Vom Superhelden zum Versicherungsangestellten: In einem früheren Leben war Bob einmal Mr. Incredible, jetzt lebt er mit seiner Frau, der früheren Elastigirl, in der Vorstadt und zieht zwei Kinder groß. Denn Superhelden dürfen in dieser Welt nicht mehr offen agieren und haben geheime, sehr bürgerliche Identitäten zugewiesen bekommen. Das ist für Mr. Incredible mit „frustrierend“ noch nicht hinreichend negativ beschrieben; und als er dann von einer geheimnisvollen Schönheit einen Geheimauftrag angeboten bekommt, schwingt, naja, zwängt er sich in das doch etwas eng gewordene Kostüm und läuft geradewegs in die Falle eines Superbösewichts.

Kurz nach Sam Raimis Spider-Man, aber vier Jahre bevor Marvel mit Iron Man das Superheldengenre so richtig übermenschlich groß machte, setzte Brad Bird mit Die Unglaublichen starken Männern und elastischen Frauen eine sehr liebevoll-ironisches Denkmal, das zugleich mehr als nur ein wenig klassischen James-Bond-Flair verströmt – nicht zuletzt aufgrund der heimlichen Heldin des Films, der Modedesignerin Edna. Vor allem aber ist der Film, bei allen perfekt in Szene gesetzten Explosionen und Verfolgungsjagden, ein ganz und gar moderner Film über Familie und Zusammenhalt, in dem die dramatische Handlung letztlich durch die superheldenhaft überhöhte Midlife-Crisis des Vaters ausgelöst wird.

(FSK 6, empfohlen ab 10 Jahren; bei Disney+ in der Flatrate, überall als VoD)