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In „Late Night With the Devil“ von Cameron und Colin Cairnes gerät eine live übertragene Talksendung völlig außer Kontrolle – und führt direkt in die Hölle.

Late Night with the Devil (2023)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

A heck of a show!

Mit dem Überraschungshit „Blair Witch Project“ von Daniel Myrick und Eduardo Sánchez hielt die Found-Footage-Methode im Jahr 1999 Einzug ins Mainstream-Kino. Es folgten weitere Erfolge im pseudo-dokumentarischen Stil, von der 2007 gestarteten „Paranormal Activity“-Reihe bis zur Indie-Perle „Skinamarink“ (2022). Auch die australischen Brüder Cameron und Colin Cairnes wählen für ihr neues Werk „Late Night With the Devil“ diesen inszenatorischen Weg, um von den fatalen Geschehnissen während der Live-Aufzeichnung einer US-Fernsehsendung in der Halloween-Nacht des Jahres 1977 zu erzählen.

Das Drehbuch- und Regieduo, das zuvor – etwa in 100 Bloody Acres (2012) – schon mit der Verbindung von Horror-Elementen und schwarzem Humor spielte, erzeugt hier die Illusion, dass wir einen Mitschnitt jener TV-Übertragung zu sehen bekämen. Die Optik und der Tonfall einer Late-Night-Talkshow aus den Seventies werden detailreich imitiert. Ergänzt wird das Ganze einerseits um einen Prolog, der in Form einer reißerischen Reportage (mit Michael Ironside in der Rolle des Off-Sprechers) die nötigen Hintergründe liefert, und schließlich auch um Behind-the-Scenes-Material in Schwarz-Weiß, das uns zeigt, was in den Werbepausen vor sich ging.

Die Show, die wir mitverfolgen, wird von dem charismatischen Jack Delroy (David Dastmalchian) moderiert. Dieser steckt nach dem Krebstod seiner Frau, der Schauspielerin Madeleine Piper (Georgina Haig), in einer privaten Krise – und auch die Einschaltquoten schwächeln seit einiger Zeit. Das Programm, das er mit seinem Sidekick Gus (Rhys Auteri) in dieser Gruselnacht präsentieren will, soll das Format wieder nach vorn bringen.

Der Hellseher Christou (Fayssal Bazzi) soll demonstrieren, wie er Kontakt zu toten Verwandten von Zuschauer:innen im Studio aufnimmt. Dem Skeptiker Carmichael Haig (Ian Bliss) fällt die Aufgabe zu, das Übernatürliche zu hinterfragen. Und die Parapsychologin June Ross-Mitchell (Laura Gordon) soll die 13-jährige Lilly (stark: Ingrid Torelli) vorstellen, die dem Massenselbstmord einer satanischen Sekte entkommen konnte, aber nun angeblich von einem Dämon namens Mr. Wiggles besessen ist.

Late Night With the Devil wurde nach seiner Premiere auf dem diesjährigen South by Southwest Film Festival als origineller Genrebeitrag gefeiert. Später löste er eine Kontroverse aus, als herauskam, dass für ein paar (wenige) Motive im typischen Look der Dekade auf KI zurückgegriffen wurde, statt Künstler:innen für deren Gestaltung zu engagieren. Dem Hauptdarsteller David Dastmalchian wäre wiederum zu wünschen, dass sein präzises Spiel zwischen knallhartem Karrieredenken und zunehmender Nervosität dazu führen wird, in Zukunft häufiger als Leading-Man in Erscheinung treten zu können. Seine Leistung ist beeindruckend und fügt sich perfekt in die Mischung aus satirischen Spitzen und Spannung.

Den gängigen Formeln des dämonisch besessenen Kindes gewinnt das Werk durch das Setting eines Fernsehstudios interessante neue Seiten ab. Neben seinem maliziös-genauen Blick auf das damalige Showbiz wartet Late Night With the Devil mit diversen (meist handgemachten) Splatter-Einlagen und bösen Überraschungen auf. Cameron und Colin Cairnes erweisen sich damit als energische Stimmen des Genres, die Old-School-Atmosphäre mit frischen Ideen kombinieren können.

Late Night with the Devil (2023)

 

Halloween, 1977. Quotenwoche im US-Fernsehen. Ein Millionenpublikum verfolgt das Live-Event, das eine ganze Nation erschüttern wird. Zu Gast: Ein Medium, ein Magier, eine Expertin für Paranormales und ein junges Mädchen, das von einem Dämon besessen ist. Aufgrund des unfassbaren Grauens der Ereignisse wurde der Mitschnitt dieses schicksalhaften Abends fast 40 Jahre lang unter Verschluss gehalten – bis jetzt…

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