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Nippon Connection 2022: Alle Infos zum Japan-Filmfestival

Ein Beitrag von Christian Neffe

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Zu sehen auf der Nippon Connection 2022: Popran, Belle und The Mole Song: Final
Zu sehen auf der Nippon Connection 2022: Popran, Belle und The Mole Song: Final

Ende Mai wird in Frankfurt a.M. wieder die japanische Filmkunst und Kultur gefeiert, wenn die 22. Auflage der Nippon Connection ansteht. Nach zwei Jahren der pandemiebedingten Abwanderung ins Netz findet das Ganze nun wieder analog und vor Ort statt, Teile des Programms wird es im Anschluss aber auch per Stream zu sehen gehen.

Die Story dahinter

Die Nippon Connection ist ein bisschen anders als die meisten deutschen Filmfestivals: Sie fand erstmals im Jahr 2000 studentisches Projekt von Marion Klomfaß und Holger Ziegler, beide film- und asienaffin. Damals genoss das bis heute so innovative japanische Kino hierzulande nicht mal ansatzweise die Aufmerksamkeit, die es inzwischen hat — und dass es so kam, darf durchaus zum Teil dem Engagement des dahinter stehenden Nippon Connection e.V. zugeschrieben werden.

Ausgabe eins startete noch mit kleinen Plänen: 13 Filme an vier Tagen. Man rechnete mit 1500 Besucher*innen, am Ende wurden es überwältigende 10.000. Bis 2019 wuchs die Anzahl auf 17.000 an, mit mehr als 100 Kurz- und Langfilmen gilt das Festival als eines der größten weltweit für den japanischen Film. Der allein steht aber längst nicht mehr nur im Fokus, sondern auch der generelle kulturelle Austausch respektive ein Rahmenprogramm, das dem Publikum die Kultur des fernöstlichen Landes näherbringen soll, ob nun durch Vorträge, Begegnungen oder ganz praktische Dinge wie Kochkurse. 2013 erhielt Festivalleiterin Marion Klomfaß vom japanischen Außenminister für die Verdienste um den japanisch-deutschen Kulturaustausch die Gaimu Daijin Hyosho-Urkunde.

Das Festival finanziert sich über Fördergelder, Sponsoren und wiederholt erfolgreiche Crowdfunding-Kampagnen, neben einem 70 Personen starken Team wirken auch regelmäßig mehr als 100 Freiwillig an der Organisation mit. Kein klassisches Filmfestival also, sondern eher ein großes kulturelles Happening. Und digitale Vorreiter: 2020 und 2021 wanderte die Veranstaltung komplett ins Netz. Und auch 2022 soll es ein digitales Programm geben, wenn auch in reduzierter Ausführung.

Wann, wo und wie teuer?

Die 22. Nippon Connection findet vom 24. bis 29. Mai in Frankfurt am Main statt. Festivalzentren sind das Künstlerhaus Mousonturm (Waldschmidtstraße 4) und NAXOS (Waldschmidtstraße 19), zudem gibt es Veranstaltungen im Mal Seh’n Kino, im Kino des DFF und im Internationale Theater Frankfurt. Erstmals dabei sind außerdem das Eldorado Arthouse Kino, der Saalbau Bornheim, das Museum Angewandte Kunst, das Ruby Louise Hotel und das Lindley Lindenberg. 

Die Preise für die einzelnen Vorstellungen der Reihen Nippon Cinema, Nippon Animation, Nippon Visions und Nippon Docs liegen bei 9 Euro (ermäßigt 7), 10er-Karten gibt es für 80 Euro (ermäßigt 65). Für die Nippon Cinema Special Screenings fallen 12 Euro (ermäßigt 9) an, Nippon Retro schlägt mit 8 Euro (ermäßigt 6) zu Buche. Für die Workshops und weitere Teile des Begleitprogramms liegt die Preisspanne zwischen 6 und 36 Euro. Zudem gibt es eine Reihe kostenloser Veranstaltungen wie Ausstellungen, Open Air Screenings und Vorträge.

Karten gibt es im Vorverkauf online. Dazu einfach auf der Webseite des Festivals auf die entsprechende Veranstaltung gehen und buchen — oder vor Ort an der Abendkasse.

 

Wie sieht das Filmprogramm aus?

Über 100 Filme sind im diesjährigen Programm der Nippon Connection zu sehen — teils Klassiker, teils Deutschland-Premieren. Das Ganze aufgeteilt in acht Sektionen:

 

Nippon Cinema

24 Realfilme, größtenteils aus den Jahren 2019 bis 2021, unter anderem They Say Nothing Stays The Same, die erste Regiearbeit des Schauspielers Joe Odagiri, oder das neue Werke von One Cut of the Dead-Schöpfer Shinichiro Ueda namens Popran. Außerdem ist Oscargewinner Ryusuke Hamaguchi mit Wheel Of Fortune and Fantasy vertreten. Und natürlich ist auch Takashi Miike dabei, und zwar mit dem Abschluss seiner Mole Song-Trilogie namens The Mole Song: Final.

 

Nippon Animation

Wer „Japanisches Kino“ sagt, darf „Anime“ nicht vergessen. Die diesjährige Nippon-Connection zeigt neben zwei Kurzfilmreihen auch sechs Langfilme, darunter die Klassiker Millenium Actress und Mein Nachbar Totoro. Besonderes Augenmerk dürfte aber auf dem neuen Mamoru Hosoda liegen: Belle wird am 29. Mai bereits zwei Wochen vor dem deutschlandweiten Start beim Festival gezeigt.

 

Nippon Visions

Die Sektion der Experimente und Frischlinge: Neben drei Kurzfilmreihen laufen unter dem Label Visions zwölf Spielfilme zwischen dystopischer Gesellschaftssatire und queerem Coming-of-Age-Drama.

 

Nippon Retro

Der Name macht’s bereits klar: Hier steht eine Reise in die Vergangenheit an. Die Sektion umfasst acht Filme aus den Jahren 1959 bis 2004, darunter Children Hand in Hand (1964) von Susumu Hani, The Young and Wild (1986) von Nobuhiko Obayashi oder Canary (2004) von Akihiko Shiota. Das Besondere: sämtliche Filme der Retrospektive werden auf analogen Filmkopien aus dem Archiv der Japan Foundation Tokyo gezeigt. 

 

Nippon Docs

Auch hier ist der Name Programm: Dokumentationen aus und über Japan. Acht Filme werden gezeigt, etwa Origami über den Maler Atsushi Suwa, Paper City über drei Überlebende eines amerikanischen Luftangriffs auf Tokio im März 1945, Satoshi Kon, The Illusionist über den legendären Anime-Regisseur oder Salaryman, in dem Allegra Pacheco herauszufinden versucht, warum in Japan Männer in Anzügen nachts auf der Straße schlafen.

 

Unsere Empfehlungen

  • Belle - Full Trailer (OmeU)

    In seinem neuen Anime Belle kehrt Mamoru Hosoda (Summer Wars) in digitale Gefilde zurück: Die Schülerin Suzu meldet sich im (visuell überragenden) sozialen Netzwerk U an, wird dort zum gefeierten Star und hilft einem Ausgestoßenen dabei, wieder Anschluss zu anderen Menschen zu finden.

    Läuft am 29. Mai, 11.30 Uhr, im Mousonturm Saal.

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    Der minimalistische, aber vor Liebe zum Medium Film sprühende One Cut of the Dead entwickelte sich seit seinem Erscheinen 2017 zu Recht zum Kultklassiker. Nun legt Regisseur Shinichiro Ueda nach — vor allem in Sachen Absurdität. In Popran stellt der Chef eines Manga-Vertriebs eines Morgens fest, dass sein Penis verschwunden ist. Und nicht nur das: Sein bestes Stück düst mit rasender Geschwindigkeit über den Himmel von Tokio. Sechs Tage hat er Zeit, um ihn einzufangen. Klingt infantil — aber auch genau nach Uedas Kragenweite.

    Läuft am 28. Mai, 20 Uhr, im Mousonturm Saal und am 29. Mai, 19.30 Uhr, im Eldorado Arthouse Kino.

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    Vaterschaft und Verantwortung. Neue Männlichkeit und Tradition? Takuma Sato geht in seinem Film Any Crybabies Around dem Unterschied zwischen Stadt- und Landbevölkerung auf den Grund, spürt den Spannungen in den Generationsverschiebungen nach. Irgendwo zwischen Komödie und Gesellschaftsdrama balanciert der Film selbst an den Grenzen der jeweiligen Form und findet sich im Dazwischen wieder.

    Läuft am 25. Mai, 17.15 Uhr, im Mousonturm Saal und am 26. Mai, 17.30 Uhr, im Eldorado Arthouse Kino.

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    Der viel zu früh verstorbene Satoshi Kon hat uns nur wenige, dafür umso überragendere Klassiker wie Perfect Blue, Tokyo Godfathers und Millennium Actress hinterlassen. Letzterer ist in diesem Jahr bei der Nippon Connection in restaurierter 4K-Fassung zu sehen, im Mittelpunkt stehen die Erinnerungen einer Schauspielerin an ihre Karriere und ihre Liebe, wobei Fiktion und Realität immer wieder verschwimmen.

    Läuft am 26. Mai, 15.30 Uhr, im Eldorado Arthouse Kino.

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    Yakuza-Filme sind ein schier unerschöpflicher Quell der Kreativität für japanische Filmemacher*innen — Kazuya Shiraishi legt in diesem Jahr nach The Blood of the Wolves (2018) deshalb mit Last of the Wolves nach. Darin muss ein junger Polizist in Hiroshima verhindern, dass es zu einem Bandenkrieg zwischen zwei Yakuza-Clans kommt, den ein jüngst aus dem Gefängnis entlassener Verbrecher vom Zaun brechen will.

    Läuft am 28. Mai, 22.30 Uhr, im Mousonturm Saal.

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    Dass Japaner*innen eine besonders strikte Arbeitsmoral pflegen, mag ein verallgemeinerndes Klischee sein — und doch scheint da etwas dran zu sein. Anders ist es kaum zu erklären, dass dort Männer in Anzügen zuweilen auf der Straße schlafen. Über genau dieses Phänomen nähert sich die costa-ricanische Fotografin Allegra Pacheco in im ihrer Doku Salaryman dem „Ganbaru“ genannten Alltags-Credo vieler Büroangestellter in Japan an, was in etwa „durchhalten“ oder „sein Bestes geben“ bedeutet.

    Läuft am 25. Mai, 22.15 Uhr, im NAXOS Kino und am 26. Mai, 17.45 Uhr, im Mal Seh’n Kino.

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    Thomas Vinterberg hat mit Die Jagd einen sehr eindringlichen Film darüber gedreht, wie wenig es braucht, dass eine scheinbar funktionierende Gemeinschaft in sich zusammenstürzt. Keisuke Yoshida macht nun etwas Ähnliches in seinem Film Intolerance — nur dass es eben jeweils kulturell-gesellschaftliche Unterschiede im Umgang mit Schuld und Anschuldigungen gibt. Außerdem steht hier der Tod einer jungen Frau im Fokus, womit die Wut ihren Grund in der Trauer findet. Packend.

    Läuft am 27. Mai 22.15 Uhr, im Mousonturm Saal und am 29. Mai, 14.30 Uhr, im Eldorado Arthouse Kino.

Was gibt es sonst noch?

Traditionellerweise feiert die Nippon Connection nicht nur das japanische Kino, sondern will auch ein Schlaglicht auf die Kultur und Historie des Landes werfen. Es gibt deshalb unter anderem diverse Kochkurse, Vorträge etwa zu den Themen „Die Rolle der Samurai-Frauen in der Edo“ oder „Vom Manga zur Animation“, Performances, Ausstellungen und Workshops, beispielsweise zu Haikus, Ikebana (japanische Blumenarrangements) oder zum Manga-Zeichnen.

Einen kompletten Überblick über Zeiten und Preise gibt es hier.

 

Und was ist mit dem Online-Programm?

Wie die Veranstalter mitteilen, wird es im Anschluss an das Festival vom 30. Mai bis 6. Juni einen Teil des Filmprogramms per On-Demand-Streaming über watch.NipponConnection.com sehen geben. Der Preis pro Film beträgt 5 Euro. Was genau es zu sehen gibt, wird allerdings erst am 29. Mai bekanntgegeben.

Darüber hinaus gibt es drei Vorträge, zwei Workshops und einen Film Talk, die online via Zoom stattfinden — hier der Überblick.

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