mit Uma Thurman als Staatsoberhaupt der Vereinigten Staaten und Stephen Fry als König von England ist der Film ordentlich besetzt – und der Trailer verspricht schöne und lustige Momente.

  • Ab dem 11. August verfügbar.

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Empfehlungen für Filmfriend

 

120 BPM

Robin Campillo zeigt den Kampf gegen die Ignoranz in Politik und Gesellschaft, gegen die Skrupellosigkeit der Pharmaindustrie sowie gegen die Krankheit und den Tod. Der Filmemacher widmet sich dem Pariser Ableger des 1987 in New York gegründeten Interessenverbandes Act Up (AIDS Coalition to Unleash Power), bei dem er einst selbst in seinem langjährigen Einsatz für LGBTQ+-Rechte mitwirkte. Die Geschichte ist Anfang der 1990er Jahre angesiedelt, als sich Aids-Kranke einer extremen Diskriminierung ausgesetzt sahen. Das Klima und die Atmosphäre der damaligen Zeit werden treffend erfasst. Wir erleben mit, wie eine Gruppe junger Leute sich energisch gegen das todbringende Schweigen zur Wehr setzt.

 

Empfehlung für Sooner

 

Geschlechterkrise

Der 1979 in Marburg geborene Regisseur Malte Wirtz variiert hier die biblische Erzählung um Simson und Delila, die auch schon als Vorlage für die Hollywood-Produktion Samson und Delilah (1949) von Cecil B. DeMille diente. Er präsentiert uns die Geschichte als modernen Stummfilm, mit einer stilechten musikalischen Untermalung von Wilhelm Friedmann. Wir sehen, wie ein Mann (verkörpert von Rostyslav Bome) all seine Stärke aus seinem Haar bezieht – doch dann wird ihm dieses von einer Frau (Taisiya Schumacher) gestohlen. Aber auch deren Glück ist nur von kurzer Dauer. Alsbald wechselt die Macht erneut und geht auf eine neue Person (Keziban Inal) über. Bemerkenswert ist vor allem das ausdrucksstarke Gesicht von Taisiya Schumacher. In ihrer moralisch ambivalenten Darstellung und ihrer Mischung aus Hedonismus und Melancholie lässt die Schauspielerin an den Stummfilm-Star Louise Brooks denken.

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