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Streaming-Tipp des Tages: Erde

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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Erde - Trailer (OmeU)

Der Mensch ist mittlerweile der bedeutendste geologische Faktor, bewegt pro Tag mehr von der Oberfläche unseres Planeten als etwa Naturkatastrophen. Das ist nicht nur gut und nicht nur schlecht — es ist kompliziert. Und damit ein ideales Thema für den Dokumentaristen Nikolaus Geyrhalter.

In seinem 2019 auf der Berlinale vertretenen Dokumentarfilm Erde zeigt Geyrhalter Fracking-Gelände in der nordamerikanischen Weite, einen Marmorsteinbruch im italienischen Carrera, Braunkohleabbau in Ungarn oder gleich eine völlig neue Stadt, die in Kalifornien entstehen soll, wo kürzlich noch grüne Hügel standen. Neben beeindruckenden Aufnahmen aus der Vogelperspektive gibt es kurze Interviews mit Sprengmeistern, mit Vorarbeitern und Ingenieuren.

Dabei macht es sich Geyrhalter nicht eben einfach. Seine Fragen sind kritisch, das schon. Aber ausgerechnet den täglich ihr Leben aufs Spiel setzenden Arbeitern in einer Mine die Schuld für ein globales ausbeuterisches System anzuhängen, wäre auch ein zweifelhafter Ansatz. Und so bleibt in Erde alles in der Schwebe: Der Schrecken einer gemarterten Landschaft und die wilde Schönheit der Sprengungen, Entsetzen gegenüber dem abgestumpften Pragmatismus, mit dem man die Zerstörung jahrtausendealter Landstriche rechtfertigen kann und Faszination für Tagwerke, bei denen man sich fühlt, so erzählen es die Arbeiter, wie ein Astronaut oder ein Zeitreisender.

Erde ist noch bis zum 18. Mai 2021 in der Mediathek des 3sat zu sehen.

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