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Couch-Perle: Endstation Sehnsucht

Ein Beitrag von Andreas Köhnemann

Drama, Baby, Drama! Die Tennessee-Williams-Adaption „Endstation Sehnsucht“ von Elia Kazan ist mehr als 70 Jahre nach ihrer Uraufführung immer noch voller Wucht – auch dank Vivien Leigh, deren Todestag sich nun zum 55. Mal jährt.

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Filmstill zu Endstation Sehnsucht (1951) von Elia Kazan
Endstation Sehnsucht (1951) von Elia Kazan

In der Netflix-Miniserie Hollywood (2020) taucht, neben zahlreichen weiteren realen Berühmtheiten, auch Vivien Leigh (verkörpert von Katie McGuinness) auf. Und es lässt sich nicht anders formulieren: Dieser Auftritt ist eine Frechheit! Eine völlig misslungene Imitation der extravaganten Art, die Leigh zu einer faszinierenden Persönlichkeit machte. Wer sehen möchte, wie wunderbar sie diese Art für ihr übersteigertes und doch nie ins Lächerliche kippendes Schauspiel einsetzte, muss deshalb das Original erleben. Und am besten geeignet ist hierfür ihre hingebungsvolle Performance in Endstation Sehnsucht.

In erster Linie ist das Melodram wohl durch Marlon Brandos intensive Darbietung des proletarischen Stanley Kowalski ins kollektive Gedächtnis eingegangen – wie dieser im dramatisch zerrissenen Unterhemd „Hey, Stella!“ ruft. Brando hatte die Rolle bereits am Broadway gespielt und damit Aufmerksamkeit erregt. Wie schon bei der Bühneninszenierung führte Elia Kazan bei der Leinwandversion Regie. Brando wurde als gefährlich-attraktiver Stanley in verschwitzter Kluft (und mit einer erschreckend effizienten Tisch-Abräum-Methode) endgültig zum internationalen Star.

Leigh, Jahrgang 1913, zählte Anfang der 1950er Jahre bereits zum Hollywood-Adel. Für ihren Hauptpart im Epos Vom Winde verweht (1939) hatte sie ihren ersten Oscar erhalten – für ihre Verkörperung der verzweifelten Blanche DuBois in Endstation Sehnsucht sollte der zweite folgen. Als betont kultivierte, doch äußerst weltfremde Highschool-Lehrerin, die gerade wegen eines Skandals entlassen wurde, läuft Leigh hier zur Hochform auf. Wie sich das Schauspiel-Trio Brando, Leigh und Kim Hunter (als Blanches jüngere Schwester und Stanleys Frau Stella) gegenseitig in den Wahnsinn zu treiben droht, ist großes Kino voller Tragik, mit wunderbaren Dialogzeilen, die zum ständigen Zitieren einladen (etwa der traurige Satz „I have always depended on the kindness of strangers!“). Meisterhaft ist zudem, wie Kazan die klaustrophobische Atmosphäre des Apartments einfängt, in dem das Geschehen stattfindet.

Zum Leihen und Kaufen steht Endstation Sehnsucht u.a. bei Amazon Prime und Apple TV+ zur Verfügung.

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