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Darling der Woche

Justine Triet - Virtuosin des Unbehagens

Ein Beitrag von Andreas Köhnemann

Gerade hat die französische Filmemacherin Justine Triet für ihr neues Werk „Anatomie d’une chute“ die Goldene Palme des Filmfestivals von Cannes gewonnen. Wir blicken auf ihr bisheriges Schaffen.

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Bild aus Victoria – Männer & andere Missgeschicke; Copyright: Alamode Film

Die 1978 in Fécamp geborene Justine Triet konnte bereits mit ihren Kurzfilmen erste Erfolge feiern. Während ihr Langfilmdebüt „Der Präsident und meine Kinder“ (2013) nach seiner Deutschlandpremiere auf dem Filmfest Hamburg hierzulande keine Kinoauswertung erhielt, sondern zwei Jahre später im TV gezeigt wurde, schaffte es ihr Folgewerk auch auf deutsche Leinwände.

In Victoria – Männer & andere Missgeschicke (2016) geht es um eine alleinerziehende Mutter (wunderbar verkörpert von Virginie Efira) von zwei Töchtern, die eine sehr erfolgreiche Anwältin ist. Auf überaus chaotische, aber doch stets glaubwürdige Weise erzählt der Mix aus Komik und Tragik von Menschen, die wir übersehen, obwohl sie vielleicht unser großes Glück bedeuten könnten, sowie von Menschen, für die wir alles tun, obwohl sie ganz sicher unser Unglück sind. Außerdem gibt es noch einen eifersüchtigen Dalmatiner, der vor Gericht erscheinen muss, und einen Affen, dessen selbst gemachte Fotografien zur Klärung eines Gerichtsfalls beitragen. In Nebenrollen sind Melvil Poupaud und Vincent Lacoste mit von der Partie.

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Die titelgebende Protagonistin ist ein fordernder Mensch. Sie ist stark, jedoch nicht die fleischgewordene Perfektion, sondern ein mit Schwächen und Fehlentscheidungen kämpfender Charakter, der es nicht in jeder Szene darauf anlegt, von uns gemocht zu werden. Ähnlich verhält es sich mit der (Anti-)Heldin in Sibyl – Therapie zwecklos (2019), die ebenfalls von Efira gespielt wird. Auch hier wird Unbequemes mit cleverem Witz geschildert. In einem zwischen Bitterkeit, Leichtfüßigkeit und Absurdität balancierenden Gefühlschaos um eine Psychotherapeutin, die gerne eine Schriftstellerin wäre, und eine Schauspielerin, die zur Muse wird, ist Sandra Hüller als Regisseurin, die an einem Filmset an den Rand des Nervenzusammenbruchs gerät, eines der vielen Highlights.

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Triet beweist in ihren Filmen Mut im Inhalt, einen Stilwillen in deren Umsetzung und ein Gespür für ausgefallene, aber stimmige Figuren und Konflikte. Wir sind gespannt auf alles, was von ihr noch kommen wird!

Victoria gibt es unter anderem bei Amazon Prime Video und Apple TV zum Leihen und Kaufen; Sibyl ist zudem etwa auch im Sky Store verfügbar.

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