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Streaming-Tipp des Tages: Die Tote von Beverly Hills

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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"Die Tote von Beverly Hills" von Michael Pfleghar
"Die Tote von Beverly Hills" von Michael Pfleghar

Vielleicht gibt es gar keine Tote? Der Film beginnt so wie der dazugehörige Trailer: Mit seiner eigenen Premiere, gewissermaßen. Die Schauspieler treten in Abendgarderobe vor das Chinese Theatre in Hollywood und sprechen direkt in die Kamera, als würden Reporter vom Roten Teppich sie befragen. Schon da darf man sich sicher sein, dass es sich bei Die Tote von Beverly Hills keinesfalls um einen 08/15-Krimi handelt.

Ganz im Gegenteil — er lief 1964 sogar im offiziellen Wettbewerb von Cannes. In den Hügeln oberhalb Hollywoods wird eine Leiche gefunden: die 17-Jährige Lu Sostlov (Heidelinde Weis). Der Detektiv Ben (Wolfgang Neuss) nimmt die Ermittlungen auf und findet ihr Tagebuch. Daraus ergibt sich, dass Lu ein recht ausschweifendes Liebesleben geführt hatte. Ist der Täter etwa der schnieke Schriftsteller C.G. (Klausjürgen Wussow), der selbst ständig am Tatort herumschnüffelt?

Die Tote von Beverly Hills ist das Regiedebüt von Michael Pfleghar, der später vor allem Unterhaltsungsshows wie Klimbim oder Wünsch dir was inszenierte. Schade, dass er nicht noch viel häufiger für den Film arbeitete, denn sein Debüt (übrigens auch nach eigenem Drehbuch) kocht geradezu über vor Einfallsreichtum. Ohne Drehgenehmigung hatte Pfleghar den Film an verschiedensten Schauplätzen in Hollywood im Guerillaverfahren gedreht. Das Büro des Detektivs etwa liegt weit oben in einem Hochhaus-Rohbau. Man möchte Die Tote von Beverly Hills im Tandem mit Once Upon A Time In Hollywood schauen, ähnlich verschossen scheinen seine beiden Schöpfer in die sonnenverwöhnte Stadt der Engel.

Die in Schwarzweiß gedrehten Szenen mit dem Detektiv wechseln sich ab mit farbigen, nicht selten völlig delirant verfremdeten Eindrücken aus dem Leben der Lu, die unter anderem einem berühmten Wagner-Tenor verfällt, Ministranten verführt und sich von einem reichen Archäologen ehelichen lässt. Das Ergebnis ist eine Satire, die die Reize des Genrefilms dem kleinbürgerlichen Spießbürgertum der deutschen Nachkriegsgesellschaft gegenüberstellt und dabei wunderbar freimütig deren Empörungsreflexe bedient.

Die Tote von Beverly Hills ist derzeit im Abo von Amazon Prime Video, auf Alleskino und Filmfriend zu sehen. Zum Leihen und Kaufen verfügbar auf Amazon, iTunes, Chili und Maxdome.

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