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Streaming-Tipp des Tages für Kinder: Feivel, der Mauswanderer

Ein Beitrag von Rochus Wolff

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"Feivel, der Mauswanderer"
"Feivel, der Mauswanderer"

Don Bluth hatte eine durchaus bewegte Karriere; als junger und nicht mehr so junger Mann arbeitete er für Disney an zahlreichen Animationsfilmen mit – von Schneewittchen über Die Hexe und der Zauberer bis Bernard & Bianca – Die Mäusepolizei. Dann verließ er die Maus-Gefilde und setzte das düstere kleine Meisterwerk Mrs. Brisby und das Geheimnis von NIMH in die Welt, um gleich darauf mit Steven Spielberg und Kathleen Kennedy als Produzent_innen diesen Film über Mäuse-Immigrant_innen zu drehen, eine dunkle, vielleicht im Subtext sogar sarkastische Geschichte über den Mythos Amerika und den „amerikanischen Traum“ (nicht von ungefähr heißt er im Original An American Tail); im äußeren Erscheinungsbild ist das eine wilde Abenteuergeschichte, aufs Einfachste heruntergebrannt sogar eine ganz schlichte Story: Ein Kind geht verloren und sucht sich den Weg zu seinen Eltern zurück.

Es beginnt Ende des 19. Jahrhunderts irgendwo im russischen Winter, Familie Mauskewitz feiert Chanukka, als das Menschendorf von Kosaken überfallen wird, und mit ihnen kommen die gefürchteten Katzen. Mit Müh und Not überleben alle, aber der Überfall ist der letzte Strohhalm, man schifft sich ein mit unzähligen menschlichen Emigrant_innen, vorangetrieben von der Hoffnung, das Lied dazu trägt man anschließend noch tagelang mit sich herum, „Es gibt keine Kaaatzen in Amerika“. Überhaupt wird viel gesungen, auch mal sehr schief und schräg, es ist ebenso eine Freude wie die stellenweise beängstigenden, durchweg beglückenden Bilderwelten.

Kurz vor der amerikanischen Ostküste gerät das Schiff in einen Sturm, der sehr neugierige junge Feivel Mauskewitz wird über Bord gespült und kommt, in einer leeren Flasche treibend, etwas später als seine Eltern ebenfalls in New York an – und trifft auf allerlei freundliche und zwiespältige Gestalten. Amerika ist hier das neue Zuhause für Mäuse aus zahlreichen milde stereotyp präsentierten Nationen: russisch-jüdische, spanisch-katholische, deutsche auch; und wo die Menschen aus politischen oder religiösen Motiven flohen, so fallen sie für die Mäuse in einer einzigen Bedrohung zusammen: die Katzen. Spoiler Alert: Auch in Amerika gibt es Katzen. Aber hier sind die Mäuse vielleicht nicht so wehrlos.

(FSK 6, empfohlen ab 8 Jahren; fast überall als VoD)

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