Uncut Gems  (auch bekannt unter dem Namen Der schwarze Diamant) dürfte nicht so unbekannt sein. Wobei man sich da heutzutage nicht mehr so sicher sein kann. Der Strom aus Streams läuft zu schnell und führt dazu, dass solche großartigen Filme dann doch immer irgendwie untergehen. Daher – zur Sicherheit – diese Empfehlung; kann ja nicht schaden.

Die ganz fantastischen Safdie-Brüder (Good Time) haben einen fiebrigen, pochend-peitschenden Film geschaffen, der im Rhythmus seiner Hauptfigur pulsiert und schwitzt und atmet. Adam Sandler spielt diese unsympathischen Howard Ratner mit allem, was er hat; er wirft sich regelrecht in diesen Film und zeigt erneut, was er doch eigentlich für ein toller Schauspieler ist (was er bereits in Paul Thomas Andersons Liebesfilm Punch Drunk Love  (2002) wasserdicht unter Beweis gestellt haben dürfte).

Ratner ist Juwelier in New York, der glaubt, den ganz großen Deal an Land gezogen zu haben. Irgendwie hat es dieser Typ geschafft, einen ungeschliffenen schwarzen Opal direkt aus einer Mine Äthiopiens in die USA zu schmuggeln. Eine satte Million soll der Stein wert sein. Aber weil er die Auktion nicht abwarten kann und mit dem Stein ein Zwischen-Wettgeschäft eingeht, gerät alles außer Kontrolle. Eine Tragödie bahnt sich an, deren Ausgang sicherlich nicht überraschen mag. Die Art und Weise, wie es diesem Film gelingt, die abstrakte Energie des Kapitalismus auf die Leinwand zu zaubern, lässt einem den Atem stocken: Die Schuld ist der Anfang und niemals das Ende. Sie streut wie ein Tumor.

Die Kamera ist ganz nah dran, arbeitet mit Zooms, schnellen Schnitten und einem beeindruckenden Sounddesign den Puls aus diesen Bildern. Alles in diesem Film ist intensive Energie, Ausdruck von Adrenalin und Geldströmen, von Hochgeschwindigkeitsdeals und Risikowetten. Eigentlich eine Schande, dass man dieses kleine Kunstwerk nur auf Netflix sehen kann. Aber immerhin. Es ist höchste Zeit, ihn erneut zu streamen.