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Darling der Woche

WikiFlix – Sammlung frei verfügbarer Filme

Ein Beitrag von Mathis Raabe

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Steamboat Willie
„Steamboat Willie"

Wer ist nicht schon einmal auf der Suche nach der Streaming-Verfügbarkeit eines Klassikers bei archive.org gelandet, oder gar auf YouTube, und musste sich mit einer gemächlich ladenden Version zufriedengeben, die trotzdem noch, um ein altes Meme aus den YouTube-Kommentarspalten aufzugreifen, aussieht wie mit einer Kartoffel gefilmt?

WikiFlix, ein neuer Dienst aus dem Dunstkreis der deutschsprachigen Wikipedia, will alle legal frei verfügbaren Filme per einfacher Suchfunktion auffindbar machen – ohne Login, ohne Abokosten. Dabei hostet der Service die Videodateien nicht selbst, sondern hat die Uploads von archive.org und YouTube eingebettet – das Problem mit der Kartoffelqualität ist also nicht grundsätzlich behoben. Zumindest übernimmt WikiFlix aber die Arbeit der Suche nach der besten Version. Und wenn auf kommerziellen Streaming-Plattformen wieder einmal trotz Überangebot nur Quatsch die Startseite bevölkert, kann man sich nun alternativ vom Scrollen durch gemeinfreie Werke inspirieren lassen.

Es kann verschiedene Gründe dafür geben, dass ein Film in dieser Rechtslage landet. Urheberrechte sind endlich. Kürzlich machte etwa die Nachricht die Runde, dass der Zeichentrick-Short Steamboat Willie nach jahrzehntelangem Lobbyismus von Disney endlich in die Gemeinfreiheit übergegangen ist. Das legendäre Debüt der Mickey-Mouse-Figur ist dementsprechend bei WikiFlix gelistet. Laut EU- ebenso wie US-Recht gehören außerdem alle Werke, deren Urheber seit 70 Jahren tot, ist der Allgemeinheit. So kann man auf WikiFlix auch Arbeiten von Kinopionier Georges Méliès finden.

In anderen Fällen geben Urheber selbst ihre Filme frei, und so findet auch Aktuelleres seinen Weg in die Lizenzfreiheit. Der animierte Kurzfilm Big Buck Bunny von 2008 zum Beispiel ist eine Art Open-Source-Film. Er wurde mit der quelloffenen Software einer gemeinnützigen Stiftung gedreht. Auch die oscarprämierte Edward-Snowden-Doku Citizenfour kann man kostenlos im Internet sehen, ohne Angst vor Abmahnungspost zu haben – alles andere würde schließlich nicht zum Ethos des Sujets passen.

Womöglich kann WikiFlix also auch gegen Piraterie einen Beitrag leisten – auch wenn die im Streaming-Zeitalter freilich nicht mehr das Problem ist, zu dem sie industrieseitig noch gerne erklärt wird, mitunter sogar zur Reichweite und zum Erfolg eines Films beitragen kann. Aber das ist ein anderes Thema. Noch viermal singen, bis Papa nach Hause kommt? Lieber WikiFlix nutzen.

Hier geht’s zu WikiFlix.

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