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Streaming-Tipps

Streaming-Tipp des Tages: Holy Spider

Ein Beitrag von Sebastian Seidler

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Filmstill zu Holy Spider (2022) von Ali Abbasi
Holy Spider (2022) von Ali Abbasi

Holy Spider ist ein Film, den man aushalten muss, der es einem nicht leicht macht und der sein Publikum in eine Welt ohne Antworten führt. Die Perspektive, die Regisseur Ali Abbasi uns aufzwingt, ist auch die eines Frauenmörders, der Monster und Opfer einer patriarchalen Gesellschaftsstruktur zugleich ist. Die weibliche Hauptfigur, die Journalistin Rahimi (Zar Amir-Ebrahimi), wird durch die dramaturgischen Kräfte des Films immer wieder ins Abseits gedrängt – was schlichtweg brillant ist. Holy Spider interessiert sich nicht einfach für das Spektakel eines Thrillers oder die individuelle Schuld. Das Genre ist ein Vehikel, um uns in einen bestimmten Zustand zu versetzen, ohne uns eine Chance zur Entlastung zu geben. 

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In der iranischen heiligen Stadt Mashhadden trieb zwischen 2000 und 2001 ein brutaler Serienmörder sein Unwesen. 16 Frauen hat er auf dem Gewissen. Meistens handelte es sich um Prostituierte, die er als moralischen Abschaum ansah und aus der Welt schaffen wollte. Abbasi fiktionalisiert die Ereignisse und erzeugt einen Sog aus Dunkelheit, der lange nachhallt. Spannend, fesselnd und zum Nachdenken anregend, ist Holy Spider einer dieser seltenen Genre-Hybride, in denen sich Arthouse und Mainstream auf produktive Art und Weise verschalten, um eine nachhaltige Tiefgründigkeit zu erreichen. Selbst die Schlusspointe, die von einigen als plakativ kritisiert wurde, ist in der Logik dieses Films absolut nachvollziehbar und vor allen Dingen ungemein politisch. 

Der Film kann auf allen gängigen Plattformen ausgeliehen werden.

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