zurück zur Übersicht
Streaming-Tipps

Streaming-Tipp des Tages: Time To Hunt

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

Meinungen
Time to Hunt - Trailer (OmeU)

Auf der Berlinale unter Dieter Kosslick war man zumeist gut damit beraten die Sektion Special Gala weiträumig zu umschiffen. Im ersten Jahrgang unter Carlo Chatrian hat sich das verändert: Ein starker Beitrag im diesjährigen Programm war etwa der südkoreanische Thriller Time To Hunt, ein Abgesang auf den koreanischen Turbokapitalismus in düsteren Neonfarben, der seit kurzem auch auf Netflix verfügbar ist. 

Time To Hunt vom Regisseur Yoon Sung-hyun setzt am Ende von Jun-seoks dreijähriger Haftstrafe an: Der junge Mann erkennt sein Land kaum wieder. Verlassen hat er eine konsumfreudige Glitzerwelt. Nun ist der Won fast nichts mehr wert, die Straßen werden von Obdachlosen bevölkert, niemand schmiedet mehr Zukunftspläne. Außer Jun-seok und seine Freunde: Sie wollen eine illegale Spielbank überfallen und sich mit dem Geld nach Hawaii absetzen. Doch bei ihrem Überfall rufen sie übermächtige Gegner aus der kriminellen Unterwelt auf den Plan.

In Time To Hunt überträgt Yoon Sung-hyun das Thrillergenre in die nahe Zukunft, indem er die sozialen Realitäten der südkoreanischen Gegenwart überzeichnet. Eine brutale postkapitalistische Welt, in der Gewalt weitere Gewalt nach sich zieht und schließlich bitter eskaliert. Die Verlorenheit seiner Protagonisten scheint dabei schicksalhaft verbunden mit den dystopisch anmutenden Stadtlandschaften und seine opulenten set pieces verleihen Time To Hunt einen bildgewaltigen Sog.

Meinungen