Summer Wars

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Wenn Realität und Virtualität sich vereinen

In der nahen Zukunft hat eine Erfindung namens OZ es möglich gemacht, virtuelles Leben mit dem realen zu verbinden. OZ ist eine Internetwelt, in der man per Avatar alles machen kann, was man zum Leben braucht. Man kann einkaufen, seine Steuern zahlen, zur Schule gehen und Freunde treffen. Kenji ist Student, ein Mathefreak und Teilzeitadministrator von OZ. Er hat sich bereits damit abgefunden, dass der Sommer langweilig wird als Natsuki, seine heimliche große Liebe ihm einen Job anbietet. Er soll sie zum Geburtstag ihrer Großmutter aufs Land fahren und dort so tun als wäre er ihr Freund. Zunächst ist Kenji unwillig, doch der schüchterne Junge kann seiner Traumfrau nichts abschlagen und so begeben sie sich auf den Weg. Nach ihrer Ankunft erhält Kenji eine SMS mit einem mathematischen Rätsel. Er verbringt die halbe Nacht mit dessen Lösung. Als er am nächsten Morgen erwacht, ist alles anders. Kenjis Avatar wurde gehackt und hält sich an keine der OZ-internen Regeln. Durch die Verbindung von realer Welt mit OZ kann der wild gewordene Avatar nun tatsächlich die Welt beherrschen. Als er droht einen Satelliten auf ein Atomkraftwerk abstürzen zu lassen und als herauskommt, dass derjenige, der hinter dem omnipotenten Avatar steckt, ein Familienmitglied sein könnte, beschließt Natsukis Familie den Kampf aufzunehmen.
Summer Wars ist ein Film, der mehrere zeitgenössische Themen bearbeitet. Vor allem die voranschreitende und kaum kontrollierte Vernetzung der realen Welt mit dem Internet und den potentiellen Folgen, wird hier futuristisch bearbeitet. So weit entfernt von der Utopie des Filmes wir gar nicht mehr. Wie schon jetzt unendliche Datenskandale, Phishingversuche und gehackte Seiten zeigen, lässt sich im Web viel Unfug treiben. In Summer Wars lässt sich die ganze Welt steuern. Vom Finanzamt bis zur Feuerwehr, alle sind mit OZ verbunden und dementsprechend leicht kontrollierbar. Eine kontrollierende Instanz gibt es nicht. Alle schauen ratlos zu, wie Kenjis Avatar sein Unwesen treibt. Bis auf die Großmutter, die letzte Generation, die noch in einer nicht digitalisierten Welt aufgewachsen ist. Die Wurzeln von Natsukis Familie reichen bis ins 13. Jahrhundert auf einen der berühmtesten Samurai zurück. Da Adel quasi verpflichtet und man auchvielen analogen Connections ausgestattet ist, ist der Familienbund und das traditionelle Wissen die einzig verbliebene Waffe gegen die Gefahr.

Regisseur Mamoru Hosoda bringt mit Summer Wars erneut eine Anime Oper auf die Leinwand. Fantastisch inszeniert mit sensibel ausbalancierten dramatischen und komischen Elementen, nimmt sein Film schnell Fahrt auf und transportiert den Zuschauer auf eine Achterbahnfahrt vom Feinsten. Der epische Kampf von Gut und Böse wird hier nicht nur ins Digitale verlegt, sondern manifestiert sich auch in wohl durchdachten Feinheiten und Graustufen, die der Geschichte Komplexität und Authentizität verschaffen. Nicht einmal kommt Langeweile auf, im Gegenteil, die Detailliebe und die ausgefeilten Charaktere saugen den Zuschauer vollends in das Geschehen.

Summer Wars

In der nahen Zukunft hat eine Erfindung namens OZ es möglich gemacht, virtuelles Leben mit dem realen zu verbinden. OZ ist eine Internetwelt, in der man per Avatar alles machen kann, was man zum Leben braucht. Man kann einkaufen, seine Steuern zahlen, zur Schule gehen und Freunde treffen.
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