Dressing Scary: Mean Girls und Teen-Serien

In Filmen und Serien über adoleszente Menschen können Halloween-Partys dramaturgisch eingesetzt werden, um die Figuren und deren Dynamiken zu beschreiben. So etwa in Mean Girls (der in Deutschland unter dem Titel Girls Club – Vorsicht bissig! in die Kinos kam). Die intrigenreiche Geschichte um die 16-jährige Cady (Lindsay Lohan), die versucht, als Neue in die coole Clique ihrer Highschool zu kommen, nutzt das Gruselfest etwa, um die Protagonistin als Außenseiterin zu zeigen.

Während sich die beliebte Regina (Rachel McAdams) und ihre besten Freundinnen niedliche Hasen-, Katzen- oder Mäuseohren aufsetzen, erscheint Cady stilecht als Zombiebraut mit Horrorgebiss. „Why are you dressed so scary?“, fragt Karen (Amanda Seyfried) irritiert. „It’s Halloween…“, entgegnet Cady völlig selbstverständlich. Ihr Schwarm Aaron (Jonathan Bennett), der langweiligerweise als Footballspieler „verkleidet“ ist, ist von Cadys fehlender Eitelkeit indes beeindruckt — bis es natürlich zu weiteren Gemeinheiten kommt.

In Jugendserien, die wir über lange Zeit verfolgen, können uns Halloween-Episoden derweil durch die Kostümwahl mehr über die Figuren erzählen — beziehungsweise die Art der Figuren humorvoll kommentieren. Brenda und Dylan (verkörpert von Shannen Doherty und Luke Perry), das stets hochdramatische Paar aus dem Nineties-Hit Beverly Hills, 90210, tritt in der Halloween-Folge der zweiten Staffel etwa als berüchtigtes Outlaw-Couple Bonnie und Clyde auf. Ein Geschenk für Fans — und womöglich ein Foreshadowing darauf, dass die beiden bald heimlich einen verbotenen Mexiko-Trip unternehmen, der für typisches (und großartiges) Brenda-und-Dylan-Drama sorgt.

Andreas Köhnemann

Deutsche Kinderfilme

Wer keine Lust auf Horrorfilme hat, aber im horrorbegeisterten Freundeskreis für schweißnasse Hände sorgen möchte, dem sei an diesem Abend zum deutschen Kinderfilm geraten. Im Grunde kann man beinahe jeden deutschen Kinderfilm aus dem Mainstream nehmen – da geht wirklich alles. Zugegeben: Es ist schwer, die Dinger auseinanderzuhalten. Denn wo spielen eigentlich nicht Uwe Ochsenknecht oder Katharina Thalbach mit?! In diesem Fall natürlich umso besser: Uwe ist eigentlich immer ein Qualitätssiegel für kreative Besetzung. 

Das Mittel der Wahl, auf das die Filme immer gerne zurückgreifen, ist eine vollkommen überdrehte Figurenzeichnung eigentlich aller Erwachsenen. Den Höhepunkt erreicht der bereits erwähnte Ochsenknecht, der bereits in den schrecklichen Jim-Knopf-Verfilmungen den üblichen Senf auf den Ärmeln schüttelt, aber schließlich doch erst in Die Mucklas alles entgleisen lässt, was sein Gesicht so hergibt. Das macht nicht nur den Kindern Angst. Also – erster Tipp. Kleine seltsam animierte süße Wesen in völligem Random. Der Horrorfilm-Fan beginnt unter der Maske zu schwitzen.

Aber kommen wir einen Moment auf diese Form zurück. Filmemacher*Innen versprechen sich durch diese Überzeichnung eine Eindeutigkeit und einen Witz. Als wären Kinder doof. Nicht ist letztlich grausamer, als wenn witzig gemeinte Figuren lustige Dinge tun: Man nennt das im alltäglichen Sprachgebrauch Peinlichkeit. Darunter fallen dann auch Filme wie Die Wolf-Gäng und Vier zauberhafte Schwestern oder der letzte ziemlich sinnbefreite Bibi und Tina-Film. Man will schreien – an Halloween kann man das tun. Die Nachbarn werden keine Fragen stellen.

Spoiler: Es gibt auch gute deutsche Kinderfilme. Die Königin von Niendorf wäre so ein Beispiel. Oder Geschichten vom Franz – auch wenn sich hier die Österreicher dafür verantwortlich zeigen. Aber ein Großteil der für Kinder gedrehte Filme eignet sich hervorragend, um seine Freunde an Halloween zu quälen. Wer stellt sich eigentlich unsere Kinder so vor? Wer schreibt diese Bücher? Und glauben die alle wirklich, Kinder hätten durchgängig die Pfanne heiß? Egal. Kinderfilm an, wahrer Horror rein. So kommt man gut durch Halloween.

Sebastian Seidler

Gegen den Herbst: Summer Lovers

Wann wird es endlich wieder zur Gepflogenheit, Filme mit einem unironischen Power-Balladen-Drop zu beenden? Top Gun: Maverick hat bereits versucht, den Trend anzustoßen, blieb aber allein auf weiter Flur stehen. Eines der schönsten Beispiele aller Zeiten: Wie Summer Lovers „Hard to say I’m sorry“ von Chicago einspielt, kurz bevor sich die Hauptfiguren am Flughafen der griechischen Insel Santorini in letzter Sekunde wiedervereinigen.

Grease-Regisseur Randal Kleiser zeichnet verantwortlich für diesen Film, der der Inbegriff von Eskapismus, Hedonismus und Urlaubskino ist. Santorini ist, so scheint es, nur von gutaussehenden jungen Menschen bevölkert, und der Sinn des Lebens besteht in der Suche nach Freiheitsgefühl, Liebe und dem besten Sonnenplatz. Zeitgenössische Kritiken bemängelten, dass die romantisch-erotische Dreierbeziehung, die der Film entwickelt nicht nachvollziehbar über die Figuren erzählt sei. Dabei liegt gerade darin Charme: Dass mehrfachverliebt zu sein, einmal nicht zu Eifersucht und Drama führt, wenn nur die richtige naiv-unschuldige Urlaubsstimmung herrscht.

John Waters hat einmal gesagt, Summer Lovers handle davon, „jung, reich, dumm und nackt zu sein“. Klingt das nicht verlockend? Der perfekte Film, um Leute, die Ende Oktober das schlechte Wetter und die schlechte Laune ein bisschen zu sehr zelebrieren geschmacklich herauszufordern.

Mathis Raabe