Patricia Rozemas herrlich schräger erster Spielfilm I’ve Heard the Mermaids Singing (1987) war quasi der Startschuss für die Toronto New Wave und wurde somit zu einem der wichtigsten Spielfilmdebüts in der Geschichte des kanadischen Kinos. Ausgezeichnet mit dem Prix de la Jeunesse bei den Filmfestspielen von Cannes und weiteren Auftritten bei internationalen Festivals, wurde ihre skurrile Romanze zum Klassiker des queeren Kinos. Rozema gehört der sogenannten Toronto New Wave an, jener Generation anglokanadischer Filmemacher*innen, die Ende der 1980er Jahre mit unkonventionellen Filmen für den internationalen Durchbruch des kanadischen Kinos sorgte. 

In Schwarz-Weiß wurde für die Tagträume und in Farbe für die reale Welt gedreht, auf Video die Erzählung in der Gegenwart und auf Film die Rückblenden… Rozema erschuf mit diesen visuellen Experimenten einen magisch-kauzigen Film über die Protagonistin Polly (Sheila McCarthy), die in Form von Videobotschaften die Geschichte über ihren neuen Job als Sekretärin in einer Kunstgalerie erzählt. Mit den orangefarbenen Haaren und ihrem unbeholfenen Auftreten tritt Polly von einem Fettnäpfchen ins nächste und träumt von einer Karriere als professionelle Fotografin. Dann verliebt sie sich in ihre Chefin Gabrielle (Paule Baillargeon) und alles kommt ganz anders.

Der Titel des Films ist T.S. Eliots Gedicht „The Love Song of J. Alfred Prufrock“ entnommen: „I have heard the mermaids singing each to each – I do not think that they will sing to me.“ Und wie das Gedicht hat auch dieser Film einige fantasievolle Dinge über Kunst, Individualität, menschliche Sehnsüchte und die Kluft zwischen dem inneren und dem äußeren Leben der Menschen zu sagen.

I’ve Heard the Mermaids Singing ist derzeit auf MUBI zu sehen.