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Darling der Woche

Von Hunde-Detektiven und Mondmännern: Happy Birthday, Jim Carrey!

Ein Beitrag von Christian Neffe

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Jim Carrey
Jim Carrey

Auf wenige KünstlerInnen der Jetztzeit trifft die sprichwörtliche Beschreibung vom „Clown mit einem lachenden und einem weinenden Auge“ so sehr zu wie auf Jim Carrey. Denn sicher: Berühmt und berüchtigt ist der Kanadier, der am 17. Januar 2022 seinen 60. Geburtstag feiert, allem voran für all die Albernheiten, seine grotesken Mimiken und wilden Gesten, seinen übertriebenen und doch so treffsicheren Stimmeinsatz zum Zwecke des Humoristischen — kurz: seinen Slapstick. Und doch hat Jim Carrey etliche Male bewiesen, dass er auch tragische Rollen mit Bravour ausfüllen kann.

Carreys Karrierebeginn liest sich wie ein Standardleitfaden für KomikerInnen aus dem nordamerikanischen Raum: In jungen Jahren erste Übungen vor dem Spiegel in Sachen Impressions (eine Mischung aus Imitation und Parodie von realen Menschen und fiktiven Figuren), eine Odyssee durch Comedy-Clubs, -TV-Shows und Sitcoms, nicht immer, aber doch meist erfolgreich. 1983 der Umzug nach Hollywood, wo diese Odyssee weiterging und sich Carrey parallel dazu bei diversen Castings bewarb — hier nur selten erfolgreich. Es folgten — nach einem glücklichen Treffer als Hauptakteur in der trashigen Teenie-Horror-Sex-Komödie Once Bitten (1985) — vereinzelte Engagements in kleinen Rollen, unter anderem in Coppolas Peggy Sue hat geheiratet (1986) sowie Buddy Van Horns The Dead Pool (1988) und Pink Cadillac (1989).

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Bis zu seinem Durchbruch dauerte es noch einige Jahre, war 1994 dafür von umso größerer Wucht: In Ace Ventura spielte Carrey als Privatdetektiv, der nach vermissten Tieren fahndet, sein gesamtes Slapstick-Repertoire aus, auch da er viel improvisieren konnte. „I wanted to be unstoppably ridiculous, and they let me go wild“, sagte er später. Der Film war ein enormer Erfolg — und Carrey fortan der Go-to-Guy für überzeichnete komödiantische (Haupt-)Rollen. Noch im selben Jahr folgten Die Maske und Dumm und Dümmer, 1995 sein Auftritt als Schurke Riddler in Batman Forever sowie Ace Ventura 2 und 1997 Der Dummschwätzer — allesamt keine überragenden Filme, getragen jedoch vom unbestreitbaren Talent ihres Hauptdarstellers.

Gänzlich konnte oder wollte sich Carrey von dieser Art Rolle in den darauffolgenden Jahren nicht lösen, zu sehen etwa in Ich, beide & sie und Der Grinch (beide 2000), Bruce Allmächtig (2003) oder Dick und Jane (2005). Und doch mischten sich zunehmend ernstere, tragische Rolle darunter. Der Übergang dahin war hybrider Natur: Peter Weirs Die Truman Show (1998). Als Star einer Reality-TV-Serie, eingesperrt in einer riesigen Kuppel und als einziger nicht wissend, dass er Teil einer Fernsehproduktion ist, unterhält er als immer gut gelaunter Truman Burbank mit witzigen Sprüchen und Carrey’esker Komik die Massen, nur um am Ende die Bühne mit großer, dramatischer Geste zu verlassen. Der lachende Clown hatte erstmals Tränen gezeigt. Und auch dem Publikum einige entlockt.

Carreys Meisterstück folgte ein Jahr später: In Der Mondmann (1999) verkörperte er den ebenso verehrten wie verhassten US-Komiker Andy Kaufman (1949-84) und konnte dabei sein Talent zur Imitation komplett ausspielen. In Perfektion belebte er den subversiven, skurrilen Stand-Upper für Miloš Formans Biopic wieder und wurde dafür nach Die Truman Show das zweite Mal mit einem Golden Globe als bester Darsteller ausgezeichnet. Spätestens jetzt konnte die Kritik Carreys Schauspieltalent nicht mehr ignorieren.

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2004 übernahm er die tragische Hauptrolle in Michel Gondrys Trennungs-Liebesdrama Vergiss mein nicht! und landete 2007 gar beim Thriller; Number 23 kam aber zumindest bei der Kritik nicht besonders gut an. In den späten 2000er- und frühen 2010er-Jahren nahm Carreys Zugkraft zunehmend ab, und seine Rollen wurden deutlich diverser. Was eigentlich ein Markenzeichen für Können sein müsste, schien bei Carrey, den das Publikum so fest mit komischen und nur teilweise tragikomischen Rollen assoziierte, mit einem Verlust seiner schauspielerischen Identität einherzugehen.

So erschienen etwa Mysteriös-Obskures (Lemony Snicket, 2004) und Albern-Infantiles (Yes Man, 2008; Mr. Poppers Pinguine, 2011; Dumm und Dümmehr, 2014), er spielte lustige Antagonisten (Kick-Ass 2, 2013), übernahm Sprechrollen (Horton hört ein Hu, 2008) und verkörperte ganze vier CGI-Charaktere in der jüngsten Adaption der Weihnachtsgeschichte (2009). Erschüttert wurde Carreys Karriere zudem durch persönliche Probleme wie seine Depression, dem Suizid der Visagistin Cathriona White, mit der er eine On-Off-Beziehung führte, sowie einem langjährigen Prozess infolgedessen. Vier Jahre lang war er nicht auf der Leinwand zu sehen und lebte währenddessen seine Passion für die Malerei aus.

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Erst 2020 folgte die Rückkehr in der Videospielverfilmung Sonic the Hedgehog — und dieser Auftritt war in der Tat der einzig gute Part des Films. In der Rolle des verrückten Wissenschaftlers und Antagonisten Dr. Robotnik kehrte Carrey ins alte Schema zurück, und das saß wie angegossen. Nicht unerwähnt bleiben darf auch die mehrmonatige Phase, während der er in Saturday Night Life Joe Biden so grandios parodierte.

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Auch wenn als nächste Projekte Sonic the Hedgehog 2 und Ace Ventura 3 anstehen, dieser so talentierte Clown also vor allem seinen Klamauk wieder entdeckt zu haben scheint, so ist mit Seuss, einem Biopic über den Kinderbuchautor, der unter anderem den Grinch erfand, auch ein Film angekündigt, in dem er wieder eine tragikomische Rolle spielen wird. Hoffentlich bleibt Carrey auch mit über 60 Jahren diese Qualität, der scheinbar mühelose Wechsel zwischen den dramatischen Registern, die Gleichzeitigkeit von lachendem und weinendem Auge, erhalten. Happy Birthday!

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