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Darling der Woche

#streamenfürskino – Filme gucken, Kino unterstützen

Ein Beitrag von Bianka-Isabell Scharmann

Meinungen
Frau auf Couch mit Popcorn und Fernbedienung
"Kino für Zuhause"

Und wieder so ein Text, von dem man hoffte, ihn nicht schreiben zu müssen. Gleichzeitig jedoch auch ein Text, über den man froh sein kann, ihn schreiben zu können. Wieder ein ‚Lockdown‘ (der ja mehr ein Shutdown ist, aber lassen wir das) – wieder müssen Kinos schließen. Und wieder gibt es wunderbare Initiativen, die sofort reagiert haben. Eine davon stellen wir euch heute vor.

Der VoD-Anbieter Kino on Demand ist als Plattform für hochwertiges und aktuelles Programmkino quer durch alle Genres und auch Zeiten hinweg bereits etabliert. Das Prinzip ist dabei recht simpel: Man schaut fünf Filme online und es gibt einen Kino-Gutschein einzulösen bei eurem „Lieblingskino“ postwendend zurück. Wenn man neu auf der Plattform ist, gibt es sogar sofort beim ersten Film einen Gutschein – und danach bei jedem fünften Abruf. Kein Abo ist dafür notwendig.

Um nun die Kinos in der aktuellen Phase der erneuten Schließung noch besser zu unterstützen, gibt es nun das „Lieblingskino“-Paket. Für 24.95 Euro gibt es wie gehabt fünf Filme und einen Kino-Gutschein im Wert von fünf Euro, darüber hinaus werden jedoch auch noch direkt fünf weitere Euro an ein Kino eurer Wahl gespendet. So kann man direkt sein Lieblingskino unterstützen. Die Kinos, die mitmachen, sind direkt auf der Seite gelistet, sodass man vorab schauen kann, ob das eigene Lieblingskino darunter ist. Und: die Gutscheine, die man direkt über die Website kaufen kann, sind 36 Monate lang gültig.

Kino on Demand hat außerdem die über 500 Filme, die sich auf der Website befinden, schon einmal in Kollektionen vorsortiert: es finden sich ‚Tierische Helden‘ neben ‚Zeitlosen Klassikern‘ und ‚Starke Frauen‘. Und auch Filme, die vor Kurzem erst in den Kinos liefen, sind verfügbar. Wir haben uns auf der Plattform umgesehen und geben euch sieben Filmtipps mit.

  • Lindenberg! Mach dein Ding - Trailer (deutsch)

    Lindenberg! Mach dein Ding von Hermine Huntgeburth

    Udo Lindenberg ist eine der großen, deutschen Rocklegenden — neben Herbert Grönemeyer und Marius Müller-Westernhagen. Hermine Huntgeburth (Die Abenteuer des Huck Finn) hat mit Lindenberg! Mach dein Ding dem Musiker eine Hommage gewidmet, in der Jan Bülow ihn als jungen Mann spielt. Doch der Film ist nicht nur eine Hommage an ihn, sondern auch eine an die wilder 70er Jahre der Hamburger Reeperbahn. 

    Ein Auszug aus der Kritik von Falk Straub

    „Jan Bülow brilliert als charmantes, schnodderiges Großmaul, das sich mit einem Luden (Andreas Lust), mit seinem Bandkollegen Steffi Stephan (erstaunlich reif: Max von der Groeben) und Plattenproduzent Mattheisen (gewohnt großspurig: Detlev Buck) anlegt. Dabei begeht er nicht den Fehler, Udo Lindenberg perfekt zu imitieren. Seine Gesten und Bewegungen sitzen, seine Stimme aber ist lange nicht so nasal und schwer verständlich wie das Original. Eine klug variierte Interpretation, die überzeugt.“

  • Bombshell - Trailer (deutsch)

    Bombshell von Jay Roach

    Im Jahr 2014, noch bevor #metoo im Zuge der Weinstein-Affäre viral ging, platzte eine andere Skandal-Bombe in den USA: Roger Ailes wurde von mehreren Mitarbeiterinnen der sexuellen Belästigung angeklagt. Bombshell ist die fiktive Bearbeitung der Vorfälle. In den Hauptrollen der Moderatorinnen Megyn Kelly und Gretchen Carlson werden sind Charlize Theron und Nicole Kidman zu sehen, und Margot Robbie wurde für ihre Nebenrolle für einen Oscar nominiert. Gewonnen hat der Film dieses Jahr letztendlich ‚nur‘ den für das beste Make-UP. 

    Ein Auszug aus der Kritik von Bianka-Isabell Scharmann

    „Es soll hier nicht darum gehen, zu fragen, inwieweit der tatsächliche Skandal dem entspricht, was wir im Film sehen, ob das „die Wahrheit“ ist – ist doch jeder Film seine eigene Wahrheit. Auch wenn er eine Bearbeitung eines wahren Skandals ist. Sie stehen in Verbindung, sind jedoch nicht eins. Und die Frage ist eben, was der Film aus dem Skandal macht, welche Perspektiven er eröffnet, ermöglicht oder aber auch woran er letztendlich zumindest teilweise (leider) schwächelt.“

  • The Farewell - Trailer (OmdtU)

    The Farewell von Lulu Wang

    Der zweite Spielfilm von Lulu Wang The Farewell ist autobiografisch gefärbt und beobachtet die Dynamik einer chinesischen Großfamilie. Diese entdeckt, dass die Großmutter bald sterben wird und entscheiden sich aber, die Frau über ihren Zustand im Unklaren zu lassen. Stattdessen wird eine Abschiedsfeier organisiert — in Gestalt einer Hochzeit, um die ganze Familie zusammenzubringen. 

    Ein Auszug aus der Kritik von Andreas Köhnemann

    „Wer einen traurigen, emotional aufwühlenden Moment filmisch in Szene setzen möchte, wählt als Schauplatz dafür höchstwahrscheinlich einen eher tristen Ort. In Lulu Wangs „The Farewell“ findet einer der eindringlichsten Monologe, in dem es um Verlust und Trauer geht, hingegen in einem Raum voller rosa- und lilafarbener Luftballons statt. Dies verleiht dem Geschehen nicht etwa etwas Albern-Lächerliches, sondern gibt dem Ganzen die nötige Portion Absurdität, die dem Leben zumeist innewohnt.“ 

  • Sorry We Missed You - Trailer 2 (englisch)

    Sorry we missed you von Ken Loach 

    Das Familiendrama von Ken Loach lief 2019 im Wettbewerb von Cannes. In dem Film geht es um eine Familie, die mit den Folgen der Finanzkrise 2008 zu kämpfen hat. Endlich scheint sich eine Chance für den Vater zu ergeben — doch die Welt des Lieferservice ist gnadenlos, die Konkurrenz hart. 

    Ein Auszug aus der Kritik von Maria Wiesner

    „Ricky (Kris Hitchen) hat in seinem Leben jeden erdenklichen Job gemacht. Er hat auf dem Bau gearbeitet, Straßen gepflastert, sogar Gräber ausgehoben auf dem Friedhof. Nun versucht er, sich als Paketfahrer „selbständig zu machen“. Das Wort an sich ist der reinste Euphemismus und davon gibt es im ersten Dialog in „Sorry We Missed You“ viele. Mallony, der muskelbepackte Leiter der Fahrzentrale, erklärt Ricky das Konzept der „Zero Hour“-Verträge, mit denen das Unternehmen arbeitet: Die Fahrer werden Teil des Franchise, sie haben keine festen Arbeitszeiten, sondern werden nach Schnelligkeit der Lieferung und Schwierigkeit der Lieferroute bezahlt.“

  • Welcome to Sodom - Trailer (OmeU)

    Welcome to Sodom — Dein Smartphone ist schon hier von Florian Weigensamer & Christian Krönes

    Dieser Dokumentarfilm geht dorthin, wo jedes Jahr 250.000 Tonnen Elektro-Müll des Westens (Smartphones, PCs, Monitore) landen: In einer illegalen Deponie in Ghana. ‚Sodom‘ ist die größte Elektromüllhalde der Welt, kein Grün weit und breit — es sind Bilder wie aus der Hölle. An diesem apokalyptischen Ort wohnen Erwachsene und Kinder, die zwischen verbrennendem Schrott und hochgiftigen Dämpfen arbeiten. 

    Ein Auszug aus der Kritik von Thomas Groh:

    Welcome to Sodom ist ein behutsamer, zurückhaltender Film. Eine gewisse Faszination für die düstere Realität des Slum-Lebens ist ihm insbesondere in der von ambientem Dröhnen geprägten Tonspur zwar nicht abzusprechen, doch auf spät-koloniale Exotismen und andere Übergriffigkeiten verzichtet der Film zum Glück: Welcome to Sodom beobachtet, ohne preiszugeben, schildert eine Lebensrealität, ohne sie für die eigene Agenda (“Nieder mit …!”, “Spendet für …!”) in den Dienst zu nehmen, verzichtet auf paternalistische Voice-Over und führt das karge Dasein der Slum-Bewohner auch nicht den Erwärmungsbedürfnissen eines westlich-bürgerlichen Publikums zu, das mit dem Ziel ins Kino geht, sich seine eigenen guten Ansichten bestätigen zu lassen.“

  • Die verlorene Ehre der Katharina Blum - Trailer

    Die verlorene Ehre der Katharina Blum von Volker Schlöndorff und Margarethe von Trotta 

    Das Drama basiert auf dem gleichnamigen Roman von Heinrich Böll, das sich kritisch mit den Praktiken der Boulevardpresse in den 1970er Jahren der BRD auseinandersetzt. Der Film besaß unglaubliche Sprengkraft und ist eine schonungslose Zeitanalyse. Katharina Blum (Angela Winkler) wird im Film wie auch in Bölls Vorlage wegen ihrer Freundschaft zu einem Straftäter Opfer der Sensationsgier der Journalist*innen.

    Ein Auszug aus unserer Kritik:

    „Trotz aller politischen Brisanz ist Die verlorene Ehre der Katharina Blum nicht nur einen Abrechnung mit dem politischen System und der unheiligen Allianz von Polizei, Justiz und Medien in der „Bleiernen Zeit“ der Siebziger, sondern auch die Studie einer Frau, die vollkommen unschuldig in die Mühlen der Terroristenhatz gerät. Ein emotional zutiefst bewegender Film, der zugleich ein kluges politisches Statement ist.“

  • Mr. Gaga - Trailer (OmdtU)

    Mr. Gaga von Tomer Heymann 

    Es gibt viele Dokumentationen über einflussreiche Tänzer*innen und Choreograf*innen. Tomer Heymann’s Mr. Gaga, ein Porträt des israelischen Choreografen und Tänzers Ohad Naharin, einem der wichtigsten zeitgenössischen Künstler in diesem Bereich, ist dabei nicht nur ein Dokumentarfilm, sondern mehr noch ein Plädoyer für Tanz. Getragen von Naharin selbst, den der Filmemacher über mehrere Jahre hinweg begleitet hat. 

    Ein Auszug aus der Kritik von Simon Hauck:

    „„Ich glaube wirklich an die heilende Kraft des Tanzes“, postuliert er einmal nachdrücklich sein bewusst regelbrechendes Konzept. Und genau das sieht man dann auch in den Gesichtszügen der alten und jungen Tänzer in der langen Schlusssequenz, in der – frei von Worten – endlich die Körper sprechen dürfen: Der sich selbst windende Mr. Gaga wird hier zu einer Art Mr. Freedom, der seine spezielle Anti-Technik (inklusive Begriffen wie „yoho“, „mika“ oder „boya“) mit Witz und Disziplin unter die Leute bringt. Plötzlich scheinen sich Raum-, Körper- und Zeitgefühl an dieser Stelle völlig aufzulösen. Alleine diese Momente brennen sich ins Gebein jedes Zuschauers. Oder frei nach Nina Hagen: „Ist alles so schön fluide hier!“. Eben instinkthaft – animalisch – pulsierend.“

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