Citizen Kane

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Seine Majestät der Film der Filme

Der US-amerikanische Film-Obelisk Orson Welles (1915-1985) setzte als Autor, Regisseur und Darsteller gleichermaßen hoch aufragende Akzente innerhalb der Historie der bewegten und bewegenden Bilder, die noch heute einzigartig sind. Es ist nach zwei Kurzfilmen sein Spielfilmdebüt als Regisseur Citizen Kane aus dem Jahre 1941, mit dem er gemeinsam mit seinem Koautoren Herman J. Mankiewicz im darauf folgenden Jahr neben acht weiteren Academy Awards Nominierungen einen Oscar für das Beste Drehbuch gewann. Diesem berühmten Werk mit absolutem Kultstatus wird die große Ehre gereicht, nicht nur in zahlreichen entsprechenden Aufstellungen zu den besten Filmen gezählt zu werden, die jemals gedreht wurden, sondern nicht selten auch heutzutage noch als allerbeste Inszenierung aller Zeiten gekrönt zu werden – eine Auszeichnung, die wie bei den meisten Kategorisierungen dieser Art nicht unumstritten ist, sich aber beharrlich über Jahre und Jahrzehnte hinweg behauptet.
Da wird der achtjährige Charles Foster Kane (Buddy Swan, als Erwachsener gespielt von Orson Welles) an einem Wintertag in einem dramatischen Abschiedsszenario von seinen berechnenden Eltern einem Boten des äußerst vermögenden Bankiers Thatcher (George Coulouris) übergeben, der nunmehr als sein Vormund den Jungen erziehen soll, für den sich vor allem die Mutter eine glänzende Zukunft wünscht – ein traumatisches Erlebnis für den ohnmächtigen kleinen Charlie, der neben seinen Eltern auch noch seinen geliebten Schlitten zurücklassen muss. Doch Kane entwickelt sich zu einem exzentrischen, energischen jungen Mann, der mit 25 Jahren über ein schwer zu erschöpfendes Vermögen verfügt, das er nur allzu gern in seine journalistische Leidenschaft und damit in den New York Inquirer investiert, auf dessen Grundlage er ein gewaltiges Medienimperium errichtet, das ihn bald mit seiner sozialpolitisch provokanten Haltung zum mächtigsten Meinungsmacher aufsteigen lässt.

Erzählt wird die Geschichte des üppigen, doch tragischen Schicksals der Figur des Charles Foster Kane, die dem US-amerikanischen Verleger William Randolph Hearst (1863-1951) nachempfunden ist, in Rückblicken, die in den Handlungsrahmen der Recherche eines Reporters eingebunden sind, der nach dem Tode Kanes die Details seiner rasanten Biographie verfolgt, um den Sinnzusammenhang um dessen letztes Wort aufzudecken: Rosebud. Dabei entfaltet sich die Fülle eines turbulenten Lebens, das zwei wichtige, langjährige Beziehungen zu Frauen, einen Sohn, einen besten, nicht zu korrumpierenden Freund, eine in letzter Sekunde gescheiterte politische Karriere, ein märchenhaftes Schloss namens Xanadu sowie immensen Reichtum aufweist und doch so elendig einsam enden muss – ein Preis, den mancher sicherlich gern zu zahlen bereit wäre.

Es ist die imposante Vielfalt an filmtechnischen Details und Innovationen, die aufwändige Dramaturgie und die atmosphärische Verdichtung, die Citizen Kane zu einem tatsächlich grandiosen Streifen der Filmgeschichte werden lassen, dessen komplexe formale wie inhaltliche Dimensionen kaum beim einmaligen Anschauen zu erfassen sind. Zudem begleitet den Film eine ungewöhnliche Entstehungs- und Wirkungsgeschichte, die für sich betrachtet einen spannenden Stoff darstellt, der auch innerhalb der Texte im Booklet zur DVD ausgeführt wird. Orson Welles, der seine ungefälligen charakterlichen Ausprägungen als Schauspieler in weit über hundert Filmen präsentiert hat und bei rund vierzig Inszenierungen Regie führte – von seinen umfangreichen Tätigkeiten als Autor ganz zu schweigen –, hat mit Citizen Kane ein Debüt vorgelegt, das trotz des anfänglichen Misserfolgs nach seinem Erscheinen in den USA zu einer internationalen Legende avanciert ist, die von den nachwachsenden Filmwelten schon in den 1940er Jahren nicht mehr ignoriert werden konnte und mittlerweile über eine zementierte Position verfügt, die der Qualität des verehrten Werkes jedoch nicht abträglich ist, in mildem Gegensatz zu seinem Ruf.

Citizen Kane

Der US-amerikanische Film-Obelisk Orson Welles (1915-1985) setzte als Autor, Regisseur und Darsteller gleichermaßen hoch aufragende Akzente innerhalb der Historie der bewegten und bewegenden Bilder, die noch heute einzigartig sind.
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