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Couchperle: The Ordinaries

Ein Beitrag von Sebastian Seidler

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The Ordinaries
The Ordinaries (2022) von Sophie Linnenbaum

Das häufig so harsch kritisierte deutsche Kino beginnt sich unter der reflexartig eingenommenen Meinung zu wandeln. Da wäre beispielsweise ein so großer Wurf wie Das Lehrerzimmer von Ilker Catak zu nennen, der sämtliche Zweifel vom Tisch fegt. Oder eben The Ordinaries, in dem Regisseurin Sophie Linnenbaum und ihr Team einen wahren kreativen Sturm auf der Leinwand entfesseln. Das Debüt sprudelt über vor Einfällen, das Setdesign ist liebevoll-verspielt und die Grundidee des Films schlichtweg brillant: Angesiedelt ist die Geschichte in der Welt des Films.

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Nein, vielmehr ist die ganze Welt ein Filmset, bevölkert von Hauptfiguren, Nebenfiguren und Komparsen. Sie produzieren die Geschichten, spielen aus ihren Herzlesern in Musik übersetzte Emotionen. Die junge Nebenfigur Paula (Fine Sendel) ist auf dem Weg, eine Hauptfigur zu werden. Als sie im Archiv, in dem alle Filmszenen aller Figuren aufbewahrt werden, keine Spur von ihrem Vater findet, stellt das Mädchen eigene Nachforschungen an. Kann es sein, dass ihr Vater damals Teil des berüchtigten Aufstands der Nebenfiguren war? Sind alle Geschichten, mit denen sie aufgewachsen ist, gelogen? War der Herr Papa gar kein gefeierter Star? Stück für Stück offenbart sich eine große Verschwörung, und die Verhältnisse werden auf den Kopf gestellt.  

The Ordinaries ist leichtfüßiges Kino mit Tiefgang. Es werden tiefgreifende Fragen nach Repräsentation gestellt, Rassismus und Ausgrenzung thematisiert und spielerisch zerlegt. Vor allem erscheint das Kino als ein Ort, an dem sowohl Illusion und Lüge gedeihen als auch Wahrhaftigkeit entstehen kann. 

Der Film kann jetzt auf DVD erworben werden oder bei allen gängigen Streaminganbietern ausgeliehen werden.

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