Dieser Film ist ein zarter Alptraum, ein beglückender Trip in die Nacht. Vorbei an der Filmförderung stemmte Regisseur AKIZ (Achim Bornhak) diesen wunderlichen Genrefilm, der pulsiert und atmet. Der Nachtmahr taucht hinab in die Berliner Jugendkultur, atmet den Schweiß der Clubs und entfaltet eine sensibel-zärtliche Geschichte weiblicher Selbstermächtigung, ohne dabei sein Geheimnis preiszugeben. Das ist selten im deutschen Film, der immer dazu gedrängt wird, möglichst klar und deutlich eine Aussage zu treffen. Die Redaktionen der Fernsehanstalten, die hierzulande ihre Finger allzu häufig in die Entwicklung von Stoffen stecken, scheinen die Offenheit zu fürchten: Es könnte ja sein, dass jemand die Sinnfrage stellt.

AKIZ kümmert das alles nicht. Ihm geht es einzig und allein um die Welt seiner jugendlichen Protagonistin Tina (Carolyn Genzkow), die eines Tages ein unheimliches und hilfsbedürftiges Wesen in ihrem Zimmer vorfindet. Das Fremde und Verstörende hat eine Form gefunden, irgendwo an der Schwelle zu Nacht und Erwachsenwerden. Entfremdung und Individualisierung durchziehen diese Bilder. Die eigentlichen Monster in diesem Film aber sind die Erwachsenen, ist diese Welt aus Normen und Dringlichkeiten.  

2015 war dieser Film ein Hoffnungsschimmer. Man wollte glauben, dass das genrefeindliche Klima der deutschen Filmlandschaft sind wandeln und eine aufregende Vielheit zulassen würde. Ungefähr zur gleichen Zeit konnte man mit Der Bunker und Der Samurai noch andere Signale erkennen. Heute muss man leider konstatieren, dass es bei diesem kurzen Aufflackern geblieben ist. Genrekino wird immer noch eher als Schmuddelkram abgetan, dem Mitternachtskino zugerechnet. Vergessen wird, dass dieses Spiel mit Form und Inhalt ungeahnte Impulse freisetzen kann. Zeit, sich zu erinnern: In der Mediathek der ARD ist Der Nachtmahr noch bis 21. September zu bewundern.