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Streaming-Tipps

Couch-Perle: Borga

Ein Beitrag von Joachim Kurz

Deutsche Filme, die den Blick in die Ferne wagen und von dort den Blick zurück auf Deutschland, sind immer noch selten. Und wenn, dann geht es häufig um historische Perspektiven und den Reiz des Exotischen. York-Fabian Raabes Borga ist da erfrischend anders — und derzeit bei Netflix zu sehen.

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Filmstill zu Borga (2021) von York-Fabian Raabe
Borga (2021) von York-Fabian Raabe

Der Film beginnt auf einer riesigen Halde für Elektroschrott, Agbogloshie in Accra, der Hauptstadt Ghanas. Dort suchen die beiden Brüder Kojo und Kofi nach Verwertbarem für ihren Vater, der versucht, die Materialien zu Geld zu machen. Es ist ein hartes Leben mit schlechten Perspektiven, bis Kojo eines Tages einen Borga trifft, einen Mann, der es von Ghana nach Deutschland geschafft hat und der bei seinen Reisen in die alte Heimat wie ein Fürst residiert. Und Kojo weiß genau: So ein Leben will er auch führen und den ganzen Dreck hinter sich lassen.

Doch als er selbst den Schritt nach Europa schafft, muss Kojo, der dafür mit seiner Familie gebrochen hat, feststellen, dass das Leben eines Borga fast immer mehr Schein als Sein ist und dass er immer mehr zu einem Gefangenen jenes Abbildes wird, wer er sein will und nicht, wer er ist. Und dabei ist es vor allem seine Begegnung mit Lina (Christiane Paul), die ihm einerseits die Augen öffnet und andererseits in ein Dilemma befördert, aus dem er sich kaum lösen kann. 

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Borga ist ein faszinierender Film. Die Anfangsszenen auf der Schrotthalde atmen eine Wahrhaftigkeit, wie man sie sonst im deutschen Kino selten zu Gesicht bekommt. Und schnell merkt man, dass York-Fabian Raabe die Welt, von der er erzählt, nicht nur kennt (Lange vor dem Film entstand ein dokumentarischer Kurzfilm über die Zustände an solchen Orten wie Agbogloshie). Zugleich spürt man auch, dass hier eine Geschichte erzählt wird, die sich auf intensiven Gesprächen mit echten Borga und eine engen Zusammenarbeit mit einem Team in Ghana beruht.

Im deutschen Kino konnte der Film leider nicht so einschlagen, wie er es eigentlich verdient gehabt hätte, was natürlich an den pandemischen Einschränkungen lag. Garde erst ist Borga in Ghana in den Kinos gestartet Nun ist das Werk bei Netflix im Programm und dort seit dem 1. August streambar — und zwar hier

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