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In Memoriam

„Alles außer Volkstanz und Inzest“

Ein Beitrag von Andreas Köhnemann

Zum 100. Geburtstag der Film-Legende Christopher Lee – ein kleiner Einblick in die Vielseitigkeit des britischen Künstlers.

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Christopher Lee
Christopher Lee

Christopher Lee war Flight Lieutenant, Schauspieler, Sänger, UNICEF-Botschafter, Ritter – und wird (Verzeihen Sie, Herr Bela Lugosi!) für alle Zeit the one and only Dracula sein. Der 1,96 Meter große Brite mit den dunklen Augen und der unnachahmlichen Bass-Stimme ist am 07. Juni 2015 im Alter von 93 Jahren in einem Londoner Krankenhaus verstorben; zur Legende wurde er bereits vor etlichen Dekaden.

Lee wurde am 27. Mai 1922 als Sohn eines Offiziers und einer Gräfin in London geboren. Zunächst war es sein Wunsch, wie seine Urgroßmutter ein Opern-Star zu werden. Doch nach seinem Einsatz im Zweiten Weltkrieg verschlug es ihn ins Film-Business. Im Laufe seiner Schauspielkarriere, die im Jahre 1947 begann, wirkte Lee in mehr als 220 Werken mit.

Nach zahlreichen Auftritten vor der Kamera sollte sich seine Zusammenarbeit mit den Grusel-Spezialisten von Hammer Films als Durchbruch erweisen: In der von Terence Fisher inszenierten Mary-Shelley-Adaption Frankensteins Fluch (1957) verkörperte Lee die Kreatur des größenwahnsinnigen Wissenschaftlers Victor Frankenstein – und fand in Dracula (1958, ebenfalls von Fisher) schließlich die Rolle seines Lebens.

Es ist durchaus nicht so, dass Dracula und all die Sequels aus dem Hause Hammer (wie zum Beispiel Blut für Dracula oder Dracula jagt Minimädchen) die besten Versionen des Bram-Stoker-Stoffes waren. Vielmehr handelte es sich um B-Pictures, die dank ihrer liebevollen Gestaltung einen ganz eigenen Gothic-Horror-Charme entwickelten. Lee konnte mit seiner Darstellung des untoten Fürsten der Finsternis den Olymp des Angstkinos erklimmen; er gab den Blutsauger als Verführer mit irrem Blick und Fangzähnen, dessen blutiges Treiben in schönstem Technicolor eingefangen wurde. Deutlich stärker als in der Verfilmung aus den 1930er Jahren wurde in Lees Interpretation die sexuelle Anziehungskraft des bissfreudigen Vampirs sichtbar.

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Wie schon in Frankensteins Fluch arbeitete Lee in Dracula und den Fortsetzungen mit Peter Cushing zusammen, mit dem ihn eine tiefe Freundschaft verband. Beide sind untrennbar mit dem Horror-Genre verknüpft – auch wenn Lee (wie schon seine Kollegen Lon Chaney und Boris Karloff) den eleganteren Begriff des theatre of the fantastique bevorzugte. Lee war als Mumie zu sehen (1959 in Die Rache der Pharaonen), als diabolischer Dr. Fu Man Chu (zwischen 1965 und 1969) oder als ominöser Gutsherr in der herrlichen kinematografischen Obskurität The Wicker Man (1973). Doch auch fernab der Gruselunterhaltung wusste er zu überzeugen – zum Beispiel als Bond-Bösewicht in Der Mann mit dem goldenen Colt (1974).

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Es nimmt wohl kaum wunder, dass auch die Meister der modernen Fantastik (Peter Jackson, George Lucas und Tim Burton) mit Lee drehen wollten – wodurch der Brite auch für jüngere Leute zu einem festen Bestandteil der Popkultur wurde. Für Burton absolvierte er diverse kleine Einsätze (mal in person, mal stimmlich), für Lucas schlüpfte er in den Star-Wars-Episoden II und III in die Rolle des Antagonisten Dooku und lieferte sich ein erbittertes Lichtschwert-Duell mit dem flinken Yoda. Ebenso kämpfte er als Zauberer Saruman in der Herr-der-Ringe-Trilogie und im Hobbit gegen die Guten – etwa gegen den von Ian McKellen gespielten Gandalf.

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Im hohen Alter probierte Lee dann noch einmal etwas völlig Neues aus: Er wurde zum Heavy-Metal-Sänger. Mit Charlemagne: By the Sword and the Cross realisierte er 2010 ein Konzeptalbum über Karl den Großen (mit dem er angeblich verwandt war); später folgte (auf A Heavy Metal Christmas Too) unter anderem noch eine Metal-Version von Jingle Bells, die es sogar in die Charts schaffte.

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„One should try anything he can in his career, except folkdance and incest“, meinte Lee. Sein künstlerischer Wagemut wird uns ewig in Erinnerung bleiben!

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