Promised Land (2012)

Abschied vom gelobten Land

Fremde kommen in die Stadt. Man kennt diesen Moment aus vielen Filmen. In den meisten Fällen verheißt das für die Einwohner nichts Gutes. So auch in Gus van Sants neuestem Film Promised Land. Bei den Fremden handelt es sich um Steve Butler (Matt Damon) und seine Mitarbeiterin Sue (Frances McDormand), die in einer Kleinstadt im ländlichen Norden der Vereinigten Staaten aufkreuzen. Die beiden sind im Auftrag einer Gasfirma unterwegs, die in diesem verschlafenen Nest eine große Gasader vermutet. Jetzt müssen nur noch die Bauern überzeugt werden, Bohrungen zuzulassen.

Genau das ist der Job von Steve und Sue, wobei sie natürlich äußerst geschickt verschweigen, dass die Bohrungen mit dem äußerst umstrittenen „Fracking“-Verfahren durchgeführt werden. Beim „Fracking“ wird eine Mischung aus Chemikalien mit hoher Geschwindigkeit in die Erde geschossen – oft mit fatalen Folgen für die Natur und Menschen und Tiere der Umgebung.

Aus dieser Ausgangslage entwickelt sich in Promised Land ein Aufstand. Einige Bauern weigern sich zu unterschreiben. Ein junger Ökoaktivist (John Krasinski) kreuzt auf und macht Steve noch zusätzlich das Leben schwer. Pro und Contra sortiert das von Matt Damon und John Krasinski verfasste Skript zunächst recht sorgfältig, um sich dann voll und ganz auf die Gewissensbisse der Hauptfigur zu konzentrieren. „Ich bin keiner von den Bösen“, sagt Steve Butler und man kann nicht anders, als ihm für einen kurzen Moment zu glauben. Denn anders als Sue scheint sich bei Steve innerlich der Widerstand zu regen. Vielleicht liegt dieser Eindruck weniger an der Konzeption der Figur, sondern eher an Matt Damons Spiel. Er ist einer der wenigen Darsteller in Hollywood, die es schaffen, eine Leichtigkeit in ihre Figuren zu transportieren. In diesem Fall ist das so auffällig, dass man meinen könnte, alle anderen spielen hier Rollen, doch Matt Damon ist lediglich Matt Damon. Frances McDormand hingegen hat es sehr schwer, da ihr Charakter viel zu wenig Platz bekommt, um die vorhandenen Brüche in ihrer Persönlichkeit zu vertiefen. Am Ende geht es hier halt nur um Steve und um die Frage, wie viel Mensch und Mitgefühl in ihm übrig geblieben ist.

Diese Anflüge von Ambivalenz hat der Film leider viel zu selten. Dabei spürt man die guten Absichten aller Beteiligten. Sie versuchen die ökopolitischen Konfliktlinien ehrenhaft als Gewissensbisse der Charaktere auszuspielen. Gus van Sants leichthändige und zurückhaltende Regie unterstützt das. Van Sant lotst den Plot mal mehr und mal weniger elegant in den Hintergrund. Doch man merkt auch, dass für den Macher von Milk, Elephant oder Paranoid Park dieser Film eher ein Freundschaftsdienst ist. Eigentlich hätte Matt Damon bei diesem Projekt das erste Mal Regie führen sollen. Aus diversen Gründen kam das nicht zustande. Nun sitzt also Gus von Sant auf dem Regiestuhl und macht aus Promised Land einen bemüht publikumswirksamen Film, der sich sehr stark auf eine gewisse dramaturgische Wendung konzentriert, die – so ehrlich muss man sein – sehr überrascht und der streckenweise recht behäbigen Atmosphäre für einen kleinen Moment neues Leben einhaucht.

Am Ende ist Promised Land ein Film mit einer Botschaft: Wehrt euch! Lasst euch nicht alles gefallen! Und vielleicht sind Filme mit Botschaft in unserer Zeit wichtiger und wertvoller als all jene, die uns nur mal auf andere Gedanken bringen wollen. Aber so leicht wie sich hier Vor- und Nachteile des Fracking im Verhalten der Figuren spiegeln, kann sich das selbst ein Kinofilm nicht machen. Am Ende wirkt das Unternehmen eher schüchtern und überfordert. Als hätte der letzte Mut gefehlt, aus dem Stoff ein wuchtiges Pamphlet oder eine kluge Reflexion über die zerstörerische und selbstherrliche Übermacht eines Systems gegenüber dem Individuum zu machen. Stattdessen flüchtet der Film in die nette und biedere Atmosphäre eines Frank Capra Films, doch leider ohne dessen waghalsige Gelassenheit. Was bleibt ist eine irritierende Nostalgie, mit der man im Jahre 2013 herzlich wenig anzufangen weiß.

Promised Land (2012)

Fremde kommen in die Stadt. Man kennt diesen Moment aus vielen Filmen. In den meisten Fällen verheißt das für die Einwohner nichts Gutes. So auch in Gus van Sants neuestem Film „Promised Land“.

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Meinungen

Johanna Hoh · 09.07.2013

Der Film ist nur zu empfehlen!!! Allerdings ist er nichts für den Durchschnittskonsumenten, der nur Spaß, Action und Sex erwartet und mit einer oberflächlichen Story zufrieden zu stellen ist. Hier geht es um ein Thema, das nicht oft genug die Gemüter aufrütteln sollte: Verantwortung für unsere Welt und damit auch für die Menschen. Die Message ist nicht neu aber immer aktuell: Geht vorsichtig mit den Ressourcen der Natur um! Also nicht Ausbeutung um jeden Preis! Spannend gemacht und mit starken Charakteren, die Wandlungsfähigkeit zeigen und den Glauben an das Gute im Menschen bestärken. Es gibt noch höhere Werte im Leben als nur die materiellen.Und für die lohnt es sich zu kämpfen, um dem Menschen sein wahres Glück zu zeigen und ihm seine Würde zurück zu geben!