Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen (2013)

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Von Risiken und Nebenwirkungen

Die Kamera nähert sich einem Wohnhaus und schwenkt langsam auf drei Fenster zu. In der Wohnung ist Blut am Boden zu sehen, ein noch verpacktes Geschenk und ein Boot. Alles in hellen Beige- und Brauntönen gehalten, von denen sich das Blut abhebt. Es folgt eine Einblendung: Drei Monate früher. Mit diesem klassischen Thriller-Auftakt beginnt Steven Soderberghs neuer Film Side Effects, der auf der Berlinale Europapremiere feiert.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht anfangs die zerbrechliche Emily Taylor (Rooney Mara), deren Mann Martin (Channing Tatum) wegen Insiderhandels zu vier Jahren Gefängnis verurteilt wurde, seine Freilassung steht unmittelbar bevor. Mit ihm an ihrer Seite sollte ihr Leben wieder besser werden, stattdessen wird sie aber depressiv. Nachdem sie mit ihrem Auto gegen eine Mauer gerast ist, auf der Exit steht, landet sie im Krankenhaus und wird fortan von dem smarten Psychologen Dr. Jonathan Banks (Jude Law) behandelt. Er verschreibt ihr Antidepressiva, doch die Nebenwirkungen der meisten Mittel bereiten ihr Schwierigkeiten. Nach Rücksprache mit ihrer früheren Psychiaterin Dr. Victoria Siebert (Catherine Zeta-Jones) soll sie das erfolgreiche und neue Mittel Ablixa einnehmen, das ihr tatsächlich zu helfen scheint. Doch sie leidet abermals unter „Side Effects“ – Nebenwirkungen. Und diese Nebenwirkungen wirken sich nicht nur auf das Leben von Emily aus, sondern bedrohen auch die Existenz von Dr. Jonathan Banks.

Side Effects ist ein sorgsam strukturierter Thriller, dessen Wendungen glaubwürdig und gut vorbereitet sind, lediglich am Ende ist es ein Twist zu viel. Geschickt nutzt Steven Soderbergh den durchdachten Plot des Drehbuchs von Scott Z. Banks (Contagion, Das Bourne Ultimatum) zur spannenden Unterhaltung und zugleich als gesellschaftskritischen Kommentar. Seine Themen reichen von Ärzten, die sich von Pharma-Unternehmen als Berater anheuern lassen und Psychopharmaka wie Bonbons verschreiben, über die allgemeine Verbreitung von Antidepressiva bis zur Finanzkrise und der allgemeinen Frage nach Schuld. Sie gehen aber nicht zu Lasten des Plots, sondern sind essentieller Bestandteil einer Geschichte, in der beispielsweise das Gefängnis als Kontaktort für verurteilte Hedgefond-Manager und Aktienhändler dient.

Daneben beweist Steven Soderbergh nach Haywire und Contagion abermals sein Gespür für Timing und elegantes Erzählen. Unter den Pseudonymen Mary Ann Bernard und Peter Andrews auch wieder für Schnitt und Kamera verantwortlich, fügen sich in seinem Film die Bilder und Übergänge geschmeidig aneinander und sind präzise inszeniert. Überwiegen bei Emily gedeckte, leicht verwaschene Farben, die deutlich machen, welch Nebel über ihrem Leben zu liegen scheint, erstrahlt die anfangs glücklichere Welt von Dr. Banks anfangs in warmen Tönen. Dabei sind in den Bildern geschickt Hinweise auf die weitere Entwicklung eingestreut, die nur einmal etwas zu deutlich ausfallen.

Side Effects überzeugt zudem mit der Besetzung. Rooney Mara glänzt als fragile Emily, die einen Mann trifft, der ihr das Leben bietet, das sie sich immer gewünscht hat. Mit der Verhaftung ihres Mannes hat sie ihren Halt verloren – die Kamera zeigt es sehr schön, indem sie oft vom Boden nach oben zeigt – und sucht nun einen Weg zurück. Sie überrascht mit ihrer Entwicklung und beweist eine sehr große Wandlungsfähigkeit. Auch Jude Law bringt die Ambivalenzen seiner Figuren gut zum Ausdruck, so dass man lange nicht weiß, wem hier zu trauen und glauben ist.

Side Effects ist ein eleganter und cleverer Thriller, der lediglich leichte Längen und eine allzu kitschige Schluss-Szene hat. Und wer nach diesem Film Interesse hat, Ablixa selbst zu nehmen, dem sei ein Blick auf tryablixa.com empfohlen.
 

Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen (2013)

Die Kamera nähert sich einem Wohnhaus und schwenkt langsam auf drei Fenster zu. In der Wohnung ist Blut am Boden zu sehen, ein noch verpacktes Geschenk und ein Boot. Alles in hellen Beige- und Brauntönen gehalten, von denen sich das Blut abhebt. Es folgt eine Einblendung: Drei Monate früher. Mit diesem klassischen Thriller-Auftakt beginnt Steven Soderberghs neuer Film „Side Effects“, der auf der Berlinale Europapremiere feiert.

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Meinungen

wignanek-hp · 14.02.2013

Als das Licht anging, sagte mein Nebenmann „Nee, so nicht“ oder so ähnlich. Ach, er sprach mir aus dem Herzen. Dieser Film kann sich nicht entscheiden, was er sein will, Gesellschaftskritik oder Thriller. Die Figuren leiden darunter, da können auch Stars wie Jude Law und die unglaublich gute Rooney Mara nichts ändern. Wo ist um Gottes Willen die psychologische Glaubwürdigkeit geblieben? Spielt die jetzt gar keine Rolle mehr? Die Figurenzeichnung ist oberflächlich und nicht nachvollziehbar. Und dann der Plot. Da kann man doch nicht drin herumspringen, wie es einem beliebt. Die Rezensentin spricht von einem letzten Twist, der zu viel gewesen sei. Ich finde, die Unglaubwürdigkeit fängt schon viel früher an. Erst ist man irritiert ob der Wendungen, dann gegen Schluss wird es regelrecht ärgerlich Mein Ärger mag auch damit zu tun haben, dass ich einen Film erwartet hatte, der sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzt. So schien es auch in der Ankündigung. In Wirklichkeit ist der Gegenstand der Kritik austauschbar, es geht von Anfang an um den Twist der Geschichte. Damit wird leider Vieles von der Kritik wieder relativiert. Schade, hier ist viel verschenkt worden