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Streaming-Tipps

Couchperle: Schnee und Eiseskälte

Die vierte Staffel von „True Detective“ spielt in der Eiseskälte von Alaska. Schnee und Eis sind sowas wie Hauptfiguren. Wer Lust auf zur Jahreszeit passende, kalte Filme hat, wird hier fündig.

Meinungen
Kalte Filme

Wolfsnächte von Jeremy Saulnier

Streaming, oh Streaming. Es ist so bequem, wenn man auf Knopfdruck „alles“ ins Wohnzimmer geliefert bekommt. Immer wieder passiert es aber, dass Filme in den tiefsten Tiefen der Plattformen verschwinden — vor allem dann, wenn es sich um exklusiven Content handelt. Man muss schon wissen, dass es Wolfsnächte bei Netflix gibt. Ach, dass es den Film überhaupt gibt. Warum dieser kaum besprochen und von vielen dann auch noch negativ, wird ein Rätsel bleiben. Meiner Meinung nach ist die Adaption von William Giraldis fantastischen Roman ein faszinierend düsterer Film über den schmalen Grat zwischen Mensch und Tier.  

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Genrespezialist Jeremy Saulnier (Blue Ruin, Green Room) erzählt vom Verschwinden eines Kindes. Der Wolfsexperte Russel Core (Jeffrey Wright)  wird von einer verzweifelten Mutter in ein Arbeiterdorf in den Norden von Alaska gerufen: Die Wölfe müssen das Kind verschleppt haben. Core soll die Wölfe finden und für ein Gleichgewicht sorgen. Der Mann ahnt nicht, in welche menschlichen Abgründe er sich begibt. Als der Vater des Kindes aus dem Krieg heimkehrt, färbt das Blut den Schnee rot. 

Wolfsnächte besitzt eine ähnliche Atmosphäre wie True Detective 4. Wenngleich weniger deutlich in der Verwendung seiner mythischen Elemente, so nutzt auch Saulnier das schwebende Dazwischen, die Ambivalenz von Metaphern. In der Thriller-Serie lässt die Polarnacht die Toten nicht ruhen. Im Netflix-Film kann man irgendwann den Menschen nicht mehr vom Wolf unterscheiden.

Eiskalt. Dunkel. Und mörderisch spannend.

„Wolfsnächte“ ist bei Netflix verfügbar.

Sebastian Seidler

Das Ding aus einer anderen Welt von John Carpenter

Eine unwirtliche Umgebung ist ein beliebtes Mittel, um im Horrorfilm ein Gefühl von Enge und Ausweglosigkeit zu erzeugen. Zum Beispiel: der Weltraum, das Meer, die US-amerikanische Peripherie. John Carpenters Das Ding aus einer anderen Welt setzt, ebenso wie die zugrunde liegende Pulp-Novelle, eine abgelegene Forschungsstation in der Antarktis als Setting ein. Wenn die Zivilisation weit entfernt ist, muss man sich erst recht auf die Kollegen vor Ort verlassen können. Doof also, wenn ein formwandelndes Alien auftaucht, das sich multiplizieren und die Kollegen perfekt imitieren kann.

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Das Body-Snatcher-Motiv war im Horror der Fünfzigerjahre besonders beliebt, also zur Zeit des Kalten Kriegs und der Angst vor kommunistischer Unterwanderung. Damals verfilmte Howard Hawks den Stoff zum ersten Mal. Carpenter macht daraus ein Body-Horror-Motiv – die Angst, zum Wirtskörper zu werden und wie der Körper sich dann verändert – und inszeniert es mit allerlei Schleim und Tentakeln. Und auch die Kälte spielt eine große Rolle, um diesen Klassiker so beklemmend zu machen: Es braucht nur einen kaputten Stromgenerator und die ganze Forschungsstation kühlt soweit ab, dass kein Überleben möglich ist – es sei denn natürlich, man ist ein Alien.

Der Film ist bei allen gängigen VoD-Anbietern verfügbar.

Mathis Raabe

Einer nach dem anderen von Hans Peter Moland

Blut und Schnee — eine perfekte Farbkombination, gerade für ein solch visuelles Medium wie den Film. Wenn der leuchtend rote Lebenssaft auf den unschuldigen, rein weißen Schnee trifft, dann bekommt jeder filmische Gewaltausbruch etwas Ästhetisch-Morbides. Gleich mehrfach ist das der Fall in Hans Petter Molands Einer nach dem anderen, in dem Stellan Skarsgård einen vorbildhaften Kleinstadtbewohner und Schneepflugfahrer spielt, dessen Sohn von Gangstern (angeführt von Bruno Ganz) getötet wird und der nun Rache will.

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Klingt bekannt? Wurde ja auch einige Jahre später nochmal mit Liam Neeson geremaket, hieß dann Hard Powder und war durchaus amüsant. Es fehlte ihm aber spürbar die skandinavische Trockenheit und Schwarzhumorigkeit, die schauspielerische Güte eines Stellan Skarsgård, und auch der Gewaltgrad wurde ein wenig nach unten geschraubt. Was gerade in einer solchen Rachegeschichte und beim anfangs erwähnten Blut-auf-Schnee-Kontrast dann doch schade ist. Fürs Original hingegen gibt’s eine große Empfehlung!

Den Film kann man über den Prime-Video-Kanal von Good!Movies streamen.

Christian Neffe

Ein einfacher Plan von Sam Raimi

Sam Raimi gilt gemeinhin als Genrespezialist. Mit Tanz der Teufel hat er einen der ganz großen Klassiker des Horrorfilms gedreht. Sein Darkman steigt in die finsteren Gefilde des Superheldenfilms hinab. Und zumindest die ersten beiden Spiderman-Filme machen bis heute noch großen Spaß. Da kann es schon passieren, dass man einen kleinen, eher unscheinbaren Film voller klirrender Kälte übersieht.

Dabei ist Ein einfacher Plan ein kleines Meisterwerk aus einer Zeit, in der aus solchen Stoffen noch keine ausgewalzten Serien gemacht wurden. Von psychologischer Scharfsinnigkeit und parabelhafter Klarheit geprägt, erinnert der Thriller ein wenig an Fargo ohne den Humor der Cohenbrüder: Unerbittlich und voller Schuld und Verrat türmt sich ein Alptraum auf.

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Der unscheinbare Hank (Bill Paxton) und sein einfältiger Bruder Jacob (Billy Bob Thornton) finden in einem im Wald abgestürzten Flugzeug einen Koffer voller Geld. Das kann natürlich nicht aus sauberen Geschäften stammen. Beim Versuch, alles an Ort und Stelle zurückzubringen passiert ein Mord. Nichts wird jemals wieder so sein wie zuvor. Der Schnee hat die Seelen längst begraben.

Den Film gibt es bei Amazon Prime im Abo.

Sebastian Seidler

Meinungen