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Darling der Woche

Spot on: Kamerafrauen bei Mubi

Ein Beitrag von Mathis Raabe

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Bande de filles / Mädchenbande von Céline Sciamma
Bande de filles / Mädchenbande von Céline Sciamma

Bis 2018 hat es gedauert, dass eine Frau für den Oscar für die beste Kamera auch nur nominiert war. Na, kein Wunder, dass Laura Mulveys Beschreibung des male gaze seit 50 Jahren nicht an Relevanz verloren hat: Da legen sich oftmals Zuschauer-, Figuren- und Kameraperspektive homogen übereinander. Die Frau, die 2017 mit einer Nominierung gewürdigt wurde, ist Rachel Morrison – für ihre Arbeit am Rassismusdrama Mudbound. Sie zeichnet auch für die Bilder des Blockbusters Black Panther verantwortlich und kann als eine der wichtigsten Kamerafrauen Hollywoods gelten. MUBI hat anlässlich des Weltfrauentags einen Schwerpunkt zu Kinematografie mit weiblicher Handschrift zusammengestellt. Von Morrison findet sich dort Nächster Halt: Fruitvale Station, eine frühere Zusammenarbeit mit Black-Panther-Regisseur Ryan Coogler. Der Film basiert auf der wahren Geschichte eines Schwarzen US-Amerikaners, der in der Silvesternacht 2008 von einem Polizisten erschossen wurde.

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Davon abgesehen sind beim Blick auf die MUBI-Auswahl zwei Dinge auffällig: Es sind oftmals weibliche Regisseurinnen, die Kamerafrauen beschäftigen, gar langjährige Kreativbeziehungen mit ihnen eingehen. Die Filmindustrie ist ein Klüngel, und Klüngel sind viel zu oft immer noch organisiert wie Sportumkleiden. US-Kamerafrau Kirsten Johnson hat deshalb Cameraperson einfach selbst produziert, in dem sie gewissermaßen in die Fußstapfen Dziga Vertovs tritt. Der Film begreift seine Bilder, die an ganz unterschiedlichen Orten gedreht sind, nicht als Eskapismus, sondern als Versuch, die Welt abzubilden, und stellt dabei auch die Kameraperson immer wieder in die Bilder hinein.

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Zum Zweiten fällt auf, dass Kamerafrauen sich in Frankreich stark konzentrieren: Céline Sciamma arbeitete für ihre ersten drei Filme mit Crystel Fournier, seitdem mit der umtriebigen Claire Mathon. Mathon hat auch für Alice Diop und Mati Diop fotografiert sowie Spencer für Pablo Larraín und kann wohl als eine der wichtigsten Kamerapersonen des modernen Arthouse-Kinos gelten. Alice Rohrwacher engagiert für ihre Kinofilme seit vielen Jahren die französische Kamerafrau Hélène Louvart. Die schon seit 40 Jahren aktive Kameraikone Agnès Godard begann ihre Karriere an der Seite von Wim Wenders und arbeitete später mehrfach für Claire Denis, unter anderem bei deren wunderbar fotografierten Meilensteinen Beau Travail und Trouble Every Day. Letzterer ist auch bei MUBI zu sehen. Chantal Akerman hat viele ihrer Filme mit Babette Mangolte gedreht, etwa den Listenführer Jeanne Dielman, dessen Starttermin am 8. März gerade verschoben wurde, der Film soll aber zeitnah bei MUBI zu sehen sein..

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Das deutet darauf hin, dass es in Hollywood um die Ausbildung weiblicher (Kamera-)Perspektiven besonders schlecht bestellt ist. Selbst US-Produktionen mit weiblicher Kamera hat oftmals eine Französin verantwortet, zum Beispiel Maryse Alberti, die für so unterschiedliche Filme wie The Wrestler und Velvet Goldmine die Kamera führte. Kein Wunder, dass dieses Jahr einmal wieder keine Frau in dieser Oscar-Kategorie nominiert ist, vom Gewinnen ganz zu schweigen. Wir warten also und schauen in der Zwischenzeit diese Filme, die zeigen, dass es an Kandidatinnen gewiss nicht mangelt.

Hier geht es zum MUBI-Programm „Die richtige Einstellung: Kamerafrauen im Fokus“.

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