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Darling der Woche

Kultband im Kino – Wer sind eigentlich die Sparks?

Ein Beitrag von Sophia Derda

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Filmstill zu The Sparks Brothers (2021) von Edgar Wright
The Sparks Brothers (2021) von Edgar Wright

Nach einer langen Reise und mehreren fehlgeschlagenen Versuchen hat es die Kultband Sparks im Jahr 2021 endlich geschafft, im Kino zu laufen – wenn auch nicht als Schauspieler. Edgar Wright widmet sich aktuell in seinem Dokumentarfilm „The Sparks Brothers“ ihrer Karriere und „Annette“, der neue Film von Leos Carax, für dessen Drehbuch und Musik sie verantwortlich sind, eröffnete die Internationalen Filmfestspiele von Cannes.

„Your Favorite Band’s Favorite Band“ steht sehr präsent auf dem Poster zu The Sparks Brothers von Regisseur Edgar Wright (Baby Driver), der seit dem 7. Oktober 2021 in den deutschen Kinos läuft. Das Duo, bestehend aus den Brüdern Ron und Russell Mael, macht schon seit den 1960er Jahren Musik, ohne dabei je den weltweiten Durchbruch erlangt zu haben. Dennoch waren und sind Sparks bis heute eine der einflussreichsten Bands in verschiedenen Genres. Namenhafte Musiker*innen wie Beck, Björk, Duran Duran oder auch die Pet Shop Boys bekennen im Film, von der den Sparks beeinflusst zu sein.
 

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Aber nicht nur in musikalischer Hinsicht sind die Brüder sehr umtriebig, auch das Medium Film hat sie seit ihrem Kunststudium an der University of California äußerst fasziniert. Ihre aufgeschlossene und überaus kreative Art brachte sie 1974 mit der französischen Komödienlegende Jaques Tati (Playtime) zusammen, der für sein damaliges Filmprojekt Confusion noch zwei Hauptdarsteller suchte. Sie wurden engagiert und sollten neben den Hauptrollen außerdem die Musik für den Film komponieren.

Ron Mael erinnert sich: “Wir sollten in Tatis Film ‚Confusion‘ mitspielen, in dem es um zwei amerikanische Fernsehstudiomitarbeiter geht, die zu einem französischen Fernsehsender auf dem Lande gebracht werden, um dort mit amerikanischem Fachwissen zu helfen und zu zeigen, wie Fernsehen wirklich gemacht wird.”

Confusion sollte ein visionäres Projekt werden, in dem Tati eine Kritik an der fortschreitenden Globalisierung der Welt durch Werbung und Fernsehen übte und an sein Meisterwerk Playtime anknüpfen, in dem es um die Entfremdung durch das moderne Gesellschaftsleben ging. Die Fusion aus Jaques Tatis komödiantischem Talent und dem Pop-Esprit der beiden Brüder hätte ein sagenhafter Spaß auf der Leinwand werden können, kam aber leider nie zustande. Durch den schlechten Gesundheitszustand von Tati und finanzielle Schwierigkeiten, das Projekt durchführen zu können, musste die Zusammenarbeit frühzeitig wieder beendet werden. Auf dem Big-Beat-Album der Sparks von 1976 ist jedoch der Song Confusion zu hören, der durch das Projekt mit Jacques Tati inspiriert wurde. Russell Mael sagt dazu in einem Interview: „Die größte Enttäuschung in unserer Karriere? Nicht den Film mit Jacques Tati gemacht zu haben…“
 

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Ein Jahrzehnt später, der zweite Versuch


Sparks versuchten zehn Jahre später, den japanischen Manga Mai, the Psychic Girl in ein Musical zu verwandeln, bei dem Tim Burton Regie führen sollte. In der von Kazuya Kudo geschriebenen und von Ryoichi Ikegami gezeichneten Comicserie geht es um ein 14-jähriges Mädchen mit übersinnlichen Kräften. Mai, the Psychic Girl war eine der ersten Manga-Serien, die in den späten 1980er Jahren ins Englische übersetzt wurden und an den durch Akira ausgelösten Hype in der westlichen Welt anknüpfte.

Ihre Arbeit an der filmischen Adaption des Werks begannen die beiden Brüder Ende der 1980er Jahre, als ihre Karriere gerade an einem Tiefpunkt war. Der Erfolg des Films hätte den beiden dringend benötigtes Einkommen verschaffen können. Obwohl nicht allzu viele Details darüber bekannt sind, was zu Burtons Ausstieg aus dem Projekt führte, sagen die Brüder in dem Dokumentarfilm The Sparks Brothers, Burton sei derjenige gewesen, durch den das Projekt scheiterte. Laut zahlreichen Berichten entschied sich Burton stattdessen für eine Zusammenarbeit mit Disney und produzierte daraufhin den Film The Nightmare Before Christmas (1993) und führte bei Ed Wood (1994) selbst Regie. Durch den Abgang von Burton zogen sich auch alle anderen Investoren zurück und das Vorhaben wurde endgültig auf Eis gelegt.

In einem Interview mit dem Filmagazin Collider erinnern sich Ron und Russell an ein späteres Treffen mit Burton zurück: 2011, 20 Jahre nach dem Fiasko mit Burton, trafen die drei wieder aufeinander und Burton sprach davon, dass er auch Jahre später immer noch das Projekt und den schon existierenden Soundtrack denken müsse. Folgen hatte das Gespräch aber nicht. Die Hoffnung auf eine Wiederaufnahme des Projekts hegen die beiden aber bis heute.
 

Was lange währt


Trotz aller Rückschläge haben die Brüder jedoch niemals aufgehört, Musik zu konzipieren und an Ideen für Filme zu arbeiten. Auf den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2021 fand ihre lange Reise nun endlich ein Ziel. Gemeinsam mit dem französischen Regisseur Leos Carax (einem großen Sparks-Fan) haben sie das Filmmusical Annette geschrieben und konzipiert, das dieses Jahr das nicht nur das Festival eröffnete, sondern auch den Preis für die Beste Regie gewann.

„Die gesamte Geschichte und der größte Teil der Musik waren fertig, bevor Leos hinzukam. Aber es gab bestimmte Stücke und Figuren, die er noch verfeinern wollte. Es dauerte acht Jahre, bis er die Dialoge in den bereits vorhandenen Stücken justiert hatte. Es gab auch einige Stücke, die auf seinen Vorschlag hin hinzugefügt wurden“, beschriebt Russel Mael die Zusammenarbeit im Interview mit Indiewire.
 

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Aus anfangs 80 Songs blieben am Ende noch 42 übrig, um die sich im Film die Geschichte eines Künstler-Paares entspinnt. Adam Driver und Marion Cotillard spielen die ungleichen Liebenden – er experimenteller Stand-up-Comedian, sie gefeierte Opernsängerin –, die genau für diese Verschiedenartigkeit von den Medien geliebt werden. Annette dreht sich um das Showbusiness und dessen Abgründe.

Ron und Russell Mael blicken auf eine fast 50-jährige Karriere zurück, die selbst von Hoch- und Tiefpunkten gezeichnet ist. Der Erfolg von Annette sowie der Dokumentarfilm The Sparks Brothers von Edgar Wright rückt die beiden in den verdienten Fokus in der Filmwelt, auf den sie so lange Zeit hingearbeitet haben.

Annette startet voraussichtlich am 16. Dezember 2021 in den deutschen Kinos.

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