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Video on Demand

Unsere Streaming-Empfehlungen für April 2023

Ein Beitrag von Andreas Köhnemann

Von Luca Guadagnino über M. Night Shyamalan bis hin zu Sébastien Lifshitz – das ist das neue Angebot auf MUBI, Netflix, Amazon Prime, Filmfriend und Sooner.

Meinungen
Obsession / Ava / Yalda
Obsession / Ava / Yalda

Empfehlungen für MUBI

I Am Love

Mit I Am Love drückt Luca Guadagnino seine Liebe zu Luchino Visconti und zu dessen Œuvre aus. Vor allem das historische Drama Der Leopard (1963) hat hier deutliche Spuren hinterlassen – und Guadagninos Inszenierung fällt nicht weniger imposant aus als bei jenem Klassiker der Filmgeschichte. Gezeigt wird das Leben einer Mailänder Textildynastie; im Mittelpunkt steht Emma, eine perfekt anmutende Ehefrau, Mutter und Society-Lady, die eine Affäre beginnt. Neben der hochemotionalen Musik des Komponisten John Adams, den edlen Kostümen und der exquisiten Ausstattung, die bei allem Prunk stets vermittelt, welche Kälte hier durch die Villa der Familie weht, sind es insbesondere Tilda Swinton in der Hauptrolle und Alba Rohrwacher als Tochter, die dieses Werk zu einem sehr sinnlichen Ereignis machen.

  • Seit dem 02. April verfügbar.

 

Showgirls

Ist Paul Verhoevens Kino-Extravaganza Showgirls (1995) ein „guter schlechter Film“ oder eine verkannte Showbiz-Satire? Seit deren Erscheinen hat sich jedenfalls eine neue Wahrnehmung etabliert: Während der Mix aus Drama, Musical und Erotikfilm damals verheerende Kritiken bekam, sich als Kassen-Flop erwies und die Goldene Himbeere in sieben Kategorien erhielt, sprach später etwa Jacques Rivette seine Wertschätzung für den Film aus. Verhoeven und sein Drehbuchautor Joe Eszterhas erzählen von der jungen Nomi Malone (Elizabeth Berkley), die nach Las Vegas trampt, um Tänzerin zu werden. Zunächst landet sie in einem Strip-Club, bis sie für eine glamourösere Erotik-Show engagiert wird, deren Star die selbstbewusste Cristal Connors (Gina Gershon) ist. Showgirls kann als Variation von Joseph L. Mankiewicz’ Alles über Eva (1950, mit Bette Davis und Anne Baxter als Konkurrentinnen im Theatermilieu) gesehen werden.

  • Ab dem 10. April verfügbar.

 

Ava

Mit Ava legte die 1989 geborene Léa Mysius ihr Spielfilmdebüt vor. Die Regisseurin verbrachte die ersten 13 Jahre ihres Lebens auf der Médoc-Halbinsel im südwestlichen Frankreich – und erzählt hier von einer 13-Jährigen (verkörpert von Noée Abita), die in ebenjener Region ihre Sommerferien verbringt. Das Skript, das unter Mitwirkung von Mysius’ Kameramann Paul Guilhaume entstand, schildert einerseits eine typische Coming-of-Age-Story über die Entdeckung der eigenen Sexualität sowie der ersten Liebe. Andererseits wohnt der Geschichte durch die Tatsache, dass die junge Protagonistin bald ihr Augenlicht verlieren wird, aber auch eine ungewöhnliche Melancholie inne, die wiederum mit Verve bekämpft wird. Das Ergebnis ist ein erfrischend rastloses modernes Märchen, eingefangen in herrlichen 35mm-Aufnahmen und mit einer wunderbaren Hauptdarstellerin.

  • Ab dem 11. April verfügbar.

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Paris, je t’aime

Mit Paris, je t’aime rief der französische Produzent Emmanuel Benbihy im Jahre 2006 die Cities-of-Love-Kinoreihe ins Leben, die seither in den Städten New York (2008), Tiflis und Rio (beide 2014) sowie Berlin (2019) fortgeführt wurde. Der Erstling ist bis heute unübertroffen. Regisseur:innen wie Gus Van Sant, die Coen-Brüder, Isabel Coixet, Alfonso Cuarón, Olivier Assayas, Vincenzo Natali, Wes Craven und Tom Tykwer zeigen in kurzen Episoden jeweils eine Facette der Metropole Paris – mal romantisch, mal amüsant, mal finster. Jeder der 18 Beiträge ist in einem anderen Arrondissement angesiedelt; es treten Stars wie Marianne Faithfull, Steve Buscemi, Juliette Binoche, Ludivine Sagnier, Elijah Wood und Natalie Portman auf.

  • Ab dem 12. April verfügbar.

 

Yalda

Die iranisch-französisch-deutsch-schweizerisch-luxemburgische Ko-Produktion des 1972 in Teheran geborenen Drehbuchautors und Regisseurs Massoud Bakhshi (Eine respektable Familie) befasst sich mit dem Verhältnis zwischen Politik und Privatheit im Iran. Eine junge Frau muss in einer iranischen Live-Sendung verhindern, dass sie hingerichtet wird. Maryam (Sadaf Asgari) wurde zum Tode verurteilt, da sie angeblich den Mann, mit dem sie eine Ehe auf Zeit führte, ermordet haben soll. Vor laufender Kamera soll sie nun Mona (Behnaz Jafari), die Tochter des Toten, um Vergebung bitten und damit ihr Leben retten. Zugleich muss sie ein Millionenpublikum für sich einnehmen, damit dieses per SMS zu ihren Gunsten abstimmt und der Sponsor der Sendung das Blutgeld übernimmt, das Mona für den Tod ihres Vaters erhalten soll. Die Inszenierung der Medienwelt lässt an Werke wie Network (1976) von Sidney Lumet und Das China-Syndrom (1979) von James Bridges denken.

  • Ab dem 19. April verfügbar.

 

Empfehlung für Netflix

 

Obsession

Das Erotikdrama Verhängnis von Louis Malle aus dem Jahre 1992, das auf dem ein Jahr zuvor veröffentlichten Roman Damage von Josephine Hart basiert, zeigte Jeremy Irons und Juliette Binoche in einer Amour fou. Nun folgt mit Obsession eine Bearbeitung des Stoffes als Miniserie. Die zentralen Rollen spielen Richard Armitage als Londoner Chirurg William und Charlie Murphy als Anna, die Verlobte von Williams Sohn Jay (Rish Shah). Da sich William stark zu Anna hingezogen fühlt, gerät bald dessen ganzes Leben völlig außer Kontrolle. Die Regie übernahmen hier Lisa Barros D’Sa und Glenn Leyburn.

  • Ab dem 13. April im Programm.

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Empfehlung für Amazon Prime

 

Old

Auf Basis der 2010 veröffentlichten Graphic Novel Sandcastle von Pierre-Oscar Lévy und Frederick Peeters liefert M. Night Shyamalan (The Sixth Sense) einen Mix aus Mystery, Science Fiction und Drama, der an die Anthologie-Serie Twilight Zone erinnert. Ein Strandbesuch des Ehepaars Guy (Gael García Bernal) und Prisca (Vicky Krieps) mit den gemeinsamen Kindern entwickelt sich darin zu einem grauenvollen Trip, da die Zeit an jenem abgelegenen Strand völlig verrückt spielt. Der Film lebt vor allem von den zahlreichen Ideen, mit denen das Drehbuch und die Inszenierung aufwarten. Die Kamera von Mike Gioulakis und der Score von Trevor Gureckis sorgen für hübsche Gruselatmosphäre. Krieps und Bernal verkörpern ihre Rollen überraschend feinfühlig, während sich etwa Rufus Sewell als Arzt und Abbey Lee als dessen junge Gattin der Exzentrik hingeben.

  • Ab dem 09. April verfügbar.

 

Empfehlung für Filmfriend

 

Maudie

In diesem Biopic erzählt die irische Regisseurin Aisling Walsh (Jahrgang 1958) vom Werdegang der kanadischen Malerin Maud Lewis (1903-1970). Diese hat juvenile Arthritis, wodurch ihr das Malen erheblich erschwert wird – dennoch avanciert sie zu einer international bekannten Künstlerin. Im Titelpart ist die Britin Sally Hawkins zu sehen; an ihrer Seite tritt Ethan Hawke als mürrischer Ehemann Everett auf.

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Empfehlung für Sooner

 

Bambi

Der französische Filmemacher Sébastien Lifshitz (Sommer wie Winter) erzählt in seinem preisgekrönten Dokumentarfilm Bambi aus dem Jahr 2013 die Geschichte von Marie-Pierre Pruvot. Unter dem titelgebenden Bühnennamen hatte die trans Frau in den 1950er und 1960er Jahren eine glanzvolle Karriere als Tänzerin und Showgirl in Paris; später war sie auch als Lehrerin aktiv. Ein überaus sehenswertes Porträt über eine Persönlichkeit, die ihr Leben ganz nach ihren eigenen Idealen führte.

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