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Streaming-Tipp des Tages: Pickpocket

Ein Beitrag von Sebastian Seidler

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Pickpocket
Pickpocket

Robert Bresson ist der große Singulär des Kinos. Während seiner Schaffenszeit gab es niemanden, der auf diese radikale Weise Filme machte und gleichzeitig durch seine Arbeiten über die Möglichkeit des Kinos als Kunstform nachdachte. Oftmals unter die Nouvelle Vague subsumiert, war es vielmehr Bresson, der die Generation Truffaut/Godard inspirierte.

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Pickpocket aus dem Jahre 1959 ist einer seiner einflussreichsten Filme und möglicherweise ein guter Einstieg in ein Oeuvre, das sich nicht durch seine Zugänglichkeit auszeichnet. Auch dieses existentielle Drama über einen Taschendieb, der aus absoluter Passion heraus seine Verbrechen begeht, muss man sich erarbeiten. Dabei gibt es unglaublich viel zu entdecken, auch gerade weil Bresson durch den Einsatz größtmöglicher Distanz und Emotionslosigkeit das Publikum zu einer Haltung, zu einem Umgang mit dem gesamten Film geradezu herausfordert. Anders gesagt: Bresson zwingt uns keine Emotionen in einzelnen Szenen auf, er lässt sie in den Übergängen, den Koppelungen oder im Rhythmus des Films entstehen. 

Die Laiendarsteller waren auch in Pickpocket angehalten, einfach zu agieren und bloß nicht zu spielen. Zeitlebens sprach Bresson von Schauspielern als Modelle, die vor allem durch ihr Aussehen zur Geschichte passen sollten. Kein Gestaltungselement sollte hervorstechen, der Film als Gesamtkunstwerk in der Zeit entstehen.

In Pickpocket hat man es mit einer Außenseiterfigur zu tun, der durch sein Tun als Taschendieb eine intensive Existenz begehrt. Die Mutter liegt wohl im Sterben. Die Einsamkeit ist mit Händen zu greifen. Daher setzt der Mann eben alles aufs Spiel: der Diebstahl als Glaube.

Ob Bresson dabei wirklich Dostojewskis Verbrechen und Strafe als Vorbild genommen hat, das muss jeder für sich selbst entscheiden.  

Der Film steht bei MUBI online.

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