Stille und Langsamkeit können einen unerträglichen Sog entfalten, bis die Anspannung kaum mehr auszuhalten ist. In Beginning von Dea Kulumbegashvili gibt es genau zwei Kamerabewegungen. Ansonsten dominiert das Tableau. Man muss in diesem Film über Glauben, sexuelle Gewalt und Zerfall der Gemeinschaft selbst sehen: Der Blick wird nicht geleitet. Eine Eigenart dieses Kinos, das man so gerne Slow Cinema nennt, ist, dass es irgendwann den Blick einfach reflektiert, zurückwirft. Wir sind als Zuschauer gezwungen, uns mit uns selbst auseinanderzusetzen.

Beginning handelt von einer georgischen Stadt in der Provinz, in der eine Gruppe von Zeugen Jehovas von Extremisten attackiert wird. Yana (Ia Sukhitashvili), die ohnehin mit ihrer Rolle hadert, muss sich mit der Zerfall ihrer Familie auseinandersetzen. Mit einem Polizisten kommt das Unheil.

Wie Joachim Kurz in seiner Kritik völlig treffend schreibt: So staunt man am Ende des wuchtigen Dramas nicht nur über die unerbittliche Konsequenz dieses Films, sondern auch darüber, wie weit eine Filmemacherin am Anfang ihrer Karriere und mit ihrem Debütlangfilm schon sein kann. Dass ihr Film nicht nur in der Auswahl von Cannes war, sondern auch im Wettbewerb von San Sebastian lief sowie bei den Festivals in Toronto, New York und Busan zu sehen war, verwundert jedenfalls kaum.

Eine ganz große Empfehlung. Den Film gibt es im Stream bei MUBI.