Die Wände kommen immer näher, die Wohnung als vertrauter Rückzugsort wird zu einem Gefängnis, aus dem praktisch kein Entkommen ist – das sind Gefühle, die im Teil-Lockdown plötzlich für viele von uns nicht nur Realität, sondern auch Normalität geworden sind. Julian Pölsler hat sich bereits 2012 mit seiner Romanverfilmung von Die Wand mit diesem Thema auseinandergesetzt. Und plötzlich sieht sich der Film mit Martina Gedeck in der Hauptrolle mit neuer Relevanz ausgestattet.

Eine scheinbar grundlos und aus dem Nichts auftauchende, unsichtbare Wand sperrt die von Gedeck gespielte namenlose Frau ein. Viel mehr als eine Berghütte, ein Hund und ein bisschen umliegende Landschaft bleiben ihr nicht. Ihr Gefängnis zwingt sie zur Introspektion. Die Wand verpackt all das sehr leise und zurückhaltend, büßt dadurch jedoch nicht an Wirkmacht ein. Mit der Frage, ob die Menschen die Verbindung zu Natur und sich selbst verloren haben, biegt Pölslers Film zwar stellenweise auf nahezu konservativ-regressive Pfade ab, hinterfragt jedoch trotzdem bei dichter Stimmung auf spannend inszenierte Weise das moderne Selbstbild der Menschen.

Die Wand streamt aktuell bei Amazon Prime und ist zum Leihen und Kaufen verfügbar bei Amazon, iTunes, Google Play, Maxdome, Alleskino, Pantaflix und MagentaTV.