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Streaming-Tipp des Tages: Ambulance

Ein Beitrag von Mathis Raabe

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Filmstill zu Ambulance (2022) von Michael Bay
Ambulance (2022) von Michael Bay

Es gibt einiges, was man gegen Michael Bay haben kann und sollte, ganz zuvorderst seine Verehrung für den US-amerikanischen Militärapparat. Darüber sollte man aber nicht vergessen, dass Bays Action eine Handschrift hat. Seine schnellen Schnitte mögen nicht dem gehobenen Geschmack entsprechen, seine entfesselte Kamera kann aber atemberaubend sein. Es hilft außerdem, wenn Bay sein Action-Konzept auf einen hauptsächlichen Schauplatz reduziert – seine Storys sind freilich eh immer reduziert. Das zeigte etwa der herausragende The Rock (1996). Diesmal: Das Straßennetz von Los Angeles (beinah geografisch in Szene gesetzt) und das Innere eines Krankenwagens.

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Diverse Filme haben zuletzt die Actiondrohne für sich entdeckt, auch etwa der jüngste Fast & Furious, aber niemand hat sich damit so konsequent pausenlos durch Häuserschluchten gestürzt wie Bay und sein Kameramann Roberto De Angelis in Ambulance. Der Film ist ein Remake des gleichnamigen dänischen Films aus dem Jahr 2005, dauert aber doppelt so lang wie die Vorlage und zeigt über seine 136 Minuten kaum mehr als eine einzige lange Verfolgungsjagd. Will (Yahya Abdul-Mateen II) und sein Bruder Danny (Jake Gyllenhaal) haben eine Bank überfallen und müssen, um vor der Polizei zu entkommen, ausgerechnet einen Krankenwagen entführen. Um die Sache noch spannender zu machen, hat im Rücken des Wagens die Sanitäterin Cam Thompson (Eiza González) einen eigenen Wettlauf mit der Zeit zu bestreiten, um das Leben ihres Patienten zu retten.

Typisch, dass Bay dem Film ein Militärthema überstülpt: Will ist Ex-Soldat. Dabei sind aber inhaltliche Nuancen zu erkennen, die das Thema weniger sauer aufstoßen lassen. Dass Will zwar allerorts Grüße und Dankbekundungen erhält, jedoch nicht genug Geld hat, um seiner Frau eine lebenswichtige Operation zu bezahlen, lässt ihn darüber nachdenken, ob die Veteranenverehrung der USA nicht symbolpolitisch und heuchlerisch ist.

Die Kamera ist in Ambulance wahrhaft entfesselt und immer in Bewegung, selbst die Gesichter der Stars werden ständig umkreist, so als wären selbst die Dialogszenen Action-Set-Pieces. Wer sich überwinden kann, einen Michael-Bay-Film zu gucken, erlebt den Stil des Regisseurs hier in seiner reinsten, übermütigsten Form.

„Ambulance“ ist neu im Abo-Programm von Prime Video zu finden.

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