Mit Drive My Car ist Ryûsuke Hamaguchi derzeit für gleich vier Oscars nominiert — ein starkes Stück für einen stillen, überlangen Arthousefilm aus Japan. In der eingeschworenen Cinephilie-Blase ist der Regisseur aber schon längst kein Neuling mehr, sondern ein Stammgast auf den internationalen Festivals.

Nachdem Hamaguchi einige Jahre lang vor allem Dokumentarfilme drehte, war Happy Hour wohl sein erstes fiktionales Großprojekt, das 2015 bei seiner Premiere in Locarno das westliche Publikum auf ihn aufmerksam machte. Der über fünfstündige Film (in der Arte-Mediathek freundlicherweise aufgeteilt in drei Parts) begleitet vier befreundete Mittdreißigerinnen aus Kobe. Als eine von ihnen gesteht, dass sie die Scheidung von ihrem Ehemann einreichen will, beginnen auch die anderen ihre Beziehungen zu überdenken. Happy Hour ist ein langsam beobachtender Film, aber dabei weniger kontemplativ als hochkonzentriert. Ryûsuke Hamaguchi konstruiert seine Szenen, seine Dialoge und Bildkadragen so subtil wie bedacht und legt dabei frei, wie kleinste Worte, Gesten, Unbedachtheiten in großem Drama münden können.

Happy Hour ist derzeit in der Arte Mediathek zu sehen.