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Darling der Woche

Dave Bautista und die Geschichte von Wrestlern im Kino

Ein Beitrag von Mathis Raabe

Wrestler in Hollywood geraten oft in den Blockbuster- oder B-Film-Strudel. Dave Bautista aber ist ein Charakterdarsteller, gefangen im Körper eines Actionhelden.

Meinungen
Dave Bautista in "Knock at the Cabin"
Dave Bautista in "Knock at the Cabin"

Eine Rolle mit dem Titel „Drax der Zerstörer“ klingt passend für einen ehemaligen Pro-Wrestler mit 132 Kilo Kampfgewicht und Tattoos am ganzen Körper. Tatsächlich ist Dave Bautistas Drax in „Guardians of the Galaxy“ aber ein Killer mit sozialen Unsicherheiten, der alles wörtlich versteht und deshalb von vielen Fans als neurodivers gelesen wird. Auch in „Blade Runner 2049“ spielt Bautista einen sanften Hünen: den versteckt lebenden Replikanten und Bauern Sapper Morton. „Knock at the Cabin“, der neue Film von M. Night Shyamalan, könnte nun endgültig den Beweis liefern, dass er unter allen Wrestlern, die aus dem Ring nach Hollywood gewechselt sind, der beste Schauspieler ist.

Das frühste nennenswerte Beispiel für einen Wrestler, der ins Schauspielfach wechselte, ist Lenny Montana. Er catchte noch zur Zeit der Territorien, also bevor Vince McMahon das nordamerikanische Wrestling monopolisierte. Nach Hollywood kam er über einen Umweg: In den Sechzigern arbeitete er für die Colombo-Familie, einen Mafia-Clan der Cosa Nostra. Familienoberhaupt Joe Colombo gehörte zu den Mafiosis, die die Verfilmung von Der Pate verhindern wollten, bis ausgehandelt wurde, dass sie an der Produktion mitwirken dürfen. So traf auch Lenny Montana am Set auf Francis Ford Coppola und landete die Rolle des Luca Brasi. Es sollten noch weitere Filmrollen bis in die frühen Achtziger folgen, aus dem Rollentyp des einschüchternden Mob-Vollstreckers durfte Montana aber selten ausbrechen.

„Rowdy“ Roddy Piper darf nicht unerwähnt bleiben. Seine Filmografie ist lang, bis zu seinem Tod 2015 spielte er Cameos, Rollen in B-Filmen und in Actionkomödien. Das sind auch die drei häufigsten Verwendungsarten für ehemalige Wrestler in Hollywood. Hot Rods wichtigste Rolle ist die des Kaugummi kauenden und arschtretenden Retters der Erde vor der Alien-Unterwanderung im John-Carpenter-Klassiker Sie leben!. Pipers Witz und Charisma, wodurch er schon in der Wrestling-Welt vor allem für seine Fähigkeiten am Mikrofon bekannt war, hatten ihn auf diese Rolle perfekt vorbereitet.

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Hulk Hogan ist zuletzt aufgrund rassistischer Äußerungen bei vielen Wrestling-Fans in Ungnade gefallen, gilt aber als einer der einflussreichsten Wrestler aller Zeiten, weil die besagte Monopolisierung der Industrie in den Achtzigerjahren stark um seine Starfigur aufgebaut war. Diese Popularität verschaffte ihm einige Filmrollen: 1982 spielte er den Wrestler, den Rocky Balboa zu Beginn von Rocky III im Rahmen einer Charity-Veranstaltung besiegt. Neben Randy Savage in Spider-Man ist das wohl eine der berühmtesten Filmszenen, in denen ein Wrestler einen Wrestler spielt. Hogans restliche Filmografie ist durchwachsen: No Holds Barred wird heute von Wrestling-Fans als Kultfilm rezipiert, fiel aber bei der Kritik und an den Kinokassen durch. Die Besetzung in Komödien wie Santa Claus mit Muckis und Mr. Babysitter zeigt, dass Hogan in der popkulturellen Öffentlichkeit bald eher als drolliges Kuriosum wahrgenommen wurde denn als überlebensgroßer Star.

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Muskelmänner gegen den Strich zu besetzen für den komischen Effekt, hat natürlich Tradition. Auch Arnold Schwarzenegger mimte den Kindergarten Cop oder Danny DeVitos Zwilling, und auch moderne Wrestling-Stars beginnen ihre Filmkarrieren oft in Komödien. Bevor er durch das Action-Franchise Fast & Furios zum laut Forbes-Magazin bestbezahlten Schauspieler Hollywoods wurde, war Dwayne Johnson Die Zahnfee. Seine Rolle für die Wahrnehmung von Ringprofis in Hollywood kann man kaum unterschätzen. Zusammen mit dem Aufstieg des Superheldenkinos ist sein Erfolg wohl hauptverantwortlich dafür, dass heute mehr Wrestler*innen denn je Filmrollen landen. Wenn man ehrlich ist, spielt Dwayne Johnson aber als Sprüche klopfender Muskelprotz meistens sich selbst und ohne viele Nuancen.

John Cena wird bis heute hauptsächlich in Komödien besetzt. Immerhin: Seine Performance als Peacemaker in The Suicide Squad war stark genug, um ein Serien-Spin-off zu tragen. Die Figur ist ein Nationalchauvinist ohne jegliche Fähigkeit zur Selbstreflexion und eine Parodie patriotischer Superheldenfiguren. Das lässt sich auch als Parodie von John Cenas Wrestling-Persona lesen: Im Ring war er bekannt als ewig aalglattes Babyface, also als Charakter mit guter Gesinnung, den Programmchef Vince McMahon nie drehen wollte, und trat oft auch patriotisch auf.

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Das Ansehen von Dave Bautista unter Wrestling-Fans ist erst in der Rückschau nach Ende seiner aktiven Karriere gestiegen. Er stammt ebenso wie John Cena aus einer Zeit, als die WWE ihre Fernsehstars lieber bei Bodybuilding-Wettbewerben suchte als bei Independent-Wrestling-Shows und auf den Look mehr Wert gelegt wurde als auf technische Fähigkeiten im Ring. Insofern wäre es weniger überraschend, wäre er nach dem Ablegen der Wrestling-Stiefel in den Blockbuster- oder sogar nur den B-Film-Strudel geraten, so wie viele vor ihm. Stattdessen wollen Denis Villeneuve oder M. Night Shyamalan mit ihm arbeiten. „Es ist mit Abstand der Film, in dem ich am meisten spreche“, sagte Bautista kürzlich in einem GQ-Interview über seine Rolle in Kock at the Cabin. Es sei eine Offenbarung und eine Anomalie, sagte derweil Shyamalan, dass eine Person, die so aussieht, so performen kann. Auch Dune 2 steht dieses Jahr noch an, mit einer ausgebauten Rolle Bautistas. 2023 dürfte also das Jahr sein, in dem er klarmacht: Dave Bautista ist ein Charakterdarsteller, gefangen im Körper eines Actionhelden. Und das macht ihn natürlich nur umso interessanter.

Meinungen

Alexander · 15.02.2023

ChatGPT hätte es nicht schöner schreiben können. Außer Name-Dropping vermisse ich Belege, warum er nun der Beste sein soll. Etwas über den Film wäre evtl. auch noch ganz praktisch gewesen.