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Kinozeit auf kino-zeit.de - Teil 5: Das "TCL Chinese Theatre" in Los Angeles

Ein Beitrag von Andreas Köhnemann

Diesem Kino haben schon zahllose Sterne des Lichtspiel-Himmels einen Besuch abgestattet: Das „TCL Chinese Theatre“ (ursprünglich „Grauman’s Chinese Theatre“ und zeitweilig auch „Mann’s Chinese Theatre“) ist ein Wahrzeichen der Traumfabrik.

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Eine Wandmalerei in Los Angeles
Eine Wandmalerei in Los Angeles

Unter dem Namen „Grauman’s Chinese Theatre“ wurde das Großkino am 18. Mai 1927 mit der Uraufführung von Cecil B. DeMilles Monumental-Stummfilm König der Könige eröffnet. Es war „the most spectacular theatre opening in motion picture history“, wie es auf der Homepage des Kinos heißt.

Der Unternehmer Sid Grauman hatte im Januar 1926 den Entschluss gefasst, unweit des „Grauman’s Egyptian Theatre“ am Hollywood Boulevard in Los Angeles einen weiteren Kinopalast errichten zu lassen – diesmal nicht in ägyptischer Manier, sondern im Stil einer chinesischen Pagode. Entworfen wurde das Gebäude von dem Architekten Raymond M. Kennedy.

Um eine möglichst authentische asiatische Atmosphäre in der kalifornischen Glitzerstadt zu erzeugen, wurden viele Originalteile aus China verwendet. Die verzierten Eingangstüren des Kinos werden bis heute von zwei steinernen Himmelshunden bewacht, um böse Geister (oder vielleicht eher unflätige Zuschauer_innen und verdrießliche Filmkritiker_innen?) fernzuhalten. Flankiert wird das Portal von zwei hohen, roten Säulen. Zwischen diesen hängt ein großer, in Stein gemeißelter Drache. Das kitschig-bizarre, und doch imposante Bauwerk diente auch schon als Filmkulisse – etwa in Iron Man 3, in welchem es auf dem Vorplatz des Gebäudes zu einer fiesen Attacke kommt.

Besagter Vorplatz trug (und trägt) natürlich maßgeblich zum Ruhm des „TCL Chinese Theatre“ bei, da sich dort die Hand- und Schuhabdrücke etlicher Stars betrachten lassen. Um die Entstehung dieser Tradition ranken sich diverse Legenden. Fest steht, dass Mary Pickford und Douglas Fairbanks am 30. April 1927 ihre Abdrücke im feuchten Zement im Kino-Vorhof hinterließen – und viele weitere Kolleg_innen aus dem Entertainment-Business folgen sollten.

Die Liste der Stars, die ihre Hände und Schuhe in den Baustoff drückten und sich auf diese Weise mit einem ungewöhnlichen „Autogramm“ verewigten, ist lang. Sie reicht von Gloria Swanson, Joan Crawford, Clark Gable, Fred Astaire und Ginger Rogers über Humphrey Bogart, James Stewart, John Wayne, Sophia Loren und Marcello Mastroianni bis hin zu George Lucas, Steven Spielberg, Meryl Streep, Robin Williams und den drei Harry Potter-Kids. Die Platte mit den Abdrücken von Charlie Chaplin wurde 1928 entfernt – und ist seither ominöserweise verschollen.

Auch ein paar unerwartet-kuriose Abdrücke wurden im Zementboden hinterlassen: etwa von Donald Duck, von dem gewitzten Hund „Uggie“ (aus The Artist), den Chipmunks, dem „MGM“-Löwen – und von Steven Seagal! Der US-Komiker Mel Brooks erlaubte sich im September 2014 einen hübschen Scherz, als er bei seinem Abdruck einen prothetischen sechsten Finger an der linken Hand trug.

Das „TCL Chinese Theatre“, das im Jahre 1968 unter Denkmalschutz gestellt wurde, ist jedoch nicht nur von außen, sondern ebenso von innen ein Erlebnis – der Besuch einer Filmvorführung lohnt sich daher durchaus. Auch hier wurde mit vielen Rot- und Goldtönen auf Exotik gesetzt. Das Mai-Programm im IMAX-Saal wartet mit Blockbuster-Unterhaltung (dem Marvel-Spektakel Avengers: Age of Ultron und dem Endzeit-Actioner Mad Max: Fury Road) auf.

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