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Guide to Ghibli: 21 Anime-Klassiker auf Netflix

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

Von Februar bis April 2020 erscheinen insgesamt 21 Animationsfilme des renommierten japanischen Studio Ghibli auf Netflix. Was die Magie dieser so besonderen Geschichten ausmacht, verraten wir euch in unserem Ghibli-Guide.

Meinungen
Filmstill aus "Mein Nachbar Totoro"
Ab dem 1. Februar 2020 stehen zahlreiche Filme des Studio Ghibli auf Netflix.

In drei großen Schüben erscheinen im Winter und Frühjahr 2020 die Filme des japanischen Studio Ghibli auf Netflix. Ein wahres Fest für Anime-Fans und alle, die es werden wollen, denn die Ghibli-Filmographie ist fast komplett. Es fehlt lediglich Isao Takahatas niederschmetternder Antikriegsfilm Die letzten Glühwürmchen von 1988, der eine lange und komplizierte Verleihgeschichte hinter sich hat und derzeit im Programm des Streaming-Anbieters Hulu zu sehen ist.

Wann jedoch unsere übrigen Lieblingsfilme von Hayao Miyazaki, Isao Takahata und Co zu sehen sind — und wieso sie sich für jede Altersklasse und Gemütslage eignen — das erklären wir hier kurz und knapp in unserem Ghibli-Guide.

 

Ab dem 1. Februar 2020

 

Das Schloss im Himmel (1986)

Studio Ghibli / Netflix
Studio Ghibli / Netflix

In Das Schloss im Himmel erbt ein Waisenmädchen einen Stein von seinen Eltern, mit dessen Hilfe es schweben kann und sich auf die Suche nach einer verborgenen Stadt im Himmel macht.

Das Schloss im Himmel war der erste Film, der im Rahmen des Studio Ghibli entstand. Schon damals existierten Arbeitsweisen und Themen für Hayao Miyazaki, die ihn auch in späteren Jahren immer wieder beschäftigen sollten. So war er, um für das Szenenbild zu recherchieren, eigens nach Großbritannien geflogen und geriet in Wales in die Bergarbeiterstreiks, die ihn so nachhaltig beeindruckten, dass er seine Erfahrungen dort in die Figurenzeichnungen des Films einfließen ließ. Der immense Rechercheaufwand lässt sich aber auch an den popkulturellen Inspirationen von Das Schloss im Himmel erahnen: Neben japanischen Manga und indischen Epen lassen sich im Film auch Anleihen an Gullivers Reisen oder die Abenteuer von Jules Verne finden.

 

Mein Nachbar Totoro (1988)

Studio Ghibli / Netflix
Studio Ghibli / Netflix

Zwei kleine Mädchen aus Tokio ziehen aufs Land und entdecken beim Spielen im Wald einen freundlichen Waldgeist namens Totoro.

Mein Nachbar Totoro ist der wahrscheinlich bekannteste Film des Studio Ghibli — wahrscheinlich auch, weil der knuddelige Waldgeist, der eigentlich nur von Kindern gesehen werden kann, zum Logo des Studio Ghibli wurde. Mein Nachbar Totoro gilt heute als Kinderfilmklassiker — über seine Bedeutung gibt es aber auch eine ausgesprochen düstere Theorie. So hielt im Mai 1963 der Sayama-Vorfall Japan in Atem, bei dem ein kleines Mädchen verschwand. Tage später fand man zwar ihre Leiche, endgültig aufgeklärt werden konnte das Verbrechen allerdings nicht. Erstaunlich viele Parallelen zwischen Film und Vorfall (die etwa hier im Detail aufgeschlüsselt wurden) legen den Schluss nahe, dass Miyazaki dem Opfer mit Mein Nachbar Totoro ein Denkmal setzen wollte — wenn das Studio Ghibli diese Theorie auch als falsch von sich weist.

 

Kikis kleiner Lieferservice (1989)

Studio Ghibli / Netflix
Studio Ghibli / Netflix

Eine kleine Hexe zieht mit dem Besen ihrer Mutter und ihrer sprechenden schwarzen Katze in die Großstadt, um dort unabhängig zu werden.

An Kikis kleiner Lieferservice lässt sich wunderbar sehen, auf wie vielen Ebenen die Filme des Studio Ghibli funktionieren und sich auslegen lassen. Für Kinder mag es einfach ein niedlicher Film über ein nettes Mädchen sein. Viele junge Erwachsene sehen darin eine frühe Parabel über die typischen Konflikte der Millennial-Generation oder junger Künstler_Innen, die versuchen ihren Platz in der Welt zu finden. Aber auch in einem historischen Kontext lässt sich der Film lesen. Kikis kleiner Lieferservice spielt in einem alternativen Europa, in dem der Zweite Weltkrieg nie stattgefunden hat (hier haben wir schon einmal detailliert darüber geschrieben). Eine schöne kleine gedankliche Utopie — die umso melancholischer stimmt, weil sie stets vor Augen führt, dass es in der Realität anders gekommen ist.

 

Tränen der Erinnerung — Only Yesterday (1991)

Studio Ghibli / Netflix
Studio Ghibli / Netflix

Eine Büroangestellte aus Tokio reist auf’s Land und erinnert sich dabei an ihre Kindheit zurück.

Immer wieder zeigen die Filme des Studio Ghibli alltägliche Situationen, nehmen sich kleine Geschichten und Konstellationen als Ausgangspunkt für ihre Handlung. Das beste Beispiel dafür ist Isao Takahatas Tränen der Erinnerung — Only Yesterday, der zunächst von zahlreichen japanischen Produktionsfirmen abgelehnt wurde, weil sie die Geschichte „zu normal“ fanden. Tatsächlich ist der Film bedächtig erzählt, unaufgeregt, die Animationen realitätsnah. Genau das macht seinen Zauber aus, seine Universalität. Zum Glück erkannte das wenigstens Hayao Miyazaki, der als Produzent für seinen langjährigen Freund Takahata einsprang.

 

Porco Rosso (1992)

Studio Ghibli / Netflix
Studio Ghibli / Netflix

Während der Regierungszeit der italienischen Faschisten wird ein schweinsköpfiger Pilot abgeschossen, überlebt nur knapp und rettet sich zu einem befreundeten Ingenieur, dessen Tochter sein Flugzeug repariert.

Hayao Miyazaki beschäftigt sich in seinen Filmen häufig mit den Weltkriegen, mit dem Faschismus und welche Schlüsse wir heute aus diesen Kapiteln der Geschichte ziehen müssten. Dennoch ist Porco Rosso einer der wenigen Filme des Studio Ghibli, in dem Ort und Zeit der Handlung wirklich klar definiert sind (Italien in den 1920er Jahren) und dessen Handlung so in der Realität tatsächlich hätte stattfinden können (zuweilen erinnert er an Casablanca). Man könnte Porco Rosso als Beispiel für wakon yōsai einordnen, eine Tendenz aus der Meiji-Periode, bei der japanische Künstler ihre Faszination für Europa aus einer dennoch distanzierten und dezidiert japanischen Perspektive ausdrückten.

 

Flüstern des Meeres — Ocean Waves (1993)

Studio Ghibli / Netflix
Studio Ghibli / Netflix

Eine Siebzehnjährige kommt in eine neue Klasse und bringt dort die Dynamik zweier bester Freunde durcheinander.

Das schöne an der Tatsache, dass in den kommenden Monaten so viele Ghibli-Filme auf Netflix erscheinen, ist, dass im Katalog nicht nur die ganz großen Klassiker gelandet sind, sondern auch die unbekannteren Filme. Flüstern des Meeres — Ocean Waves ist einer dieser Filme, der erst Jahre nach seiner Entstehung auch außerhalb Japans auf Heimmedien erschien. Flüstern des Meeres — Ocean Waves war der erste Film aus dem Hause Ghibli, bei dem nicht Miyazaki oder Takahata Regie führten. Stattdessen wollten sie eine neue Generation an das Filmemachen heranführen (darunter Regisseur Tomomi Mochizuki), was jedoch dazu führte, dass sowohl das Budget als auch der Zeitplan gnadenlos überzogen wurden. Miyazaki gab später an, er habe von dem Stress ein Magengeschwür davongetragen.

 

Die Chroniken von Erdsee (2006)

Studio Ghibli / Netflix
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Ein junger Prinz wird in der Inselwelt Earthsea von bösen Kräften manipuliert und flieht mit seinem magischen Schwert aus der Heimat, um die Wurzel allen Übels zu finden.

Die Chroniken von Erdsee gelten im Allgemeinen als Ausrutscher im Oeuvre des Studio Ghibli. Ursula K. Le Guin, die Verfasserin der Romanvorlage, hatte sich lange gegen eine Verfilmung gesträubt, lernte dann aber die Filme von Hayao Miyazaki kennen und stimmte einer Kino-Adaption zu. Nur führte am Ende dessen Sohn Gorō Miyazaki Regie und der Zeitplan für die Fertigstellung des Films war wesentlich enger als im Studio Ghibli sonst gewohnt. Erfolg am Box Office hatten Die Chroniken von Erdsee — Kritikerlob blieb jedoch ausnahmsweise einmal aus.

 

Ab dem 1. März 2020

 

Nausicaä aus dem Tal der Winde (1984)

Studio Ghibli / Netflix
Studio Ghibli / Netflix

In einer postapokalyptischen Zukunft muss ein Mädchen gegen eine menschenfeindliche Natur und übermächtige Superwaffen vorgehen.

Mit Nausicaä aus dem Tal der Winde begann das große Abenteuer Ghibli. Hayao Miyazaki hatte die Geschichte, eine Mischung aus japanischer und griechischer Mythologie, zunächst als erfolgreichen Manga veröffentlicht und arbeitete, nachdem sich sein Verlag bereit erklärt hatte die Kinoadaption zu finanzieren, mit seinem Freund Isao Takahata an der Drehbuchfassung. Mitte der 1980er Jahren suchten in Japan zahlreiche fähige Animatoren Arbeit, weshalb das Produktionsteam die fähigsten Leute einstellen konnte. Das zahlte sich aus: Die hochwertigen Animationen bescherten Miyazaki einen großen Kinoerfolg und so beschloss die Produktionsfirma Tokuma Shoten ein eigenes Animationsstudio unter Leitung von Miyazaki und Takahata zu gründen: Das Studio Ghibli war geboren.

 

Prinzessin Mononoke (1997)

Studio Ghibli / Netflix
Studio Ghibli / Netflix

Auf seiner Suche nach dem Hirsch-Gott stößt ein Prinz auf ein wildes Mädchen, das für die Tiergötter des Waldes kämpft.

Immer wieder stellt Hayao Miyazaki in seinen Filmen Fragen nach dem Umweltschutz. Hinterfragt, ob Menschen und Tiere wirklich friedlich miteinander koexistieren können. Das beste Beispiel dafür ist Prinzessin Mononoke, einer der düstersten Filme des Animationsstudios, der die Ausbeutung der Natur als etwas begreift, das fest in der japanischen Geschichte verankert ist. So ist der Film während der Muromachi-Periode (etwa 1336 bis 1573) angesiedelt: Alles Unglück, das darin geschieht, wird durch die Gier und das Machtstreben der Menschen ausgelöst, die die ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen ohne Skrupel verschwenden und zerstören.

 

Meine Nachbarn Die Yamadas (1999)

Studio Ghibli / Netflix
Studio Ghibli / Netflix

In episodischen Vignetten werden Episoden aus dem Alltag einer chaotischen Familie erzählt.

Meine Nachbarn Die Yamadas ist im Grunde das glatte Gegenteil von Die Chroniken von Erdsee: Die Kritik liebte den Film, nur der Publikumserfolg blieb aus. Möglicherweise lag das auch am ungewöhnlichen Animationsstil des Films. Zwar orientieren sich die Animationen des Studio Ghibli zumeist sowohl an klassischen japanischen Zeichenstilen sowohl als auch an den durch Manga geschärften Lese- und Sehgewohnheiten. Meine Nachbarn Die Yamadas sieht jedoch aus wie ein Comic-Strip aus einer Zeitung. Und das, obwohl es der erste komplett digital animierte Ghibli-Film war.

 

Chihiros Reise ins Zauberland (2001)

Studio Ghibli / Netflix
Studio Ghibli / Netflix

Die zehnjährige Chihiro muss in einem magischen Reich schwer arbeiten, um ihre Eltern von einem schrecklichen Fluch zu befreien.

Bis ins Jahr 2016 war Chihiros Reise ins Zauberland der erfolgreichste japanische Animationsfilm aller Zeiten. Spätestens seit seiner Auszeichnung mit einem Oscar als Bester Animationsfilm gilt er aber auch als exemplarisch für die Werke des Studio Ghibli. Wie die japanische Kultur überhaupt sind sie vom Shintoismus geprägt, vom Glauben an Götter, Geister und Seelen, die allen Tieren und Dingen innewohnen. Wer etwa die Manga von Shigeru Mizuki oder die Welt der Pokémon kennt, der weiß um die Bedeutung der yōkai, guter und böser Naturgeister in der japanischen (Pop)Kultur. Doch kaum irgendwo erscheinen diese Wesen so lebendig wie im Badehaus der Hexe Yubaba.

 

Das Königreich der Katzen (2002)

Studio Ghibli / Netflix
Studio Ghibli / Netflix

Eine 17-Jährige rettet eine Katze vor einem Lastwagen und bekommt daraufhin Besuch vom König der Katzen: Sie hat seinen Sohn gerettet und soll diesen nun heiraten.

Der Fantasyfilm Das Königreich der Katzen ist ein Spinoff des Films Whisper of the Heart und begann zunächst lediglich unter dem Arbeitstitel „Cat Project“: ein japanischer Themenpark hatte das Studio beauftragt einen 20-minütigen Kurzfilm zu produzieren, in dem es um eine Katze gehen sollte. Später zog der Park seinen Auftrag zurück. Doch Miyazaki hatte bereits viel Arbeit in das Projekt investiert und war es gewöhnt seine Kurzfilme oder kleine Manga zu großen Projekten auszubauen. So dass er aus dem „Cat Project“ einen Testlauf für aufstrebende Jungregisseure machte. Unter der Regie von Hiroyuki Morita entwickelte sich Das Königreich der Katzen schließlich zu einem abendfüllenden Langfilm. 

 

Arrietty - Die wundersame Welt der Borger (2010)

Studio Ghibli / Netflix
Studio Ghibli / Netflix

In einem Vorort von Tokio entdeckt ein herzkranker Junge, das in seinem Haus und Vorgarten eine Familie daumengroßer menschenähnlicher Wesen lebt — die Borger.

Wie so oft in den Werken des Studio Ghibli kommt Arrietty — Die wundersame Welt der Borger als liebenswerter Coming-of-Age-Film daher. Dabei scheint es gerade die Perspektive aus den Augen eines Kindes zu sein, die die Filme auch für Erwachsene so sehenswert machen. Denn diese Perspektive ermöglicht es erst, die gezeigte Welt in einem Zustand permanenten Staunens wahrzunehmen — selbst, wenn man scheinbar ganz alltägliche Situationen und Gegenstände auf der Leinwand sieht.

 

Die Legende der Prinzessin Kaguya (2013)

Studio Ghibli / Netflix
Studio Ghibli / Netflix

Ein armer Bambussammler findet eine winzige Frau in einer Bambusstaude. Als er sie mit nach Hause nimmt, verwandelt sie sich in ein Baby, das vom Bambussammler und seiner Frau aufgezogen wird und den beiden unermesslichen Reichtum bringt.

Die Legende der Prinzessin Kaguya ist der letzte Film des Regie-Altmeisters Isao Takahata. Er erzählt nicht nur ein altes japanisches Märchen, sondern orientiert sich auch für seinen Zeichenstil an alten japanischen Tuschezeichnungen. Wenn er darin auch innerhalb des Ghibli-Oevres für sich steht, so verweist er doch auf die zeichnerischen Qualitäten, die die Arbeiten des Studios im Allgemeinen ausmachen. Bis heute wird der Löwenanteil der Filme per Hand in 2D gezeichnet und animiert und unterscheidet sich dadurch auf den ersten Blick von anderen Animationsschmieden. 

 

Ab dem 1. April 2020

 

Pom Poko (1994)

Studio Ghibli / Netflix
Studio Ghibli / Netflix

Besorgt beobachtet eine Population von Marderhunden, wie die Ausläufer der Stadt der Menschen immer näher an ihre Heimat heranrücken.

Sprechende Katzen, Schweine, Marderhunde — wie so häufig in den Filmen des Studio Ghibli sind auch die Protagonisten aus Pom Poko anthropomorphisierte (also vermenschlichte) Tiere. Die Wahl der Marderhunde führt einmal mehr auf den japanischen Volksglauben zurück, der diese Tiere als eine sehr gesellige Spezies begreift, die sich durch die Kraft der Illusion in andere Wesen verwandeln kann, jedoch letztlich zu liebenswert ist, um eine wirkliche Gefahr darzustellen. Darin unterscheiden sie sich deutlich von anderen Gestaltwandlern wie den kitsune (Füchsen).

 

Stimme des Herzens — Whisper of the Heart (1995)

Studio Ghibli / Netflix
Studio Ghibli / Netflix

Eine Vierzehnjährige lernt einen Jungen kennen, der alle Bücher, die sie sich aus der Bibliothek leiht, schon vor ihr gelesen hat.

Stimme des Herzens — Whisper of the Heart ist ein wunderbares Beispiel für den Fankult, der sich um die Filme des Studio Ghibli entwickelt hat. Nicht nur gibt es in den richtigen Geschäften massenweise Totoro-Merchandise zu kaufen. In dem Bezirk von Tokio, in dem Stimme des Herzens — Whisper of the Heart angesiedelt ist, gibt es auch diverse Läden und Coffeshops, die Gebäck und andere Dinge mit Bezug zu dem Film verkaufen. Life imitates art — umso mehr auch, da in Japan im Jahr 2022 ein kompletter Studio-Ghibli-Vergnügungspark eröffnen soll.

 

Das wandelnde Schloss (2004)

Studio Ghibli / Netflix
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Ein junges Mädchen wird von einer eifersüchtigen Hexe in eine 90-jährige Frau verwandelt und muss in einem geheimnisvollen Schloss arbeiten, wo sie hofft einen Weg zu finden um den Fluch rückgängig zu machen.

Wie so oft nimmt Hayao Miyazaki in Das wandelnde Schloss Bezug auf die Schrecken des Zweiten Weltkriegs. Während er an dem Film arbeitete, bereiteten sich aber auch die Amerikaner auf ihren Angriff auf Bagdad vor und Miyazaki, seines Zeichens Pazifist, ließ diese Entwicklungen in seine Arbeit mit einfließen. In einem Interview erklärte er: „…Ich möchte auch kein Märchenerzähler sein, der leicht über einen Krieg reden kann, der jedoch nichts mit der modernen Welt zu tun hat. Vor der Erfindung des Maschinengewehrs derart über den Krieg zu reden wäre möglich gewesen. Heute geht das nicht mehr.“

 

Ponyo — Das große Abenteuer am Meer (2008)

Studio Ghibli / Netflix
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Ein kleines Fischmädchen schließt Freundschaft mit einem menschlichen Jungen und benutzt die Zauberkraft ihres Vaters, um sich selbst in ein menschliches Mädchen zu verwandeln.

Ponyo — Das große Abenteuer am Meer besteht aus 170.000 handgezeichneten Einzelbildern — Rekord für einen Film von Hayao Miyazaki und ein schier unglaublicher zeichnerischer Aufwand. Wie so häufig in der Ghibli-Welt muss in Ponyo eine Freundschaft auf magische Weise allerhand Hindernisse überwinden. Einflüsse dafür waren unter anderem Hans Christian Andersens Märchen von der kleinen Meerjungfrau oder Richard Wagners Oper Die Walküre.

 

Der Mohnblumenberg (2011)

Studio Ghibli / Netflix
Studio Ghibli / Netflix

Zwei verliebte Teenager aus dem Yokohama des Jahres 1963 entdecken, dass sie durch ihre Vergangenheit und die Geschichte ihrer Väter im Korea-Krieg miteinander verbunden sind.

In den 1960er Jahren häuften sich nicht nur in der westlichen Welt, sondern auch in Japan Studentenproteste und Aktivismus gegen Kriege und verkrustete gesellschaftliche Strukturen. Und so ist es auch in Der Mohnblumenberg einmal mehr die junge Generation, die in einem Ghibli-Film (diesmal wieder von Gorō Miyazaki) den Karren aus dem Dreck ziehen muss und sich gegen den Abriss ihres Clubhauses stellt.

 

Wie der Wind sich hebt (2013)

Studio Ghibli / Netflix
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Ein sensibler Junge träumt davon Flugzeuge zu bauen und konstruiert als Ingenieur die Zero Fighter, die später traurigen Einsatz im Angriff der Japaner auf Pearl Harbour finden werden.

Porco Rosso, Kikis kleiner Lieferservice, Wie der Wind sich hebt — Hayao Miyazakis Faszination für Kriegsflugzeuge zieht sich durch seine Filmografie und existiert sogar bereits seit frühster Kindheit. Sein eigener Vater produzierte während der Kriegszeit Flugzeugteile. Doch auch er zögerte, ob er tatsächlich einen real existierenden Konstrukteur von Kriegswaffen in einem Animationsfilm porträtieren sollte. Schlussendlich entschied er sich dazu, genau diesen Widerspruch in Wie der Wind sich hebt zu thematisieren: Den Traum, etwas Schönes zu erschaffen, der sich durch ungünstige Umstände schnell in einen Alptraum verwandeln kann. 

 

Erinnerungen an Marnie (2014)

Studio Ghibli / Netflix
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Ein einsames Mädchen verbringt den Sommer an der Küste und trifft dort in einem leerstehenden Haus auf eine Freundin, wie sie sie sich immer gewünscht hat.

Schon der Titel — Erinnerungen an Marnie — gibt einen Vorgeschmack auf die Melancholie, die den Film sachte durchweht. Die sensible Auseinandersetzung mit dem Tod wird in den an ein junges Publikum gerichteten Filmen des Studio Ghibli (diesmal unter der Regie von Hiromasa Yonebayashi) nicht ausgespart. Doch wird er eben auch nicht als auswegloses Ende oder Schrecken dargestellt. Ganz im Gegenteil: Ein Ende, ein Abschied ist hier immer auch mit einem Aufbruch, der Möglichkeit zu einem Neuanfang verbunden.

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