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Cannes 2018

Frisches vom Cannes Filmfestival 2018 - Tag 10

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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19.05.2018: Endspurt in Cannes! Der rote Teppich an der Croisette wird gerade wieder eingerollt — unsere Kritiker_Innen sind aber noch längst nicht fertig! Beatrice Behn, Maria Wiesner und Joachim Kurz haben noch eine Handvoll Filme zu besprechen.

Dem schönen Wetter und zwei interessanten Filme widmen sich zum Beispiel Beatrice Joachim in ihrem Vlog: Zum einen The Shoplifters von Hirokazu Koreeda über ungewöhnliche Familienverhältnisse und zum anderen At War von Stéphane Brizé über den Arbeitskampf.

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Einer der am heißesten erwarteten Filme in Cannes war dieses Jahr der Abschlussfilm — Terry Gilliams The Man Who Killed Don Quixote, der nach über 20 Jahren und diversen Klagen endlich uraufgeführt werden durfte. Beatrice Behn findet, der Film hätte vielleicht lieber ein Wunschtraum bleiben sollen. Nicht nur kritisiert sie das selbstgefällige Meta-Meta-Getue:

The Man Who Killed Don Quixote ist ein unfassbar rassistisches und frauenfeindliches Werk. Gilliam inszeniert Russen, „Zigeuner“, Schwarze, Muslime und angedeutete Juden genauso, wie die rassistischen Klischees über die Gruppen perpetuiert werden, ohne auch nur einmal mit der Wimper zu zucken.“

Deutlich mehr angetan war Beatrice da schon von Ayka (My Little One), einem Drama des russischen Regisseurs Sergey Dvortsevoy, das sich mit der Mutterschaft in einer unbarmherzig kalten Gesellschaft auseinandersetzt:

Ayka ist eine Makroaufnahme einer Frau, die keinen Ausweg mehr hat und mit dem bisschen Raum, den sie für sich beanspruchen kann, alles versucht, um Freiheit zu erlangen.“

Ähnlich begeistert war Maria Wiesner, die uns noch einen letzten Einblick in die Quinzaine des Réalisateurs erlaubt, von Debra Graniks Leave no Trace, in dem ein Vater mit seiner Tochter einsam im Wald lebt. Maria lobt den mitfühlenden Blick der Regisseurin, ihre starken Frauenfiguren. Und macht in der Hinwendung zur Kernfamilie einen thematischen Trend in Cannes aus:

„Dies ist ein Thema, das sich durch das diesjährige Programm in Cannes zieht: die Auflösung der Familie als Nukleus und Norm der Gesellschaft und das Finden von Ersatzfamilien.“

Last but definitely not least: Mit Winterschlaf gewann Nuri Bilge Ceylan 2014 die Goldene Palme. Jetzt ist er mit The Wild Pear Tree zurückgekehrt und Joachim Kurz findet, dass in dem Film erneut der Hang des Regisseurs zur Literatur durchscheint. Abgesehen davon verlasse er sich teils aber doch etwas zu sehr auf den dahinplätschernden Bilderfluss:

„[Er macht] immer wieder auf Spaziergänge, auf Ab- und Umwege, um dann in der letzten Stunde deutlich anzuziehen und endlich einen Sog zu entfalten, den man so anfangs nicht kommen sah.“

Und damit verabschieden wir uns in diesem Jahr von der Croisette. Es war uns ein Vergnügen — à la prochaine! 

 

Current #Cannes level: manic insanity.

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