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Streaming-Tipp des Tages: Transit

Ein Beitrag von Mathis Raabe

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Paula Beer und Franz Rogowski in Transit
Paula Beer und Franz Rogowski in Transit

Pünktlich zum Kinostart von Roter Himmel ist einer der besten und komplexesten Filme von Christian Petzold ins MUBI-Programm aufgenommen worden. Basierend auf einem 1944 erschienen Roman, den Anna Seghers im Exil schrieb, zeigt Transit einmal wieder eine Hauptfigur, die sich in einem Limbus-Zustand verfängt und zu einem ewig kreisenden Geist der Vergangenheit werden muss.

Franz Rogowski spielt einen politischen Flüchtling aus Deutschland, der sich im besetzten Marseille vor den Nazis versteckt. Durch eine Verwechslung kann er sich als ein verstorbener Schriftsteller ausgeben und an das dringend benötigte Transitvisum für eine Überfahrt nach Mexiko kommen. Leider verliebt er sich dann ausgerechnet in die Ehefrau des Schriftstellers (Paula Beer), die fest daran glaubt, dass ihr Mann noch lebt und erst weiterreisen will, wenn sie ihn wiedergefunden hat.

Transit ist nicht nur herzzerreißend, sondern auch ein meisterhaftes Beispiel für eine Literaturverfilmung, in der Vergangenheit und Gegenwart in Kontakt treten. Im Gegensatz zur Vorlage spielt sich die Handlung bei Petzold nicht im Frankreich des Zweiten Weltkriegs ab, sondern in einer alternativen Version des modernen Frankreichs. So entstehen beim heutigen Sehen ebenso wie schon beim Erscheinen des Films 2018 Bezüge zu aktuellen Fluchtbewegungen und Leidensgeschichten von Geflüchteten.

Der Film ist Petzolds Freund und Drehbuchpartner Harun Farocki gewidmet, der 2014 verstarb und an der ersten Drehbuchfassung von Transit noch mitwirkte.

„Transit“ ist im Abo bei MUBI zu sehen.

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