Die besten Geschichten schreibt immer noch das Leben? Es gibt im Repertoire abgedroschener Kalendersprüche kaum unsinnigere Sätze: Das Leben braucht immer die Erzählung, damit aus dem bloßen Ablauf des Alltäglichen die großen Gefühle aufsteigen. Was ist Melancholie? Warum verbinden wir bestimmte Bilder mit einem Ereignis? All das ergibt sich daraus, dass der Mensch ständig Sinn produzieren muss — und diesen Sinn finden wir im Ausdruck der Kunst, in Bildern, Büchern oder Filmen.

Reprise — Auf Anfang von Joachim Trier ist einer der wildesten, verliebtesten, traurigsten und jugendlichsten Filme über das Schreiben. Er erzählt von den beiden Freunden Erik (Espen Klouman Høiner) und Philip (Anders Danielsen Lie), die beide Schriftsteller werden wollen und sich bisweilen in den Möglichkeiten des Geschichtenerzählen verlieren. Bei jedem Schritt droht der Sturz durch unzählige Klischees, der Fall in die soziale Erstarrung. So erfindet sich der Film ständig neu, stellt Abläufe auf Anfang und dreht dabei immer an der Uhr. Wie bei Joachim Trier (Louder than Bombs, Der schlimmste Mensch der Welt) üblich werden alle formalen Möglichkeiten ausgenutzt, denn der Film ist ein Schreiben mit anderen Mitteln und am Ende sind es die Geschichten, die das Leben schreiben.

Eine ganz große Empfehlung, die es bei Netflix zu bestaunen gibt.