Nein, das hier ist kein typischer „Casino-Film“ (falls es sowas denn überhaupt gibt…), in dem der Protagonist den großen Reichtum sucht, ob nun durch erfolgreiches Spielen, Betrug oder einen Überfall, und daraufhin von den bösen Buben in die Mangel genommen wird. Sondern ein tiefer Einblick in die Schwärze im Inneren von Amerika. Denn Anti-Held William Tell (Oscar Isaac) war einst Folterer in Abu Ghraib, hat davon tiefe moralische Wunden davongetragen und will nun den Sohn eines verstorbenen Kameraden davon abhalten, einen ähnlichen Fehler zu begehen. Und weil er verdammt gut im Glücksspiel ist, nimmt er den Jungen mit auf eine Reise durch etliche Casinos der USA.

Paul Schraders The Card Counter ist ein Film, der sich das Prädikat „interessant“ völlig verdient — und das im positiven Sinne. Die Handlung überrascht immer wieder, die Optik ist eleganter als Bond in seinem Casino-Royale-Anzug, der Soundtrack vornehm zurückhaltend und die Atmosphäre zum Schneiden dicht. Ganz zu schweigen von Isaacs brillant-stoischer Performance. Ein Film über psychische Traumata, über (Selbst-)Vergebung und Vergeltung, über moralische Verantwortung und Sühne, der all dies höchst ambivalent behandelt.

Verfügbar bei Amazon Prime Video.