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Darling der Woche

Orson Welles' Vermächtnis - Neu zusammengesetzt

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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Der Glanz des Hauses Amberson - Bild
Der Glanz des Hauses Amberson - Bild

Orson Welles‘ Der Glanz des Hauses Amberson befindet sich regelmäßig auf den All-Time-Bestenlisten der wichtigsten Kinopublikationen der Welt. Und doch ist er auch ein klassischer Fall von „Was hätte sein können“. Nach seinem geradezu übermenschlichen Erfolg mit Citizen Kane hatte Orson Welles ein Familiendrama gedreht, dessen ursprünglich 131 Minuten lange Rohfassung beim Testpublikum in Pomona durchfiel.

Orson Welles am Set von "Der Glanz des Hauses Amberson"; Copright: RKO/Fair Use
Am Set von „Magnificent Ambersons“, RKO/Fair Use

Weil sich Welles zu dieser Zeit allerdings schon in Rio befand, um an seinem nächsten Projekt zu arbeiten, nahm das Studio RKO Radio Pictures allerhand Änderungen in Eigenregie vor. Der Cutter Robert Wise (späterer Regisseur von Filmen wie Der Tag, an dem die Erde stillstand) wurde damit beauftragt Der Glanz des Hauses Amberson auf eine 88-minütige Fassung herunterzukürzen und ein versöhnlicheres Ende zu drehen und die ursprünglich von Bernard Herrmann komponierte Filmmusik wurde so stark verändert, dass dieser seinen Namen im Abspann nicht genannt wissen wollte. Jahre später vernichtete man die gekürzten Szenen, um neuen Lagerraum zu schaffen — und so ist es gut möglich, dass wir nie wirklich herausfinden werden, wie Orson Welles sich sein zweites Meisterwerk eigentlich vorgestellt hatte.

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Wenn man sich aber doch versuchen will seiner Vision irgendwie anzunähern, dann klappt das nach aktuellem Stand wohl am allerbesten mit der Website, die der Filmhistoriker Joseph Egan eingerichtet hat. Was immer man über Der Glanz des Hauses Amberson herausfinden will — hier wird man es am ehesten finden: Den zugrundeliegenden Roman von Booth Tarkington, das Hörspiel, das Welles darauf basierend zuerst produzierte, Storyboards, das komplette Drehbuch, Werbematerialien und Essays über Welles‘ und Wises Arbeit am Film.

Und das beste: Joseph Egan hat diese Materialien nicht nur gesammelt. Er hat sie auch Reel für Reel neu angeordnet, um mithilfe des Drehbuchs und der Storyboards die fehlenden Szenen zu rekonstruieren. Das Ganze mag sich ein bisschen so lesen wie eine graphic novel, aber es gibt uns immerhin eine vage Ahnung vom Rhythmus der ursprünglichen Fassung. Das Ergebnis ist eine Website, auf der man ganze Stunden verbringen kann.

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