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Streaming-Tipps

Streaming-Empfehlungen für Februar 2018

Ein Beitrag von Lars Dolkemeyer

Sowohl Amazon Prime als auch Netflix bringen für den Februar hochkarätiges Oscar-Programm versetzt mit deutscher Comedy und dem neuesten Science-Fiction-Hype. MUBI bietet dafür so viele Specials wie nie und gleich drei Autoren-Perspektiven, die nicht verpasst werden dürfen.

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Pastewka - Bild
Pastewka - Staffel 8 - Bild

Sowohl Amazon Prime als auch Netflix bringen für den Februar hochkarätiges Oscar-Programm versetzt mit deutscher Comedy und dem neuesten Science-Fiction-Hype. MUBI bietet dafür so viele Specials wie nie und gleich drei Autoren-Perspektiven, die nicht verpasst werden dürfen.

Amazon Prime Video

Pastewka – Staffel 8

Bastian Pastewka ist einer der großartigsten und lustigsten Comedians in Deutschland. Keine Widerrede. Die Serie Pastewka, eine fiktionalen Variante seines Lebens als deutscher Fernseh-Comedian, ist an Vorbilder wie Curb Your Enthusiasm angelehnt. Im Jahr 2014 lief allerdings die siebte und bislang letzte Staffel von Pastewka im Fernsehen, nun bringt Amazon Prime mit der achten Staffel endlich die lange erwartete Fortsetzung. Das Konzept hat sich dabei nicht geändert: Bastian Pastewka (Bastian Pastewka) spielt seit Jahren dieselbe Rolle in einer Comedy-Serie seiner Kollegin Annette Frier (Annette Frier) und hat schließlich die Nase voll davon.

Zeit, dass sich etwas ändert – nur so leicht fällt es Pastewka nicht, seiner Midlife-Crisis zu entgehen. Auch in der achten Staffel sind dabei in weiteren Rollen wieder Pastewkas Freundin Anne (Sonsee Neu), sein Bruder Hagen (Matthias Matschke) und dessen Freundin Svenja Bruck (Bettina Lamprecht) sowie Hagens Tochter Kim (Cristina do Rego) und Pastewkas Agentin Regine (Sabine Vitua) zu sehen. Dabei wird in den zehn Episoden der neuen Staffel übergreifender erzählt als noch in den ersten sieben Staffeln der Serie. Ob das funktioniert, lässt sich seit dem 26. Januar auf Amazon Prime sehen. Wer bisher noch keinen Blick auf dieses Highlight deutscher Comedy werfen konnte, findet dort auch gleich die ersten sieben Staffeln zum Nachholen.

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Hell or High Water

Passend zur Verkündung der diesjährigen Oscar-Nominierungen präsentiert Amazon Prime ab dem 3. Februar einen Film, der im vergangenen Jahr trotz seiner vier Nominierungen zu Unrecht leer ausging: Hell or High Water (David Mackenzie, 2016) richtet den Blick auf den alten Westen, das ehemalige weite Land der Expansion im heutigen US-Bundesstaat Texas. Tanner (Ben Foster) und Toby Howard (Chris Pine) erben von ihrer Mutter ein Stück Land, auf dem eine Ölquelle gefunden wurde. Doch auf dem Land lastet eine Hypothek und gelingt es den Brüdern nicht, diese rechtzeitig abzubezahlen, ist es verloren. Ohne einen anderen Ausweg zu sehen, entscheiden sich die beiden dazu, genau die Bank auszurauben, der sie das Geld schulden. In den verlassenen, abgehängten Kleinstädten in West Texas gelingen die Überfälle auf kleinere Bankfilialen zunächst – doch Texas Ranger Hamilton (Jeff Bridges) und sein Partner Alberto Parker (Gil Birmingham) sind den Brüdern auf der Spur.

Hell or High Water entwirft im klassischen Western-Setting der Konfrontation von Sheriffs und Banditen eine neue, ebenso schwermütige wie wütende Perspektive auf das Leben einer vom Kapitalismus ausgebeuteten und abgehängten Schicht. Dabei wird er nicht zu einem anklagend-belehrenden Film, sondern erreicht eine seltene Einfühlsamkeit, eine greifbare Tiefe seiner Figuren, für die ein Spektrum wie Gut gegen Böse längst keinen Wert mehr hat.

  • Hell or High Water - Trailer (deutsch)
  • Hell or High Water - Trailer (englisch)

Empfehlung aus dem Katalog: Innen Leben

Vor ziemlich genau einem Jahr lief Innen Leben (Insyriated, 2017) auf der Berlinale und erhielt dort den Panorama-Publikumspreis. Der Film des belgischen Regisseurs Philippe Van Leeuw erzählt die Geschichte zweier Familien, eingeschlossen in einer Wohnung in Damaskus während des syrischen Bürgerkriegs. Das junge Paar Samir (Moustapha Al Kar) und Halima (Diamand Bou Abboud) hat bei Abou Monzer (Mohsen Abbas), seinem Sohn und dessen Frau Oum Yazan (Hiam Abbass) Unterschlupf gefunden. Samir und Halima möchten in den Libanon fliehen, doch hinter der verriegelten Tür der Wohnung wartet der drohende Tod. Die Fenster zum Hof sind zum Schutz vor Scharfschützen verhangen, der Mann von Oum Yazan ist fort, es gibt kein Wasser, kaum Strom und mit strenger Disziplin versuchen die Familien, am Leben zu bleiben. 

Die geschlossene Enge der Wohnung, der Fokus auf die Blicke, die stumme Angst der Figuren, erzeugen einen intensiven filmischen Eindruck der Schrecken eines Krieges, von dem sonst allenfalls die längst abstrakt gewordenen, anonymen Bilder der Nachrichten bekannt sind. Seit Januar ist der beeindruckende Film über die Menschen inmitten einer unvorstellbaren Welt der Angst, über ihre Hoffnung und ihre Resignation bei Amazon Prime zu sehen.

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Netflix

Altered Carbon

Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Richard K. Morgen präsentiert Netflix neben Serien wie Star Trek: Discovery und The Expanse nun den nächsten Science-Fiction-Hype: In der Zukunft ist es gelungen, menschliches Bewusstsein zu digitalisieren und damit die Vergänglichkeit des Körpers zu überwinden. Dem Ex-Soldaten Takeshi Kovacs (Joel Kinnaman), genauer: seinem Bewusstsein, wird nach Jahrhunderten ein neuer Körper gegeben. Dahinter steckt der reiche Laurens Bancroft (James Purefoy), der sich sicher ist: Er wurde ermordet. Die Polizei geht jedoch von Selbstmord aus und Bancrofts letztes Backup war Stunden vor seinem Tod. Als Gegenleistung für die Wiederbelebung hat Kovacs nun die ehrenvolle Aufgabe, die Wahrheit hinter Bancrofts Ableben ans Licht zu bringen.

Mit seiner dunklen Cyberpunk-Welt in Noir-Ästhetik knüpft auch Altered Carbon damit an erfolgreiche Serien wie The Expanse an. Auch wenn die Gefahr groß ist, allzu schnell in das Abspulen generischer und ästhetischer Konventionen zu verfallen, macht Altered Carbon Hoffnung, das Feld abseits der Hochglanz-Science-Fiction auf interessante Art zu ergänzen. Dabei bekräftigt nicht zuletzt Produzentin und Autorin Laeta Kalogridis, als Drehbuchautorin von Shutter Island (2007) bekannt, diese Hoffnung. Die zehn Episoden der ersten Staffel sind ab dem 2. Februar bei Netflix verfügbar.

  • Altered Carbon - Das Unsterblichkeitsprogramm - Trailer (deutsch)
  • Altered Carbon – Das Unsterblichkeitsprogramm - Teaser Trailer (deutsch)
  • Altered Carbon – Das Unsterblichkeitsprogramm - Teaser Trailer (englisch)

On Body and Soul

Während sich bei Amazon Prime mit Hell or High Water ein oscarnominierter Film des vergangenen Jahres nachholen lässt, präsentiert Netflix passend zur diesjährigen Verleihung im März den ungarischen Beitrag für den Besten fremdsprachigen Film: On Body and Soul (Testről és lélekről, 2017) erzählt die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe zwischen Endre (Géza Morcsányi), dem Leiter einer großen Schlachterei, und Maria (Alexandra Borbély), die in eben jener Schlachterei gerade als Qualitätskontrolleurin eingestellt wurde. Die zurückhaltende und in sich gekehrte Maria hat zunächst wenig Kontakt zu den anderen Angestellten und scheut sich vor jeder Form menschlicher Nähe. Doch Endre und Maria stellen fest, dass sie gemeinsam davon träumen, sich als Rehe in einem verschneiten Wald zu begegnen.

Mit seltener Zärtlichkeit zeigt die Regisseurin Ildikó Enyedi eine Liebe, die abseits aller Konventionen eine ganz eigene Welt erschafft. Inmitten der harten, maschinellen Realität des Schlachthauses entwickelt der Film eine magische Einfühlsamkeit und Empathie, und gehört damit zu den schönsten und bewegendsten Filmen des vergangenen Jahres. Auf der Berlinale erhielt On Body and Soul bereits den Goldenen Bären, ab dem 2. Februar ist der Film bei Netflix zu sehen – und erhält vielleicht bald auch noch verdient einen Oscar.

  • On Body and Soul - Trailer (OF)
  • On Body and Soul - Clip 1 (OmeU)
  • On Body and Soul - Clip 2 - (OmeU)

Empfehlung aus dem Katalog: Super Dark Times

Nachdem Super Dark Times (2017), Debütfilm des Regisseurs Kevin Phillips, im vergangenen Jahr keinen regulären Kino-Start bekam, erschien der Film überraschend Anfang des Jahres im Programm von Netflix: Die beiden Teenager Zack (Owen Campbell) und Josh (Charlie Tahan) gehen gemeinsam zur Schule, hängen mit ihren Freunden ab und sind in Mitschülerin Allison (Elizabeth Cappuccino) verliebt. Alles ganz normal für eine Coming-of-Age-Erzählung in der US-amerikanischen Vorstadt. Doch eines Tages geht bei einem harmlosen Spiel etwas fürchterlich schief und die beiden finden sich in einer immer tieferen Spirale der Finsternis gefangen. So sehr Super Dark Times sein Coming-of-Age-Setting dabei ausfaltet, so sehr bricht er mit den Konventionen dieses Genres und blickt in eine tiefe Dunkelheit hinter den alltäglichen Ereignissen des Aufwachsens. Dabei schafft es Phillips‘ Debüt, nicht zuletzt wegen seiner großartigen Bilder, zugleich berührend wie packend auf der Grenze zwischen Teen-Drama und Psycho-Thriller zu balancieren.

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MUBI

The Films of Krzysztof Zanussi

Der polnische Regisseur Krzysztof Zanussi gehört seit den 1970er Jahren zu den bedeutendsten Stimmen des polnischen Kinos. MUBI präsentiert im Februar fünf Filme aus dem Werk Zanussis, das sich immer wieder mit den Brüchen und Veränderungen der polnischen Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg auseinandergesetzt hat. So treffen in Familienleben (Życie rodzinne, 1971) zwei Generationen und Lebenswelten einer Familie aufeinander, als der junge, erfolgreiche Ingenieur Wit (Daniel Olbrychski) zu seinem Vater (Jan Kreczmar) und seiner Schwester (Maja Komorowska) in die Familienvilla zurückkehrt, während in Life as a Fatal Sexually Transmitted Disease (Życie jako śmiertelna choroba przenoszona drogą płciową, 2000) der Arzt Tomasz (Zbigniew Zapasiewicz) sein Leben im Angesicht seines nahenden Todes reflektiert und all seine Werte und Überzeugungen überdenkt. Die Filme dieses einzigartigen Regisseurs, dessen Werk international neben Roman Polanski oder Krzysztof Kieślowski bislang weniger Beachtung gefunden hat, verteilen sich insgesamt noch bis Ende März im Programm von MUBI.

Paul Schrader Double Bill

Paul Schrader gehört zu den wichtigsten Namen für das späte New Hollywood-Kino. Seine Drehbücher für Martin Scorseses Filme Taxi Driver (1976) und Raging Bull (1980) haben Filmgeschichte geschrieben, aber auch als Regisseur war Schrader erfolgreich. MUBI präsentiert sein Regie-Debüt Blue Collar (1978), für das Schrader mit seinem Bruder Leonard gemeinsam auch das Drehbuch schrieb: Die drei Fabrikarbeiter Jerry (Harvey Keitel), Smokey (Yaphet Kotto) und Zeke (Richard Pryor) haben genug von ihrem Job und auch von der Gewerkschaft ist keine Hilfe zu erwarten. So beschließen die drei, den Tresor der Gewerkschaft zu knacken – und stoßen dabei auf einen Korruptionsskandal.

Außerdem zu sehen ist Schraders Remake des gleichnamigen Horror-Klassikers Cat People (1982): Die junge Frau Irena Gallier (Nastassja Kinski) kommt nach dem Tod ihrer Eltern zu ihrem älteren Bruder Paul (Malcolm McDowell). Beiden teilen einen schrecklichen Fluch: Sie sind Katzenmenschen. Das Remake fasziniert noch immer in seiner traumartig-eigenwilligen Inszenierung. Beide Filme sind bis zum 18. und 19. Februar bei MUBI zu sehen.

Introducing Julian Radlmaier

Mit seinem Abschlussfilm Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes (2017) gelang Julian Radlmaier im vergangenen Jahr bereits internationales Aufsehen. Nachdem MUBI nun die Online-Premiere des Films ankündigte, lässt sich die die Wartezeit mit den beiden anderen Filmen Radlmaiers überbrücken: Ein proletarisches Wintermärchen (2014), zu sehen bis zum 9. Februar und Ein Gespenst geht um in Europa (2012), zu sehen ab dem 27. Februar.

Ein proletarisches Wintermärchen erkundet die Eigendynamik einer Kulturveranstaltung in einem Berliner Schloss, deren Putzkräfte auf dem Dachboden eingesperrt wurden und sich das nicht gefallen lassen, während in Ein Gespenst geht um in Europa der Geist von Vladimir Mayakovsky plötzlich bei einem Gastarbeiter in Berlin am Küchentisch sitzt. Beide Filme zeigen, wie frisch und verspielt der deutsche Autorenfilm sein kann – und machen Hoffnung auf die Zukunft der noch jungen Karriere von Julian Radlmaier.

  • Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes - Trailer (deutsch)
  • Ein proletarisches Wintermärchen - Trailer (deutsch)

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