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Wie Kinos auf die Krise reagieren - Und wie wir ihnen helfen können

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

Solange Coronakrise ist, müssen sich die Kinos etwas einfallen lassen, um diese schwere Zeit zu überstehen. Welche Angebote es aktuell gibt und wie wir als Publikum den Kinos helfen können, haben wir hier zusammengetragen.

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Leere Sitze in einem Kinosaal.
Leere Sitze in einem Kinosaal.

Die Coronakrise ist in vollem Gange und darunter leiden nicht nur die Familien, die plötzlich 24/7 mit ihrem unermüdlichen Nachwuchs eingepfercht sind, sondern vor allem auch die Betreiber kultureller Einrichtungen, die über Wochen hinweg geschlossen bleiben. Glücklicherweise setzen Krisen aber häufig kreative Impulse frei und so sprießen gerade landauf, landab Initiativen aus dem Boden, die den Kinos über diese schwierige Zeit hinweg helfen sollen.

So haben wir bereits häufig auf Aktionen wie die des Verleihers Grandfilm hingewiesen, die Filme aus ihrem Repertoire zum Streamen anbieten und einen Teil der Einnahmen unter ihren unabhängigen Stammkinos aufteilen. Doch auch die Kinos selbst werden aktiv, um ihr Publikum bei der Stange zu halten — immer in der Zuversicht, nach Vorbeiziehen der Krise noch in der Lage zu sein, um die eigenen Säle wiederzueröffnen.

 

Gutscheine & Mitgliedschaften

Die Spatzen pfeifen es schon von den Dächern: Jetzt ist die Zeit, um Kinogutscheine für bessere Zeiten zu hamstern und zu verschenken oder Mitglied im Off-Kino-Verein der eigenen Stadt zu werden. Die Möglichkeiten sind vielfältig und viele Kinos bieten aktuell Sonderkonditionen. Etwa das Moviemento Berlin, das neben seinen regulären Angeboten per Mail Kinokalypse-Gutscheine verschickt — ein kleiner Spendenbeitrag inbegriffen. Im Nürnberger Casablanca kann man Mitglied des Casa e.V. werden und entscheidet selbst, ob man für das aktuelle Jahr den vollen oder den halben Mitgliedsbeitrag entrichten möchte. Auch für Gutscheine gibt es dort derzeit Prozente. Mit Mitgliedschaften lockt auch das Metropolis Kino Hamburg und verspricht unter anderem einen Newsletter mit wertvollen Mediathekentipps. Das Hackesche Höfe Kino Berlin verweist derweil auf eine besonders unkomplizierte Variante: Online-Gutscheine, die über den Anbieter Kinoheld sofort per Mail verschickt werden und in jeder Vorstellung eingelöst werden können. Eine andere Variante ist die (demnächst ebenfalls digitalisierte) Heavy User Card, bei der man eine bestimmte Anzahl von Kinobesuchen im Vorfeld bezahlt.

Wer in normalen Zeiten den Luxus hat sich kaum entscheiden zu können, in welches Kino er wann gehen will, der wird vielleicht auch vom riesigen Angebot an potentiellen Mitgliedschaften überfordert sein. Abhilfe steht aber schon bereit: Der gemeinnützige Verein der Freunde des Kino Toni e.V. hat stellvertretend für die Berliner Programmkinos eine Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform Startnext ins Leben gerufen, die sämtliche Einnahmen direkt unter den teilnehmenden Kinos aufteilt. 

 

Im direkten Kontakt mit der Community

Die Kinos sind zwar geschlossen — aber die Filme sind immer noch da. Diese Tatsache nehmen sich derzeit einige Kinos als Leitspruch, um in Zeiten der Krise zu ihrem Publikum ins Wohnzimmer vorzustoßen. Das derzeit wohl bekannteste Beispiel dafür ist das Berliner Kino Arsenal, das mit Arsenal 3 eine eigene kostenfreie Streamingplattform eingerichtet hat. Ein kollaboratives Projekt mit den Künstler*Innen des Arsenal-Verleih mit einem wöchentlich wechselnden Angebot an Spiel- Dokumentar-, Essay- und Kurzfilmen. Um dabei angemessene Lizenzzahlungen gewährleisten zu können, bittet das Arsenal um Spenden. Außerdem sollen künftig digitale Q&As mit den Künstler*Innen veranstaltet werden. Erste Infos dazu auf der Facebookseite des Arsenal.

Ähnlich funktioniert das Angebot der Fux Lichtspiele Hamburg. Unter dem Titel Kino im Exil kuratiert das Team Kurzfilmprogramme mit den Arbeiten befreundeter Filmemacher*Innen. So eingebettet auf der Website mit dem Foto des verdunkelten Kinosaals im Hintergrund fühlt sich das beinahe an, als säße man tatsächlich im Lichtspielhaus. Überhaupt: Auch die Klicks auf die Webseiten und Kanäle der Kinobetreiber in den sozialen Medien bietet diesen ein nicht zu verachtendes soziales Kapital für die Zeit nach der Krise.

Das hat auch das Team hinter dem Hannoveraner Lodderbast verstanden, das unter einigem Aufwand gleich drei neue digitale Veranstaltungsformate eingeführt hat, die Kinomacher und Publikum miteinander in direktem Kontakt halten. Das Lodderbast-Team kuratiert nicht nur sehenswerte Filmtipps aus dem Angebotsfilz von Netflix, sondern überträgt via Streamingplattform Twitch auch einen Kino-Talk mit Kulturschaffenden aus allen Bereichen des Kulturbetriebs und veranstaltet Streamingparties, bei denen alle Zuschauer gleichzeitig einen Mainstreamfilm streamen und zwei Lodderbaste das Ganze live kommentieren. Schön: Auch nach der Krise sollen diese Veranstaltungen in geringerer Frequenz beibehalten werden.

 

Werbung schauen, Kinos retten

Klar ist auch: Nicht jeder hat momentan die Kapazitäten, um Geld für Gutscheine, Mitgliedschaften und Spenden aufzuwenden. Trotzdem ist es nicht unmöglich zu helfen. Eine Möglichkeit bietet etwa die Initiative #hilfdeinemkino. Dahinter steckt ein Kinovermarkter aus Hamburg, der die Tatsache zunutze macht, dass zahlreiche Kinos ihre laufenden Kosten begleichen, indem sie Werbespots vor den Filmen schalten. Auf der Website von #hilfdeinemkino kann man deswegen das Kino auswählen, das man gern unterstützen möchte und sich von zuhause aus die Werbespots anschauen, die man sonst im Kino sehen würde. Einfacher geht Helfen kaum.

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